Gedenkstätte Schillstraße: Neue Tafeltexte wurden angebracht


An der Gedenkstätte Schillstraße wurden neue Tafeln angebracht. Symbolfoto: Robert Braumann
An der Gedenkstätte Schillstraße wurden neue Tafeln angebracht. Symbolfoto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann

Braunschweig. An der Gedenkstätte Schillstraße sind am Montag im Beisein der Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Dr. Anja Hesse, und des Geschäftsführers des Arbeitskreises Andere Geschichte sowie der Repräsentanten der impulsgebenden Initiativen, dem „Fritz-Bauer Freundeskreis“ und der Initiative „Denkmal Grauer Bus“, neue Wandtafeln angebracht worden.


„Es bleibt Verantwortung und Aufgabe unserer Gesellschaft, an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern und an das Unrecht, das damals geschehen ist“, sagte Dr. Hesse. „Das „Offene Archiv“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Vergegenwärtigung.“

Für den Fritz-Bauer Freundeskreis sprach Udo Dittmann. Für die Initiative „Denkmal Grauer Bus“ war die Gründerin der Initiative, Ute Stockmann, anwesend, die Erläuterungen zu dem Projekt und weiterführende Informationen zu den Erkenntnissen im größeren Kontext der Euthanasie-Forschung gab. Der Fritz-Bauer Freundeskreis und die Initiative „Denkmal Grauer Bus“ haben, auch als Resultat intensiver Recherchen und öffentlicher Vermittlungsprojekte, Beiträge zur Ergänzung der Textsammlung formuliert und gleichzeitig im Zuge ihrer Arbeit neue Kassetten in das Offene Archiv eingebracht.

In dem Bemühen, sich der nationalsozialistischen Vergangenheit bewusst zu stellen, hat die Stadt Braunschweig ein "Konzept zur Planung, Errichtung und Gestaltung städtischer Erinnerungsstätten zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft", das sogenannte Gedenkstättenkonzept entwickelt, das im Jahr 2001 vom Rat der Stadt verabschiedet worden ist.

Der zentrale Ort des Erinnerns ist dabei die "Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße". Neben einem Denkmal in der Form eines Podestes umfasst das von der Hamburger Künstlerin Sigrid Sigurdsson geschaffene Konzept der Gedenkstätte ein "Offenes Archiv", in dem Braunschweiger Einzelpersonen sowie örtliche Initiativen, Verbände und Institutionen ihre Erinnerungen und Gedanken hinterlegen können. Weit über 100 Kassetten wurden seit 1997 für das Archiv zusammengetragen. Teile des Inhalts der Kassetten werden nach und nach, wie jetzt für die beiden Initiativen, auf Tafeln auf dem Außengelände der Gedenkstätte installiert.

In ihrem Konzept beschreibt Sigrid Sigurdsson die Beschaffenheit des Offenen Archives und stellt den direkten Zusammenhang zu den Tafeln wie folgt dar (Zitat): „Aus diesem schriftlichen Material werden einige Beiträge ausgewählt und in der Größe DIN-A 3 auf Aluminiumplatten gedruckt und sodann auf die freigelegte Betonmauer verbracht (work in progress). Das kann ein fortlaufender Prozess sein (…). Somit wäre die Grenze des ehemaligen Lagers „Schillstraße“ mit den Erinnerungen der Bürger Braunschweigs wiederbelebt und damit ein lebendiges Geschichtsbuch.“

Die Textgeber „Fritz-Bauer Freundeskreis“ und die Initiative „Denkmal Grauer Bus“ haben nun Beiträge für die Tafelwand ausgewählt, die Fritz Bauer (1903 – 1968), Generalstaatsanwalt in Braunschweig und Frankfurt am Main, und seinen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und juristischen Verfolgung von Verbrechen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der Demokratisierung der Bundesrepublik Deutschland einerseits vorstellen, andererseits die Erinnerung an die Opfer der Todestransporte der „Euthanasie-Aktion T4“ auch in Stadt und Region Braunschweig wachhalten. Die jetzt noch leeren Tafeln visualisieren und dokumentieren bewusst die Bedeutung der weiteren Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus.