Braunschweig. Mit der bedeutenden, aber bislang nur wenig beachteten Braunschweiger Künstlerin und Kunsthändlerin Emilie Esther „Galka“ Scheyer beschäftigt sich eine internationale Tagung am 26. und 27. November im Altstadtrathaus. Hierzu lädt die technische Universität Braunschweig in einer Pressemitteilung ein.
Sie trägt den Titel „Galka Scheyer – A Jewish Woman in International Art Business“, ist öffentlich und findet in englischer Sprache statt. Anmeldungen sind noch möglich. Die Malerin, Kunsthändlerin und -sammlerin Galka Scheyer, geboren 1889 als Emilie Esther Scheyer, stammte aus einer Braunschweiger Unternehmerfamilie, der die seinerzeit größte Konservenfabrik der Stadt gehörte. Für ein jüdisches Mädchen aus gutbürgerlichem Haus ist ihre Biografie ausgesprochen überraschend. Ihr Weg führte sie bis in die USA, wo sie seit 1924 lebte und 1945 in Hollywood starb. Allgemeine Bekanntschaft erlangte sie durch die „Blaue Vier“, die sie gemeinsam mit vier anerkannten Künstlern des Weimarer Bauhauses gründete: Paul Klee, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky.
In Braunschweig ist eine Straße nach ihr benannt
Mit der Gründung der Künstlergruppe wurde sie zur offiziellen Kunsthändlerin der „vier blauen Könige“, wie sie selbst „ihre“ Künstler nannte. Sie organisierte zahlreiche Ausstellungen und Lichtbildvorträge, unternahm Reisen durch Europa, die USA und Asien. Scheyer emigrierte in die USA, wo sie zunächst an wechselnden Orten lebte und sich ein breites Netzwerk an Künstlern, Architekten und vor allem Kunstsammlern aufbaute. Nur zweimal reiste sie noch nach Europa, zuletzt zwischen 1932 und 1933. Hitlers Machtergreifung erlebte sie bei ihrem Besuch in Deutschland und kehrte Ende Mai wieder in die USA zurück. Im August 1933 erwarb sie schließlich bei Hollywood ein Grundstück, auf dem sie ihr Wohnhaus mit einer Galerie errichten ließ. Der bekannte österreichisch-amerikanische Architekt Richard Neutra lieferte den Entwurf dafür. Zahlreiche weitere Architekten, Schauspieler, Künstler usw. zählten zu ihrem Bekanntenkreis. Scheyer starb 1945 in Hollywood. Im Braunschweiger Stadtteil Stöckheim ist heute die Emmy-Scheyer-Straße nach ihr benannt.
Impulse für das Erinnern
Die internationale Tagung wird von der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, Technische Universität Braunschweig, organisiert und in Kooperation mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, dem Städtischen Museum Braunschweig und dem Kultur- und Wissenschaftsdezernat der Stadt Braunschweig durchgeführt. Sie wird gefördert durch die DFG, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie die Bürgerstiftung Braunschweig.
Wissenschaftler aus Deutschland, Europa und den USA werden das Leben und Wirken Galka Scheyers betrachten und neue Impulse für ihr Erinnern in Braunschweig setzen. Im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion in deutscher Sprache soll am 26. November, 18 Uhr ausgehend vom Beispiel Galka Scheyer über das aktuelle Thema „Deutsch-jüdische Kultur – Transformationen und Transfers“ diskutiert werden. Hierzu konnten Dr. Felix Klein, Diplomat und Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, sowie Dr. Miriam Bistrovic, Repräsentatin des Leo Baeck Institute New York | Berlin, gewonnen werden.
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