Braunschweig. Endspurt für das Braunschweig International Film Festival: Bei einer glänzenden Gala im Großen Saal des Staatstheaters nahmen Samstagabend neun Preisträgerinnen und Preisträger ihre Ehrungen und Auszeichnungen entgegen. Umschwärmter Stargast des Festivals war in diesem Jahr die französische Schauspielerin Sandrine Bonnaire, die ihre mit 20.000 Euro dotierte „Europa“ vor einem jubelnden Publikum empfing.
Von Klaus Knodt:
In einem schwarzblau-glänzenden Etuikleid und ganz ohne große Starallüren schritt die Preisträgerin über den gelben Filmfest-Teppich ins große Haus, wo Laudator Horst Peter Koll (Ex-Chefredakteur des angesehenen Branchen-Newsletters „Filmdienst“) ihr die – etwas schlichte – Auszeichnung überreichte. „Allein ihr Gesicht auf der Leinwand öffnet ein Füllhorn an Geschichten“, schwärmte Koll von Sandrine Bonnaire. „Manchmal streng, wird ihr Lächeln zur frischen Meeresbrise, die durch das Leben rauscht“.
Die Geehrte selbst blieb bei all dem Rummel eher bodenständig und bescheiden, genoss die Festival-Party auf dem Balkon des Großen Hauses – mit Zigarette im Mundwinkel und einem Flaschenbier in der Hand. Sie bedankte sich artig „bei allen Regisseurinnen und Regisseuren, die mir meine Karriere ermöglicht haben“. Das war insbesondere der belgischen Nouvelle-Vague-Ikone Agnès Varda: „Sie hat mich groß gemacht und zu einer richtigen Schauspielerin“ nach ihrem Debut mit 16 Jahren, das sie schlagartig berühmt machte. Seither hat sie 66 Filme gedreht. Nicht immer mit Vergnügen, wie sie auf der Filmfest-Bühne im C1 Cinema vor vollbesetztem Saal den Fans gestand. „Es war saukalt, ich hatte Blasen an den Fingern und konnte mir 12 Wochen die Haare nicht waschen“, erinnerte sie sich an die Dreharbeiten zu „Vogelfrei“, die ihr zum zweiten Mal den französischen Kinopreis „César“ einbrachten. Und auch den Dreh mit Frankreichs Superstar Gérard Depardieu hat sie in schlechter Erinnerung: „Der war echt grausam zu mir als Newcomerin“, so Bonnaire.
Im Louis-Spohr-Saal des Braunschweiger Staatstheaters feierten zahlreiche Gäste den gelungenen Abschluss der Filmfest-Woche. Foto:
Zweiter Star auf der Festival-Bühne neben der 51-Jährigen war Irmin Schmidt, Gründer der legendären Band „Can“, die in den 70-er Jahren auch mit Filmmusiken für Furore sorgte. Er erhielt den „Weißen Löwen“ für sein Lebenswerk. Ein Streichkonzert des gastgebenden Staatstheaters umrahmte seine Würdigung. Vergangene Woche hatte Schmidt als Komponist und Dirigent auf der Probebühne des Großen Hauses mit 30 Musikern des Staatsorchesters ein umjubeltes Konzert gegeben.
Unter den neun Festival-Preisen stach eine neu gestiftete Auszeichnung besonders hervor. Niedersachsens Sozialministerin Dr. Carola Reimann freute sich, der Regisseurin Olga Chajdas für ihr Werk „Nina“ den „Queeren Filmpreis Niedersachsen“ zu übergeben. Reomann: „Mein Ministerium unterstützt das Filmfest als Teil einer Kampagne für sexuelle Vielfalt und Freiheit. Ich bin froh, dass diese Partnerschaft fortgesetzt werden soll. Filme bieten einen zeitgemässen Einblick in die queere Kultur.“
Festivaldirektor Michael P. Aust freute sich über eine gelungene Gala mit seinem Stargast Sandrine Bonnaire. Foto:
Zwischen all den Preisträgerinnen und Preisträgern (die Frauen waren diesmal in der Mehrheit!) strahlte ein zufriedener Festivaldirektor Michael P. Aust: „Das Filmfest Braunschweig hat sich phantastisch entwickelt und ist zu einem Publikumsmagneten für die Region geworden.“ Insgesamt sahen die Besucher rund 300 Filme. Mit dem Filmkonzert zu „Im Westen nichts Neues“ im Städtischen Museum Braunschweig findet das Filmfest heute abend um 18 Uhr seinen Abschluss.
Viele Gäste, links Nachwuchs-Schauspielerin Zoe Pastelle Holthuizen (Preisträgerin „Kinema“), amüsierten sich auf der Filmfest-Party. Foto:
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