Braunschweig. Demografischer Wandel, der Trend weg vom Leistungs- und hin zum Freizeit- und Gesundheitssport, mehr zielgruppenspezifische Angebote: Dies sind nur einige der Herausforderungen, denen sich die Sportentwicklungsplanung heute und in den nächsten Jahren stellen muss. Ein wichtiges Etappenziel ist jetzt erreicht: Eine lokale Planungsgruppe, der Personen und Akteure aus unterschiedlichsten Bereichen und Einrichtungen des Sports angehörten, hat Ziele und Handlungsempfehlungen für die Sportentwicklungsplanung der Stadt Braunschwieg erarbeitet, moderiert vom Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (ikps), das sie am Donnerstag, 19. März, im Sportausschuss vorstellte.
"Nach Nutzerbefragungen und Bilanzierung des zukünftigen Bedarfs an Sportinfrastruktur, etwa zum Bedarf an Schulsporthallen, haben wir in offener, sachorientierter und kreativer Mitarbeit aller Beteiligten Leitziele und Handlungsempfehlungen entwickelt, die eine tragfähige Grundlage für die Arbeit im Bereich des Sports in den kommenden Jahren bilden und wegweisende Perspektiven aufzeigen", kommentierte der für den Sport zuständige Erste Stadtrat Christian Geiger. "Die Handlungsempfehlungen greifen die neuen und komplexen Anforderungen auf, die weit über das Aufgabenfeld traditioneller Sportentwicklungsplanungen hinausgehen. Sportentwicklung wird nicht als rein spartenspezifische Planung, sondern als Teil der Stadtentwicklung betrachtet und mit anderen kommunalen Politik- und Handlungsfeldern und bestehenden Fachplanungen aus anderen Bereichen, zum Beispiel der Schulentwicklungsplanung, eng verzahnt."
In Braunschweig gibt es eine hohe Nachfrage nach sportlicher Betätigung. Rund 70 Prozent der in einer Umfrage Befragten ab zehn Jahren gaben an, regelmäßig mindestens einmal die Woche sportlich aktiv zu sein. Die Sportvereine sind dabei nach wie vor die wichtigsten institutionellen Sportanbieter, etwa jeder vierte Bürger ist rein rechnerisch Mitglied in einem Braunschweiger Sportverein.
Es ist indes ein Wandel zu verzeichnen. "Auch in Braunschweig haben die klassischen Motive des Sports, das Streben nach Leistung sowie Wettkampf und Erfolg, an Bedeutung verloren", erläuterte Geiger. Stattdessen rangieren die dem Freizeit- und Gesundheitssport zuzuordnenden Motive wie Gesundheit und Wohlbefinden, Spaß, Ausgleich und Entspannung, Fitness oder Geselligkeit an der Spitze der Prioritätenskala. Sportaktivitäten finden weniger auf den traditionellen, auf den Wettkampfsport zugeschnittenen Sportstätten statt. Viele der "neuen" Sportlerinnen und Sportler bevorzugen andere Sport- und Bewegungsräume: Wege, Wald, Straßen, öffentliche Plätze etc.
"Mit der neuen Maxime der ‚Lebensqualität im Stadtquartier‘ erhalten Sport- und Bewegungsräume im Quartier eine herausragende Rolle", betont der Erste Stadtrat. "Dies betrifft insbesondere dezentrale, frei zugängliche Sport- und Bewegungsräume, mit deren Gestaltung der ganze Stadtraum als potenzieller Sport- und Bewegungsraum angesehen wird."
Ebenso wichtig seien bedarfsorientierte Ergänzungen des vorhandenen guten Sportangebots durch zielgruppenspezifische Sport- und Bewegungsangebote, insbesondere für Kinder, Senioren und behinderte Menschen. Schließlich, so Geiger, werde es in Zukunft auch verstärkt auf die Kooperation verschiedener Sportanbieter und die Vernetzung von Organisationen ankommen – von der gemeinsamen Nutzung von Bewegungs- und Sportflächen bis zu gemeinsamen Geschäftsstellen.
Besonders beeindruckt zeigte sich Geiger auch davon, dass in der Workshopphase ein breites Eigeninteresse des Braunschweiger Sports deutlich wurde, die Sportstätteninfrastruktur möglichst intensiv auszulasten und entsprechende Anreiz- und Kontrollsysteme vorzusehen, unter Umständen auch Entgelttarife anzupassen, außerdem Finanzierungsquellen jenseits des städtischen Haushalts verstärkt auszuschöpfen.
Den Teilbericht des Sportentwicklungsplans "Ziele und Empfehlungen" veröffentlichen wir im Original hier.
Fit in die Zukunft: "Sportentwicklung wird Teil der Stadtentwicklung"
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