Braunschweig. An der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig hat sich bei den Vorbereitungen zu einem Routine-Experiment ein Unfall mit hochgiftigen Chemikalien ereignet, bei dem ein Mitarbeiter, zunächst unbemerkt und vermutlich durch das Einatmen toxischer Gase, verletzt wurde. Das hohe Gefährdungspotential, der unter anderem krebserregenden und das Nervensystem schädigenden Stoffe, wurde allen Beteiligten erst am folgenden Morgen in vollem Umfang bewusst, so dass die Werkfeuerwehr erst einen Tag nach dem Unfall alarmiert wurde und eine Absperrung des Gebäudetraktes erfolgte. Der Vorfall, der BraunschweigHeute.de jetzt bekannt wurde, ereignete sich bereits am Nachmittag des 6. Oktober und wurde auf Anfrage unserer Online-Zeitung seitens der PTB heute bestätigt.
Offenbar habe ein Materialfehler in einem Glasgefäß einer thermostatisierten Messapparatur dazu geführt, dass die verwendeten Chemikalien Dibromethan und Tribrompropan aus einem inneren Glasbehälter in einen mit 70 Liter Wasser gefüllten Thermostaten auslaufen konnten. "Es handelte sich um etwa vier Liter flüssige, stark toxische (u.a. neurotoxische und karzinogene) Chemikalien, die sich in dem Thermostaten mit 70 Litern Wasser mischten", erklärt PTB Pressesprecher Dr. Dr. Jens Simon gegenüber BraunschweigHeute.de.
Das Gemisch sei dann von insgesamt sechs Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der PTB "mit der gebotenen Vorsicht" in entsprechende Glasgefäße umgefüllt und gesichert wurden, um ein unkontrolliertes Auslaufen des Gemisches aus dem Thermostaten zu verhindern. Allerdings seien diese Glasgefäße nicht hierfür geeignet gewesen.
Gefährdungspotential wurde erst am folgenden Morgen bewusst
"Da zunächst die Sicherung des Chemikalien-Wasser-Gemisches im Vordergrund der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter stand und leider nicht ihre eigene Gesundheit, wurde allen Beteiligten das hohe Gefährdungspotential erst am folgenden Morgen in vollem Umfang bewusst, die Werkfeuerwehr alarmiert und der betroffene Gebäudetrakt abgesperrt", so Dr. Dr. Jens Simon weiter. Auch der Rettungsdienst der Stadt Braunschweig war mit zwei Rettungswagen und einem Notarzteinsatzsatzfahrzeug im Einsatz. "Vom Rettungsdienst und Notarzt wurden sechs Betroffene vor Ort untersucht, es musste keiner vom Rettungsdienst ins Krankenhaus transportiert werden", berichtet Torge Malchau, Abteilungsleiter Gefahrenabwehr bei der Feuerwehr Braunschweig, auf Nachfrage unserer Zeitung. Die kommunale Feuerwehr sei nicht tätig geworden, da die Werkfeuerwehr der PTB den Einsatz fachmännisch abgearbeitet habe und keine Unterstützung durch die Feuerwehr Braunschweig benötigt habe.
Mitarbeiter mit Krankheitssymptomen stationär im Krankenhaus aufgenommen
Ein Mitarbeiter zeigte dennoch Krankheitssymptome der Gleichgewichtsorgane, so dass sich alle beteiligten Mitarbeiter unabhängig vom Rettungsdienst zu einer Kontrolluntersuchung beim Durchgangsarzt ins Krankenhaus begeben hätten. "Während bei fünf Mitarbeitern/innen keine Auffälligkeiten festgestellt wurden, wurde besagter Mitarbeiter aufgrund von Schwindelsymptomen eine Woche im Krankenhaus behandelt", so Dr. Dr. Simon. Der Mitarbeiter sei weiterhin krankgeschrieben, befinde sich jedoch mittlerweile auf einem guten Weg der Besserung.
Sicherheitsmaßnahmen sollen verschärft werden
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt zieht aus diesem Vorfall Konsequenzen, wie ihr Pressesprecher mitteilt: "Die PTB wird diesen unglücklichen Vorfall zum Anlass nehmen, alle Verfahrensweisen beim Umgang mit Gefahrstoffen in ihren Chemie-Laboratorien nochmals genauestens zu analysieren. Entsprechend wird die PTB die nötigen Sicherheitsmaßnahmen in diesem Bereich weiter verschärfen, denn das oberste Gebot ist die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei ihrer täglichen Arbeit."
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