Glyphosat im Bier - Wolters wehrt sich

von Robert Braumann


Ein kühles Wolters genießen? Auch nach den Erkenntnissen des Umweltinstituts München sieht Geschäftsführer Peter Lehna darin keinerlei Probleme. Foto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Das Pestizid Glyphosat steht unter Krebsverdacht.Die Weltgesundheitsorganisation stuft den Wirkstoff des weitverbreiteten Pestizids als "erbgutschädigend und wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" ein.  Nun hat das Umweltinstitut München den Unkrautvernichter in den 14 meistverkauften deutschen Biersorten nachgewiesen. Wolters gehörte zwar nicht zu den untersuchten Bieren, doch beschäftigt die Berichterstattung auch die Firma in Braunschweig. regionalHeute.de liegt ein Schreiben von Wolters-Geschäftsführer Peter Lehna an die Belegschaft vor, darin kritisiert er auch die Medienberichterstattung.

Auf die Frage, ob auch bei  Wolters das Pestizid Glyphosat nachweisbar sei, sagte Peter Lehna gegenüber regionalHeute.de: "Da wir unsere Produkte wie andere Brauereien auch nicht auf Glyphosat untersuchen, kann ich Ihnen auch nicht sagen, ob und wenn, in welcher Menge sich dieser Stoff in unseren Produkten feststellen lässt." Wie man über die Thematik denke, könne man dem Brief an die eigene Belegschaft entnehmen (Anmerkung der Redaktion, siehe Text unten). "Wir beteiligen uns regelmäßig an Untersuchungen unserer Rohstoffe, die über den Deutschen Brauerbund durchgeführt werden. Eigene Untersuchungen auf einen möglichen Gehalt an Glyphosat unserer Produkte werden wir nicht durchführen.

 Wolters wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Wolters wehrt sich gegen die Vorwürfe. Foto: Werner Heise



Wir versichern Ihnen jedoch, dass wir alle Grenzwerte für Stoffe einhalten, die auf Grund von Umwelteinflüssen (wie bei allen deutschen Brauereien auch) in unsere Biere gelangen. Wir werden keine Untersuchungen in dieser Angelegenheit in Auftrag geben." Zum Hintergrund ergänzt er: "Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. Glyphosatrückstände in Bier seien aus wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff sei. Selbst die höchsten Werte von rund 30 Mikrogramm pro Liter seien jedoch so niedrig, dass die rechnerisch resultierende Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen mehr als 1000-fach niedriger liegen würde als die derzeit als unbedenklich geltenden Aufnahmemengen. Man müsste täglich bis zu 1000 Liter Bier trinken, damit es zu Schädigungen käme, lässt das BFR verlauten. Der für Müsli zugelassene Grenzwert zum Beispiel ist um das 1000-fache höher als die höchsten im zitierten Biertest gefundenen Mengen. Wir sehen keine Gefahr für den Verbraucher.", so Lehna.

Den Brief an die Wolters-Belegschaft veröffentlichen wir ungekürzt und unkommentiert:
Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, am heutigen Tag berichten die Medien zum Teil sehr ausführlich darüber, dass ein Münchner Institut Glyphosat im Bier gefunden hat. Die Art und Weise der Berichterstattung führt wie in so vielen Fällen eher zur Verunsicherung der Bürger als zu deren Aufklärung. Es wird in diesem Fall der Eindruck erweckt, dass sich Glyphosat nur in deutschem Bier befindet und Bier wieder einmal als lebensgefährdendes Lebensmittel einzustufen ist. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung sowie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stellen eindeutig fest, dass von Glyphosat keine Gefahr für unsere Gesundheit ausgeht. Glyphosat wird in der Landwirtschaft eingesetzt, um das Aufkommen von Unkraut auf landwirtschaftlichen Anbauflächen zu verhindern bzw. einzudämmen. Es kommen also nahezu alle landwirtschaftlichen Pflanzenprodukte mit diesem Stoff in Berührung. Es ist sicher nicht schön, dass unsere Lebensmittel unter Verwendung von Herbiziden, Pestiziden und anderen Chemikalien produziert werden. Ohne diese Hilfsmittel allerdings wäre die Menschheit schon lange nicht mehr zu ernähren. Von dieser Thematik sind nahezu alle Lebensmittel betroffen, bei deren Produktion landwirtschaftlich erzeugte pflanzliche Rohstoffe zum Einsatz kommen und nicht immer nur das Bier. Deutsches Bier zählt Dank des Reinheitsgebotes nach wie vor zu den Lebensmitteln, die am wenigsten belastet und frei von Chemie sind. Unsere Rohstoffe werden regelmäßig über den Deutschen Brauerbund auf ihre Unbedenklichkeit hin untersucht. Abschließend ist noch zu bemerken, dass die Berichterstattung der Medien in der heutigen Zeit auf Grund der Sensationsheischerei oftmals die Volksgesundheit um ein Vielfaches stärker gefährdet als jedes Lebensmittel dieser Welt!

Brauer wehren sich


Am 7. März will die EU-Kommission gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten über eine Neuzulassung des Wirkstoffs Glyphosat entscheiden. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel hatte in einem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur in Hannover vorliegt, am Donnerstag eindringlich gefordert, sich gegen eine Neuzulassung zu stellen. Die Werte im Test des Umweltinstituts lagen im höchsten Fall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 Mikrogramm.

 Die Branche reagiert mit Unverständnis.
Die Branche reagiert mit Unverständnis. Foto: A. Donner



Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) rechnet unterdessen mit klaren Worten ab: "Da uns weder die vollständige Untersuchung vorliegt noch die Analysemethoden hinreichend belegt wurden, müssen wir die Seriosität der Untersuchung ernsthaft in Zweifel ziehen". Der DBB weist den Vorwurf des Umweltinstitutes, die Brauereien würden ihre Rohstoffe nicht ausreichend kontrollieren, als absurd und völlig haltlos zurück. Die komplette Stellungnahme finden Sie hier.