Braunschweig. Die Gedenkstätte Schillstraße ist erweitert worden. Auf zwei Erläuterungstafeln können sich Besucher über die im Rahmen der Gesamtgestaltung angelegte Sichtbetonscheibe mit der Leuchtschrift sowie den Betonrahmen zur Kennzeichnung der Grabungsfunde informieren.
Zusätzlich gibt es eine Gesamtüberblickstafel über das ehemalige Lagergelände des Außenlagers KZ Neuengamme auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte Schillstraße. Anlässlich des diesjährigen Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar hat Bürgermeisterin Annegret Ihbe die neuen Objekte und Schilder offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Nachdem in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 2016 die Texttafeln des Offenen Archivs an der Gedenkstätte Schillstraße mit Farbschmierereien und Aufklebern mit rechtsextremem Inhalt verunstaltet und unleserlich gemacht worden waren, mussten alle Tafeln ersetzt werden. Kosten: rund 8.000 €. Dank der Unterstützung der Union Kaufmännischer Verein von 1818 und der Stiftung Braunschweiger Land konnten die Tafeln schnell wieder ersetzt werden. Zu der Entscheidung, sich einzubringen, Adalbert Wandt, der Präsident der Union: „Unsere Union hat viele aktive Mitglieder durch die Deportation und Kriegswirren verloren. Auch diesen möchten wir ein ehrendes Andenken erhalten, indem alle jetzigen Mitglieder ein Zeichen gegen falsche Geisteshaltungen und für eine aktive Aufarbeitung unserer Vergangenheit zu setzen. Wir haben uns einer solchen Tat in Braunschweig geschämt.“
„Die Stiftung Braunschweiger Land trägt mit ihrer Arbeit bei, Stadt und Region im Interesse einer positiven Zukunftserwartung zu stärken; dazu gehört auch, durch Wissen um die Vergangenheit die Verantwortung für die Zukunft stark zu machen. Daher haben wir uns für die Schill-Gedenkstätte spontan engagiert“, heben Stiftungsgründer Torsten Hinrichs und Kuratoriumsmitglied Dr. Joachim Gulich hervor.
Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse: „Die Gedenkstätte Schillstraße leistet einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungsarbeit in Braunschweig, die auch durch die Texttafeln dokumentiert wird. Deshalb freue ich mich sehr, dass die Tafeln mit Unterstützung der Kaufmännischen Union und der Stiftung Braunschweiger Land so schnell erneuert werden konnten. Ein besonderer Dank gebührt auch der Volksbank BraWo für die Finanzierung und die Möglichkeit, Sichtbetonscheibe und Betonrahmen auf dem Grundstück des BraWo-Parks realisieren zu können, sowie dem Arbeitskreis Andere Geschichte für die gute Zusammenarbeit.“
Um die Bedeutung der Gedenkstätte noch besser zu erläutern, wurden nach Befassung der politischen Gremien und in Abstimmung mit dem Verein Arbeitskreis Andere Geschichte e. V., welcher die Gedenkstätte für die Stadt betreibt, erläuternde Texttafeln erarbeitet. Zur einheitlichen Gestaltung wurde neben dem begleitenden Text zu den einzelnen Elementen von dem Architekten Marc Aurel Jensen ein einheitliches Piktogramm entwickelt, welches sich auf allen Tafeln wiederfindet. Mit seiner Hilfe sollen die Betrachter auf die einzelnen Standorte hingewiesen und damit auf die Gesamtanlage der Gedenkstätte Schillstraße aufmerksam gemacht werden. Zusätzlich wurde auf allen Tafeln ein QR-Code integriert, über den mit dem Smartphone Informationen abgerufen werden können.
Bürgermeisterin Annegret Ihbe fasste ihren Dank für das Engagement und die große Teilnehmerresonanz an diese Tag zusammen: „Die rabbinische Weisheit, auf die wir unseren Blick richten und die nachts blau erstrahlt (‚Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit‘), mahnt uns an die Zeugnisse der Geschichte im und auf dem Boden, auf dem wir stehen. Wenn wir unserer Verantwortung für ein Zusammenleben in Frieden und Wertschätzung gerecht werden wollen, dürfen wir das, was hier geschah, nicht vergessen. Durch die aktive Teilnahme würdigen wir die Opfer, derer wir heute gedenken.“
mehr News aus Braunschweig