Großrazzia gegen jugendliche Fans: Aus der Schule abgeholt

von Frank Vollmer


Die Beamten nahmen auf der Suche nach dem Täter an die 90 Eintracht-Fans ins Visier. Foto: Frank Vollmer/Archiv
Die Beamten nahmen auf der Suche nach dem Täter an die 90 Eintracht-Fans ins Visier. Foto: Frank Vollmer/Archiv

Braunschweig/Hannover. Der Versuch, beim Auswärtsderby in Hannover ins Stadion zu stürmen, hatte am Mittwoch ein drastisches Nachspiel für Braunschweiger Fußballfans. In einer großflächig angelegten Aktion durchsuchte die Polizei zirka 90 Wohnungen überwiegend jugendlicher Fußballfans. Einer von ihnen wird wegen versuchten Totschlags gesucht – dies ist auch der offizielle Grund der Durchsuchungen.


Versuchter Totschlag: Kuhfuß traf auf Helm


Rückblick:Bei dem Stürmungsversuch am 15. April 2017 wurden exakt 183 Personen von der Polizei festgesetzt, die sich mit dem Vorwurf von Land- und Hausfriedensbruch auseinandersetzen müssen. Sie alle erwartet ein langes Stadionverbot.Eine dieser Personenwird sich darüber hinaus einer Anklage wegen versuchten Totschlags stellen müssen:Mit einem Kuhfuß wurde ein Polizeibeamter am Helm getroffen.Der Beamte blieb unverletzt. Der Kuhfuß war zuvor offensichtlich zum Aufhebeln eines Tores zum Stadion genutzt worden. Die Polizei Hannover hat nun die Videobilder ausgewertet und unter den seinerzeit festgesetzten Fans mehr als 90 Personen ermittelt, unter denen sie denTäter vermutet– oder die zumindest zur Aufklärung dieser Tat beitragen könnten.
„Die Auswertung wird wohl mehrere Wochen dauern.“Oberstaatsanwalt Thomas Klinge

Mit ihrergroßflächig angelegten Wohnungsdurchsuchung überraschten die Hannoveraner Polizisten am frühen Mittwochmorgen sogar die Kollegen aus Braunschweig.„Die komplette Polizeiaktion war ausschließlich darauf ausgerichtet, den Täter mit dem Kuhfuß zu ermitteln“, bestätigt Oberstaatsanwalt Thomas Klinge von der Staatsanwaltschaft Hannover, an die der Fall mittlerweile weitergegeben wurde. Demnachwurden bei den Wohnungsdurchsuchungen in erster Linie Kleidungsstücke, Datenträger, Handys und Computer sichergestellt. „Die Auswertung wird wohl mehrere Wochen dauern, auch wenn es aufgrund des versuchten Totschlags priorisiert behandelt wird“, so Klinge. Vor allem die Datenträger sollen hinsichtlich dieses Vergehens ausgewertet werden.


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Das Tor vor der HDI-Arena. Hier versuchten die 183 zu stürmen. Foto: Grimm




Größtenteils jugendliche Männer


Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass mehrere hundert Polizeibeamte bei der Aktion im Einsatz waren und die Fußballfans in den Morgenstunden in deren Wohnungen überraschten.Nach Informationen von regionalSport.dehandelt es sich bei einem Großteil der Betroffenenum junge Männer, teilweise noch im schulpflichtigen Alter, die bei ihren Elternleben.Einer dieser Jugendlichen soll von den Beamten sogaraus der Schule abgeholt worden sein, da er dort wegen einer Veranstaltung übernachtet hatte. Dass es sich bei den Betroffenen ausschließlichum Jugendliche handelt,kannThomas Klinge dagegen nicht bestätigen, „es ist aber davon auszugehen, dass da auch junge Menschen dabei waren.“

Die exakte Zahl der eingesetzten Beamten wird aus polizeitaktischen Gründenungenannt bleiben. Auch über die konkrete Anzahl der durchsuchten Wohnungen lässt sich derzeit nichts genaues sagen. „Vor Ort kommt es häufig zu Überraschungen“, erklärt der Oberstaatsanwalt im Gespräch mit regionalSport.de und ergänzt: „Geplant waren 92.“

Betroffenetrafen sich am FanHaus


Am Mittwochabend trafsich ein Großteil der von den Durchsuchungen betroffenen am FanHaus hinter dem Eintracht-Stadion, um sich über die Rechtslage auszutauschen.Wirklich befürchten müssen die Meisten von ihnen keine weiteren Strafen– sofern die Polizei nicht bei ihnen fündig wurde. „Weitere Anklagen wird es zumindest aus dem Zusammenhang der gestrigen Aktion heraus also nicht geben“, bestätigt auch Staatsanwalt Klinge.


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Die Betroffenen trafen sich am Mittwochabend zahlreich am FanHaus. Foto: Archiv/ Braumann




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