Braunschweig. Das Niedersächsische Forschungszentrum für Luftfahrt (NFL) der Technischen Universität Braunschweig konnte im Rahmen seines diesjährigen Forschungstages sein fünfjähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass wurde Dr.-Ing. Dirk Heitmann für seine Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Strömungsphysik mit Hermann-Blenk-Forscherpreis sowie die Absolventen Andrea Neumann und Tobias Lohner für ihre Abschlussarbeiten mit dem Karl-Doetsch-Nachwuchspreis ausgezeichnet.
Hermann-Blenk-Forscherpreis für Dr.-Ing. Dirk Heitmann
Der Nachwuchswissenschaftler und ehemalige Doktorand am Institut für Strömungsmechanik beschäftigt sich im Rahmen seiner Forschungstätigkeit mit Luftströmungen, die bei hohen Geschwindigkeiten an den Außenflächen von Raumfahrzeugen auftreten. Diese so genannten Hochgeschwindigkeitsströmungen können bestimmte Flugeigenschaften wie die Geschwindigkeit und Stabilität erheblich beeinflussen. Ihre grundlegende Erforschung ist daher für die zuverlässige Planung künftiger Raumfahrzeuge und deren effizienten Einsatz wichtig.
Unter realen Bedingungen ist es allerdings kaum möglich, Luftströme im Überschallbereich zu messen. Sie werden daher zumeist in Experimenten und mit Hilfe numerischer Simulationen gewonnen. Im Rahmen seiner Tätigkeit am Institut für Strömungsmechanik hat Dr. Heitmann gleich auf beiden Gebieten gearbeitet und international beachtete Forschungsergebnisse erzielt. Diese Ergebnisse, aus denen seine Doktorarbeit sowie weitere Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften hervorgegangen sind, werden die grundlegende Forschung auf dem Gebiet der Strömungsmechanik bereichern.
Karl-Doetsch-Nachwuchspreise für zwei Absolventen
Für ihre herausragenden Abschlussarbeiten wurden zudem Andrea Neumann, betreut vom Institut für Flugantriebe und Strömungsmaschinen der TU Braunschweig, sowie Tobias Lohner, betreut vom Institut für Flugsystemtechnik des DLR Braunschweig, ausgezeichnet.
Andrea Neumann hat sich in ihrer Masterarbeit „Einfluss der Seitenwandströmung bei HAR-Schaufeln“ mit einer speziellen Baugruppe innerhalb eines Flugtriebwerkes beschäftigt. Ziel ihrer Abschlussarbeit war die Definition eines geeigneten Verfahrens zur Bewertung besonders effizienter Triebwerksschaufeln. Diese Schaufeln spielen beim Verdichten der einströmenden Luftmassen in ein Flugzeugtriebwerk und damit bei der Erzeugung der Schubkraft eine wichtige Rolle. Daher sind die Beschaffenheit und das Verhalten dieser Schaufeln sowie Möglichkeiten zur Steigerung ihres Wirkungsgrades wichtige Forschungsthemen, zu denen die junge Absolventin mit Ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag geleistet hat.
Tobias Lohner fertigte seine Diplomarbeit mit dem Titel „Entwicklung von Algorithmen zur Berechnung von virtuellen Kräften und Momenten für die Obstacle Avoidance für einen Hubschrauber im bodennahen Langsamflug“ am Institut für Flugsystemtechnik des DLR Braunschweig an. In diesem Rahmen hat er eine spezielle Software geschrieben, die Hubschrauberpiloten vor Kollisionen bewahren kann. Dazu wertet die Software potentielle Gefahren aus, berechnet eine Ausweichmöglichkeit und gibt dem Piloten ein entsprechendes Zeichen über einen der Steuerknüppel. Durch erfolgreiche Testläufe im Simulator überprüft, leistet die Abschlussarbeit von Tobias Lohner einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Effektivität von Assistenzsystemen für den Kollisionsschutz. Sie trägt damit zur Steigerung der Sicherheit und Einsatzfähigkeit von Hubschraubern, wie etwa bei Rettungseinsätzen in unbekanntem Gelände, bei.
Zum Hermann-Blenk-Forscherpreis und Karl-Doetsch-Nachwuchspreis
Die beiden Namensgeber der durch das NFL verliehenen Preise sind zwei herausragende Persönlichkeiten der Luftfahrtforschung in Braunschweig. Als Initiator der Wiedergründung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt trug Prof. Hermann Blenk entscheidend zum Wiederaufbau der Luftfahrtforschung insbesondere in Braunschweig nach dem zweiten Weltkrieg bei. Prof. Karl Doetsch legte wichtige Grundlagen im Bereich der Flugeigenschaften, die heute noch gültig sind. Der „Hermann-Blenk-Preis“ ist mit 5.000 Euro und der „Karl-Doetsch-Nachwuchspreis“ mit jeweils 1.000 Euro dotiert. Die Preise wurden durch die in Braunschweig ansässige Aerodata AG sowie durch die Airbus Operations GmbH und die Airbus Defence and Space GmbH finanziell unterstützt.
mehr News aus Braunschweig