"Halbgötter in Weiß" zeigen menschliche Seite: "Wie Ärzte ticken"

von Christina Balder


| Foto: Christina Balder



Braunschweig. "Es ist für Patienten manchmal eine erschütternde Nachricht, aber Ärzte sind auch Menschen." Klaus Konstantin sagt es, ein ganzer Abend in der Welfenakademie zeigt es. Dort ging es am Donnerstagabend in einer Veranstaltung des Arbeitgeberverbandes (AGV) darum, "wie Ärzte ticken". Und darum, dass sie neben ihrem Beruf auch noch ein Leben haben, das im Fall der drei eingeladenen Vertreter ihrer Zunft sogar sehr spannend ist. 

Elke Fasterding vom AGV unterhielt sich auf dem Podium mit den drei Ärzten Dr. Klaus Konstantin, Dr. Jan Behrens und Dr. Reinhard Laskowski. Sie alle erzählten von ihrem Berufsalltag und dem, was sie zum Ausgleich tun: Behrens, der vor seinem Medizinstudium bereits Musik studiert hatte, ist Pianist und Komponist. Den Erlös seiner CDs spendet er an gemeinnützige Projekte. Konstantin war schon mehrfach mit den Ärzten ohne Grenzen in Krisengebieten im Einsatz und Laskowski widmet sich in seiner Freizeit der Archäologie und der Kunst.



Wie menschlich Ärzte sind, beschreibt die Liste ganz gut, die Jan Behrens als Antwort auf die Frage nach ärztetypischen Krankheiten herunterrattert. Bluthochdruck, Kopf- und Rückenschmerzen, Depressionen, chronische Bronchitis vom Zigarettenkonsum - alles Folgen des stressigen Berufsalltags. Da ist es kein Wunder, dass Behrens sich ausgerechnet Entschleunigung am meisten wünscht: mehr Zeit für Patienten haben, selbst einen Arbeitsgang mal in Ruhe ausführen können.

Dazu kommen die Eindrücke, die man notgedrungen nach der Arbeit mit nach Hause nimmt. Klaus Konstantin ist nicht nur Chefarzt der Anästhesie am Herzogin Elisabeth Hospital, sondern auch Leitender Notarzt. Entgegen der Vermutung von Elke Fasterding sind es aber nicht die schrecklichen Unfallszenarien, die Konstantin im Kopf mit nach Hause nimmt. "Die meisten Notfälle, zu denen der Notarzt fährt, sind ohnehin Schlaganfälle oder Herzinfarkte - also unblutig", sagt er. Viel mehr beschäftige ihn die soziale Lage, in denen sich viele Patienten oft befänden. "Das hängt mir mehr nach als ein dramatischer Anblick", sagt Konstantin.



Mit Menschen, deren soziales Umfeld oft so gestört ist, dass sie sich - häufig auch unter Einfluss von Stress - in eine Sucht flüchten, hat Reinhard Laskowski zu tun. Er ist Psychotherapeut und leitet die Suchtklinik Erlengrund in Salzgitter-Ringelheim. Von Alkohol über Medikamente und illegale Drogen bis hin zu Glücksspiel- oder Internetsucht ist da alles dabei. Und trotz seiner  Erfahrung und seines Psychologiestudiums gab es einen Punkt in seinem Leben, an dem er die Waffen strecken musste: Die Pubertät seiner vier Kinder. "Das kann so furchtbar sein!", ächzt er. "Als Vater ist man dann genauso furchtbar und benimmt sich genauso dämlich wie andere Eltern, da hilft das Psychologendasein gar nichts."