"Gegebenenfalls entfernen": Die BIBS will alle Denkmäler der Stadt überprüfen

Die Geschichte der Denkmäler Braunschweigs soll breit in der Öffentlichkeit diskutiert werden. In kritischen Fällen wie dem "Kolonialdenkmal" soll auch der Verbleib in Frage gestellt werden.

Auch um das Schill-Denkmal hatte es in der Vergangenheit einige Kontroversen gegeben.
Auch um das Schill-Denkmal hatte es in der Vergangenheit einige Kontroversen gegeben. | Foto: Robert Braumann

Braunschweig. Ob das „Kolonialdenkmal“ am Rande des Stadtparks oder die Gedenksteine an die sogenannte Schutztruppe Deutsch-Südwest im Roselies-Neubaugebiet: In Braunschweig existiert eine Reihe umstrittener Denkmäler. Das findet jedenfalls die BIBS-Fraktion im Rat der Stadt und fordert nun, dass sämtliche Denkmäler in Braunschweig untersucht und kritisch bewertet werden. Anschließend soll über ihren Verbleib, den Umgang und gegebenenfalls ihre Entfernung beraten werden. Ein entsprechender Antrag wird in der Ratssitzung am kommenden Dienstag behandelt. Das teilt die BIBS in einer Pressemitteilung mit.


„‘Black Lives Matter‘: Weltweit wird derzeit über Standbilder, Orts- und Straßennamen debattiert, die noch heute das Andenken an Sklavenhändler und -halter, Entdecker, Imperialisten, Kolonialisten und Rassisten hochhalten,“ erklärt BIBS-Ratsherr Peter Rosenbaum. Da könne es nicht sein, dass der Rat hier in Braunschweig noch 2012 aktiv und mehrheitlich beschlossen habe, Gedenksteine aufzustellen, mit denen die sogenannte Schutztruppe Deutsch-Südwest geehrt werde. "Deren Kriegführung gegen die Herero und Nama im heutigen Namibia hatte 2015 die Bundesrepublik Deutschland offiziell durch den damaligen Bundespräsidenten Gauck und Bundestagspräsident Lammert als Völkermord bezeichnet", erinnert Rosenbaum.

"Fragwürdige Erklärung der Stadtverwaltung"


Besonders fragwürdig sei damals die Erklärung der Stadt gewesen. Diese habe sich den Äußerungen auf höchster Bundesebene nicht anschließen wollen, so die BIBS. Stattdessen habe die Verwaltung in Abgrenzung zum Bundespräsidenten erklärt: "Bis heute gibt es von Seiten der Bundesrepublik Deutschland keine offizielle Anerkennung der Kriegsführung der ‚Schutztruppe Deutsch-Südwest‘ in Namibia als Völkermord." Der Bundestag habe sich diesen Äußerungen noch nicht angeschlossen, habe die Stadt in ihrer Antwort auf die BIBS-Anfrage zum Thema erklärt.

"Mit unserem jetzigen Antrag wollen wir den Anstoß dazu geben, dass die Braunschweiger Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Geschichtswissenschaft ihrer Verpflichtung zu einer adäquaten Abbildung und Untersuchung der Vergangenheit in Zukunft nachkommt. Dafür soll die Geschichte der Denkmäler Braunschweigs breit in der Öffentlichkeit diskutiert werden“, so Peter Rosenbaum abschließend.