Fotografie als regionales Gedächtnis

von Sina Rühland




Braunschweig. Als früherer Firmensitz und Produktionsstätte der optischen Manufakturen Voigtländer und Rollei wird Braunschweig gerne als Fotostadt betitelt. Doch was ist heute noch von diesem vergangenen Ruhm erhalten? Das neue Ausstellungsprojekt "Das regionale Gedächtnis" sucht nach der Bedeutung der Fotografie in der Region Braunschweig und Niedersachsen. 

Als erster Teil des zweiteiligen Projektes bietet die Fotoausstellung einen ersten Ein- und Überblick über die aktive fotografische Szene der Region Braunschweig und des Landes Niedersachsen. In den Räumen des Museums für Photographie ist "Das regionale Gedächtnis" vom 23. Januar bis 22. Februar zu sehen.



Die Arbeiten der 17 Fotografen wollen die These der „Fotostadt“ in die Gegenwart übersetzen. Auf den Fährten wichtiger in Niedersachsen agierender Fotografen des 20. und 21. Jahrhunderts haben Mitglieder des Museums, Freunde und eingeladene Gäste neue Arbeiten angefertigt, die sich auf bildliche Spurensuche historischer-kultureller Ereignisse und Traditionen in der Region begeben. Sie interpretieren fotografische Vorläufer neu, erörtern in ihren künstlerischen Kommentaren wichtige Ereignisse, Momente und Orte der kulturellen Identität der Region und stellen bildlich ihre Sichtweisen und Statements vor.

Innenaufnahmen der Lehndorfer Roggenmühle, Protestbilder gegen den Wiederaufbau des Residenzschlosses, der OP-Bunker Cellerstraße, die Schachtanlage Asse II: die Künstler haben für ihre Arbeiten Zwischenräume betreten, die an sich für die Öffentlichkeit zugänglich und doch zum Teil vergessen sind. Es sind Stätten, Objekte oder Blickwinkel, die der Erinnerung und des Betrachtens aus einem anderen Blickwinkel bedürfen. Die Wahrnehmung von Ästhetik, Skurrilität, Symbiose oder der Schönheit des Verfalls intensiviert sich, schaut mit dem Auge des Fotografen.

In Begleitung: das digitale Gedächtnis




Parallel zu den beiden Ausstellungen vertieft eine projektbegleitende Webseite den fotografischen Dialog über das kulturelle Erbe der Region. Als digitale Plattform baut die Webseite ein digitales Gedächtnis der Fotografie auf. Das Archiv erinnert somit einerseits an bereits existierende historische Positionen und setzt diese andererseits in Bezug zu den zeitgenössischen Fotografen. Es stellt mit den eigens angefertigten neuen Arbeiten die agile Fotografenszene der Region vor. Das Webarchiv richtet so ein dauerhaftes fotografisches Gedächtnis der Region ein, das kontinuierlich erweitert werden soll.

Ausstellende Fotografen


Karl-Christian Amme, Thomas Blume, Andreas Bormann, Jürgen Duske, Michael Ewen, Andreas Gießelmann, Axel Grüner, Birte Hennig, Jörg Hennings, Timo Hoheisel, Ulf Jasmer, Henrike Junge-Gent, Helge H. Paulsen, Gert Schneider, Vivien Slopianka, Siegfried Trogisch und Ernst Wagner.

Zu sehen ist "Das regionale Gedächtnis" vom 23. Januar bis 22. Februar in Museum für Photographie, Helmstedter Straße 1. Das digitale Archiv als begleitende Ausstellungskomponente ist unter www.dasregionalegedaechtnis.de zu finden.