Braunschweig. Die Stadtverwaltung wird den politischen Gremien für die Ratssitzung im November vorschlagen, die sechste Integrierte Gesamtschule auf dem Gelände der heutigen Sporthalle der Tunicastraße zu errichten. Dies empfiehlt die Machbarkeitsstudie, die die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hat. Der Gutachter kommt darin zu dem Ergebnis, dass die Fläche an der Tunicastraße in der Gesamtbetrachtung deutlich besser geeignet ist als der ebenfalls in Rede stehende Bereich des Parkplatzes Großer Hof und Umgebung. Dies teilt die Stadt Braunschweig mit.
Zwar liegt dieser näher an der Innenstadt, doch bietet die Fläche an der Tunicastraße weitaus mehr Platz für den Bau und mögliche spätere Erweiterungen, ist damit leichter zu planen und zu bauen und somit auch günstiger.
Die Stadtverwaltung hatte Ende 2018 vom Rat den Auftrag erhalten, einen Standort für eine weitere Integrierte Gesamtschule zu suchen, um auf steigende Schülerzahlen, insbesondere im Sekundarbereich, vorbereitet zu sein und die nach wie vor hohe Nachfrage nach IGS-Plätzen perspektivisch abdecken zu können. Der vorgesehene Neubau sollte im Innenstadtbereich liegen. Zwischenzeitlich hatte sich herauskristallisiert, dass nur zwei Standorte grundsätzlich Flächen für die geplante Schulanlage bieten würden, die genannten an der Tunicastraße und am Großen Hof. Die Machbarkeitsstudie hat bestätigt, dass beide grundsätzlich in Frage kommen würden, die Vorteile bei der Tunicastraße jedoch deutlich überwiegen.
Leuer: "Erst der Beginn der Planungsphase"
Stadtbaurat Heinz Leuer, dessen Dezernat die Studie beauftragt hatte, machte deutlich, dass die Standortsuche erst der Beginn des Planungsprozesses sei. Er rechne mit einer Dauer von fünf bis sechs Jahren für die Planung und den Bau. Zahlreiche Fragen seien im Planungsprozess zu klären.
Schuldezernentin Dr. Christine Arbogast führte aus, dass im ersten Schritt noch genau definiert werden müsse, wie viele Züge die künftige IGS haben solle. In der Machbarkeitsstudie wurden für beide Standorte drei Varianten betrachtet. Ein Modell mit einem zweizügigen Grundschulbereich und einer fünfzügigen Sekundarstufe I, ein Modell mit einem vierzügigen Grundschulbereich und Sekundarbereich I und ein Modell ohne Grundschulbereich mit einem sechszügigen Sekundarbereich. Alle Modelle sollen einen Sekundarbereich II erhalten. Welches Modell vorgeschlagen wird, steht noch nicht fest. Hier soll jetzt die weitere Diskussion mit der Politik in den nächsten Wochen abgewartet werden. Der Vorschlag wird dann Eingang in die Vorlage zum November-Rat finden. Die Stadtverwaltung hält derzeit aufgrund der weiterhin bestehenden hohen Nachfrage an IGS Plätzen sechs Züge für nötig.
"Alle Optionen an der Tunicahalle machbar"
Klar sei: Alle genannten Optionen seien am Standort Tunicastraße umsetzbar, ebenso wie Erweiterungen zu einem späteren Zeitpunkt, sagte Dr. Arbogast. „Die Fläche bietet die höchste Flexibilität für eine mittel- und langfristig immer nur sehr bedingt absehbare Entwicklung der Schülerzahlen. Sie lässt uns Raum für bauliche Veränderungen, aber auch für Erweiterungen, die zum Beispiel aufgrund von veränderten pädagogischen Konzepten nötig werden könnten.“
Daher favorisiere auch sie diesen Standort, obwohl die Lage nicht so innenstadtnah sei wie der Große Hof. „Allerdings ist mehr als deutlich: Die Planung wäre schwierig, nur mit vielen Kompromissen möglich und Flexibilität für Erweiterungen praktisch gar nicht gegeben. Wir würden von Beginn an mit einem Standort leben müssen, der die Entwicklungsmöglichkeiten der neuen Schulen im wahrsten Sinne des Wortes komplett einengt.“
„Die Anforderungen einer IGS an Fläche und städtebauliche Kubatur würden das Quartier „Großer Hof“ mit seiner kleinteiligen Struktur ganz klar überfordern“, machte Stadtbaurat Leuer klar. „Es würden alle Freiflächen sowie die Grundstücke, auf denen heute die Gebäude der ehemaligen Heinrich-Kielhorn-Schule und der Helene-Engelbrecht-Schule stehen, gebraucht, und eine zufriedenstellend städtebauliche Integration würde dennoch nicht gelingen. Wenn wir das Quartier Großer Hof nicht für die Integrierte Gesamtschule nutzen, bleibt weiter eine Option für eine andere hochwertige Nutzung und Entwicklung des Geländes, die dann aber ausreichend Freiflächen bestehen lassen könnte. Die Entwicklung des Großen Hofs bleibt auf der Agenda.“
"Ein Neubau setzt den Abriss der Tunica-Halle voraus"
Zu den offenen Fragen, die im weiteren Planungsprozess bezüglich des Grundstücks Tunicastraße zu klären wären, gehört die Kompensation für die wegfallenden Hallenkapazitäten. Denn ein Neubau setzt den Abriss der Tunica-Halle voraus. „Die Halle müsste jedoch erst abgerissen werden, wenn wir mit dem Neubau beginnen. Bis dahin muss geklärt sein, wo die Basketball Löwen künftig trainieren können“, sagte Stadtbaurat Leuer.
Es werde voraussichtlich eine neue Halle an einem anderen Standort nötig werden, sagte der Stadtbaurat. Zwar soll auf dem Schulgelände ebenfalls eine neue Halle (Drei-Feld-Sporthalle) entstehen, diese wird jedoch für den Schulsport benötigt, zudem haben die Basketball Löwen besondere Anforderungen an die Trainingsbedingungen, die eine Schulsporthalle nicht erfüllen kann. Die heutige Tunica-Halle ist in keinem guten Zustand mehr. Abgerissen werden müsste sie vermutlich ohnehin früher oder später, auch ohne die Pläne für den Schulneubau, da eine grundlegende Sanierung voraussichtlich unverhältnismäßig teuer würde, verdeutlichte Leuer.
Raumprogramm soll erarbeitet werden
Der nächste Schritt wird nun die Erarbeitung der Vorlage für den November-Gremienlauf mit dem Vorschlag für den Standort Tunicastraße sowie die Festlegung der Zügigkeit sein. Es soll dann kurzfristig auf der Grundlage der Festlegung der Zügigkeit ein Raumprogramm erarbeitet werden, das zur Ratssitzung im Dezember vorgelegt werden soll. Danach würde die Detailplanung mit der Klärung aller offenen Fragen beginnen.
Die Kosten für die neue Schulanlage sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht verbindlich ermittelbar. Dies wird erst im Rahmen der konkreten Planung möglich sein. Zu berücksichtigen ist nicht zuletzt, dass mit Baukostensteigerungen von jährlich fünf Prozent gegenüber einer heutigen Kalkulation zu rechnen ist. Wird dies berücksichtigt, so wäre im Jahr 2025 grob geschätzt von um die 70 Millionen Euro zuzüglich Abrisskosten auszugehen.
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