Braunschweig. Hagen Rether war zu Gast bei Kultur im Zelt – und die Besucher brauchten ziemlich viel Sitzfleisch, wollten sie den gesamten Auftritt miterleben. Über drei Stunden legte der Künstler den Finger in die Wunde unserer Gesellschaft. Sein Kredo, jeder müsse bei sich selbst anfangen, um die Welt ein Stück weit besser zu machen.
Wir Leben im Überfluss, Essen zu viel Fleisch, verschwenden Wasser, prügeln die Kinder viel zu schnell durch unser Schulsystem, beuten andere Länder aus, wählen die falschen Anführer und beschweren uns am Ende darüber, dass Dinge aus dem Ruder laufen – da läuft doch etwas falsch, ist sich Rether sicher. Ja, es sind durchaus unangenehme Dinge, die der Künstler anspricht und gewohnt eloquent an die Zuhörer weiter gibt. "Man kann doch nicht jahrelang Fleisch fressen und mit dem Gichtanfall den Metzger anzeigen." oder "Ich hör hier immer selber denken. Nee, selber handeln. Wir haben doch kein Denkdefizit. Wir haben ein Umsetzungsdefizit." Dazu gibt er immer wieder Pointen ab, die zu Lachern führen. Gerade die zweite Hälfte des Programms wird für einige zur Belastungsprobe, es wird noch ein Stück ernster und einige Plätze im Zelt leeren sich. Doch wer Rether kennt, weiß das er nicht für einen Schenkelklopfer nach dem anderen steht. Er möchte zum Nachdenken anregen und das gelingt ihm. Die Besucher müssen sich auf in einlassen und das ist nicht immer bequem, aber eben seine Art. So erntete der Kabarettist am Ende des Abend eine menge Applaus, für einen Abend, der nicht nur dem Künstler, sondern auch den Zuschauern etwas abverlangt hatte.
Hagen Rether zu Gast in Braunschweig
von Robert Braumann
Hagen Rether war zu Gast bei Kultur im Zelt – und die Besucher brauchten ziemlich viel Sitzfleisch, wollten sie den gesamten Auftritt miterleben. Foto: Robert Braumann