Braunschweig. Die Redaktion erreichte eine Mitteilung des Bündnis gegen Rechts. Demnach sollen Neonazis vor einem Einkaufszentrum einen Passanten angegriffen haben.
Die Mitteilung vom Bündnis gegen Rechts: "Am Donnerstagabend (21.Januar) verteilten zwei Mitglieder der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) vor dem Einkaufscenter "Weißes Ross" an der Celler Straße in Braunschweig Flugblätter. Als eine dort einkaufende Person eines der NPD-Flugblätter zerriß, kamen weitere Neonazis dazu und bedrohten und schubsten die Person. Daraufhin entfernte sich die angegriffene Person, wurde jedoch von den Neonazis durch das Einkaufscenter verfolgt. Zum Glück konnte die betroffene Person die Verfolger wieder abhängen. Aus Angst vor weiteren Bedrohungen wurde keine Anzeige erstattet, weil dadurch die Neonazis an die Adresse der anzeigenden Person gelangen können. Stattdessen hat sich die betroffene Person an das Bündnis gegen Rechts gewandt und den Vorfall glaubhaft geschildert. Ein Sicherheitsmann des Einkaufscenters soll das Geschehen beobachtet, aber nicht eingegriffen haben. Bereits am Donnerstag eine Woche zuvor hatte mehrere Kunden des Einkauscenters das Bündnis gegen Rechts informiert, dass dort Aktivisten der JN Flugblätter verteilen."
David Janzen, Sprecher des Bündnis gegen Rechts, zeigt sich angesichts des Vorfalls besorgt über das zunehmend aggressive Auftreten der "Jungen Nationaldemokraten" in Braunschweig: "Erst vor einigen Wochen attackierten Anhänger der NPD-Jugendorganisation am Nibelungenplatz Teilnehmer einer Kundgebung des Bündnis gegen Rechts mit Pfefferspray (regionalheute.de berichtete). Jetzt wird hier jemand in aller Öffentlichkeit vor einem Einkaufszentrum attackiert, weil er ein Flugblatt der NPD zerknüllt hat. Ich hoffe dieser Vorfall sorgt dafür, dass das Management des Einkaufscenters sich Gedanken über die Sicherheit seiner Kunden macht. Es ist ja nicht das erste Mal,dass die Neonazis dort ihre Propaganda verteilen. Es kann nicht sein, dass der Sicherheitsdienst nicht eingreift oder gar absichtlich wegschaut, wenn Neonazis Kunden bedrohen, einschüchtern oder attackieren."
Die Polizei Braunschweig konnte zu dem Vorfall keine Einschätzung abgeben, da keine Anzeige eingegangen ist. Joachim Grande, Pressesprecher der Polizei Braunschweig sagte: "Es ist in solchen Fällen elementar, dass sich Betroffene an die Polizei wenden, nur dann können wir auch etwas unternehmen und auch in solchen Fällen einschreiten."
Center Management weiß von nichts
Heiko Wagner, Centermanager, Weißes Ross, sagte auf Anfrage von regionalHeute.de "Wir bedauern den von Ihnen beschriebenen Vorfall, der sich am 21. Januar 2016 vor dem Weißen Ross in Braunschweig zugetragen haben sollen. Leider haben wir hiervon erst durch Ihr Schreiben Kenntnis erlangt, es gab keine weiteren Bestätigungen aus dem Kreis der Geschäfte oder Kunden." Der Gehweg sei städtisches Gelände und entziehe sich somit dem Zugriff. Die Verteilung von Flugblättern auf dem Gehweg vor dem Weißen Ross würde in den Zuständigkeitsbereich des Ordnungsamtes der Stadt Braunschweig fallen. "Ob der Sicherheitsdienst des Einkaufszentrums das Geschehen bemerkt hat, ist uns zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht bekannt. Hier werden wir weitere Erkundigungen einholen. Selbstverständlich nehmen wir Ereignisse, die die Sicherheit unserer Kunden gefährden, sehr ernst. Wir werden daher eng mit dem Ordnungsamt und der Polizei zusammen arbeiten, um sicherzustellen, dass sich solche Vorgänge nicht wiederholen. Wenn die Verteilung von Flugblättern vor dem Weißen Ross gängigem Recht entgegensteht, werden wir die Stadtverwaltung auffordern, dafür zu sorgen, dass diese in Zukunft unterbunden wird", so Wagner.
***aktualisiert*** 16:01 Uhr
Ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma hat sich nach dem Bericht bei der Redaktion gemeldet. Er habe den Vorfall beobachte und könne die Situation so nicht bestätigen. Er habe nicht zugeschaut, sondern die JN-Aktivisten darauf hingewiesen, dass ein Verteilen ohne Erlaubnis vor Ort nicht erlaubt sei. Es sei zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen, mit einer Person, die ein Flugblatt zerknüllt hätte, aber zu keiner körperlichen. In Zukunft werde man die Polizei rufen, wenn weiterhin Flugblätter ohne Genehmigung vor dem Weißen Ross verteilt werden würden.
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