Gesundheitsmediatoren: Krebsvorsorge auf Polnisch, Impfen auf Persisch

von Christina Balder




Braunschweig. Medizinische Themen sind für den Laien oft unverständlich, auch wenn Arzt und Patient dieselbe Muttersprache haben. Ungleich schwerer ist es oft für Menschen mit Migrationshintergrund, zu verstehen, welche Angebote es in Deutschland gibt, warum welche Impfungen für Kinder wichtig sind und welche Hilfen man im Gesundheitsbereich in Anspruch nehmen kann. Die Stadt Braunschweig hat nun 19 Mediatorinnen und Mediatoren ausgebildet, die selbst Migranten sind und in ihrer Muttersprache anderen Gesundheitsthemen näher bringen sollen. In zwölf verschiedenen Sprachen, darunter Polnisch, Koreanisch und Persisch, teilen sie ihr Wissen.

"Migranten nehmen Prävention und gesundheitliche Angebote deutlich weniger in Anspruch", sagt Doris Bonkowski, Leiterin des Büros für Migrationsfragen in Braunschweig. Viele wüssten gar nicht, was es alles gibt, und hätten eine gewisse Scheu. "Da brauchen wir Menschen, die ihre Sprache sprechen und kultursensibel vorgehen", sagt Bonkowski. 16 Frauen und drei Männer sind nun interkulturelle Gesundheitsmediatoren. Sie erklären in Informationsveranstaltungen Themen wie Krebsvorsorge, Impfschutz, Pflege und wie das deutsche Gesundheitssystem überhaupt funktioniert.

Viele der Mediatoren haben von Haus aus mit Gesundheitsthemen zu tun. "Manche haben in ihrer Heimat als Krankenschwester gearbeitet, sind hier aber noch nicht im Beruf angekommen", erzählt Bonkowski. Andere erledigten die Mediatorenaufgaben neben ihrem Beruf. Sie sollen einerseits als Multiplikatoren unter ihren Landsleuten wirken, können aber auch offiziell für Vorträge gebucht werden, etwa in Schulen, Kindergärten oder Vereinen.

Als Begleitung in die Praxis kommen sie nur im Notfall mit


Einen Patienten mit mangelnden Deutschkenntnissen zum Arzt zu begleiten, gehört aber nicht zu den Standardaufgaben der Mediatoren - leider, findet Bonkowski. "Ja, das wäre auch wichtig, aber das ist zeitlich nicht zu leisten", sagt sie. Einige der Mediatoren würden das in Notsituationen zwar machen, wenn sonst kein Familienmitglied verfügbar sei, aber der Zeitaufwand sei einfach zu groß: "Da sitzt man ja manchmal drei Stunden - das kann man nicht bezahlen." Man könne auch nicht verlangen, dass all das ehrenamtlich geschehe.

Hintergrund ist das „Drei-Generationen-Projekt Niedersachsen – Gesundheit mit Migranten für Migranten“(MiMi) des Ethno-Medizinischen Zentrums e. V. Hannover, das auch durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, den BKK Landesverband Mitte sowie die Sanofi Pasteur MSD GmbH gefördert wird. In Braunschweig sind bereits im Jahr 2009 ein Mal Gesundheitsmediatoren ausgebildet worden.


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