Expertengruppe aus Namibia untersucht legendären Patronengurt

Der Partonengurt aus dem Bestand des Städtischen Museums soll dem hingerichteten Ovambanderu-Anführer Kahimemua Nguvauva gehört haben.

Der Patronengurt aus dem Bestand des Städtischen Museums Braunschweig.
Der Patronengurt aus dem Bestand des Städtischen Museums Braunschweig. | Foto: Städtisches Museum Braunschweig

Braunschweig. Besuch aus Namibia im Städtischen Museum Braunschweig: Eine Expertengruppe der Ovambanderu untersucht einen Patronengurt aus dem Bestand des Museums. Das berichtet die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung.



Das Städtische Museum verfolgt das Ziel, kolonialgeschichtlich belastete Objekte hinsichtlich ihrer Provenienz zu erforschen und im Zuge dieser Recherchen in den Dialog mit Herkunftsgesellschaften zu treten, um mögliche Restitutionsforderungen zu klären und zukünftige partnerschaftliche Kooperationen zu befördern. So empfängt das Städtische Museum am Montag, 25. Oktober, eine Delegation aus Namibia. Die Gäste gehören der Gemeinschaft der Ovambanderu an, die im Gebiet des heutigen Namibia angesiedelt ist und zur Kolonialzeit dem damaligen "Deutsch-Südwestafrika" angehörte.

Kahimemua (3. v. l.) unmittelbar vor seiner Hinrichtung 1896.
Kahimemua (3. v. l.) unmittelbar vor seiner Hinrichtung 1896. Foto: unbekannt


Die Gäste untersuchen auf Einladung des Museums einen Patronengurt, der dem legendären Ovambanderu-Anführer Kahimemua Nguvauva gehört haben soll. Kahimemua wurde von den deutschen Kolonialherren 1896 nach einem niedergeschlagenen Aufstand hingerichtet. Vorher wurde er symbolträchtig entwaffnet: Der aus Braunschweig stammende Händler Gustav Voigts (1866-1934), der auch als Reserveoffizier diente, nahm ihm unter anderem den Patronengurt ab. Voigts verbrachte das Stück nach Braunschweig und übergab es unter Eigentumsvorbehalt dem Städtischen Museum. Im Bestand des Museums befindet sich ein Objekt, das dieser legendäre Patronengurt sein kann. Die Experten der Ovambanderu werden die Ergebnisse ihrer Untersuchung am Runden Tisch dem Museumsteam vorstellen. Gemeinsam werden beide Seiten dann die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Museum und Ovambanderu und eine mögliche Restitution des legendären Patronengurts erörtern.

Bislang keine finalen sachdienlichen Hinweise


"Die Untersuchung durch die Delegation der Ovambanderu ist auch wissenschaftlich von großem Interesse, weil angefragte europäische Ethnologen und auf genetische Untersuchungen spezialisierte Labors bislang keine finalen sachdienlichen Hinweise liefern konnten", sagt Dr. Peter Joch, Direktor des Städtischen Museums Braunschweig. "Gleichzeitig bedeutet eine Kooperation mit den Ovambanderu ein politisches Signal für die Würdigung der Kompetenz der afrikanischen Herkunftsgesellschaft und ein Zeichen für eine zukünftige partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Braunschweig und der Gemeinschaft der Ovambanderu."

Der Patronengurt hat wegen seiner Geschichte für die Ovambanderu und für Namibia als ein Symbol der Identität der Community eine enorme ideelle Bedeutung. In der Dauerausstellung des Städtischen Museums soll eine Vitrine eingerichtet werden, die von den Ovambanderu zu Themen ihrer Geschichte bestückt wird und die Kooperation mit einer Herkunftsgesellschaft dauerhaft sinnfällig macht.


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