Hanse-Urkunde gehört jetzt zum Weltdokumentenerbe

Eine öffentliche Präsentation der Hanse-Urkunde ist vorgesehen, wenn die offizielle Mitteilung der UNESCO aus Paris eingetroffen ist.

Die Urkunde des Hanse-Vertrags von 1476.
Die Urkunde des Hanse-Vertrags von 1476. | Foto: Stadt Braunschweig / Daniela Nielsen

Braunschweig. Eine im Braunschweiger Stadtarchiv verwahrte Urkunde gehört ab sofort zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Der Exekutivrat der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Paris hat sie als Weltdokumentenerbe in das internationale Register "Memory of the World" aufgenommen, teilte die Stadt am heutigen Dienstag mit.



Bei dem Dokument von 1476 handelt es sich um eine in zeitgenössischer Sprache so genannte "Tohopesate" ("Zusammensetzen"), das heißt einen Bündnis- und Hilfeleistungsvertrag zwischen 19 Hansestädten, darunter Braunschweig, geschlossen zur Verteidigung der Handelsinteressen gegen einen politischen oder militärischen Gegner. Die Urkunde ist Bestandteil einer Reihe von Dokumenten zur Geschichte der Hanse aus Archiven in Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Lettland und Polen, die in das UNESCO-Register eingeschrieben wurden.

Braunschweig wird gast des internationalen Hansetages


"Die Zugehörigkeit zur Hanse ist eine wichtige Epoche der Braunschweiger Geschichte", kommentiert Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum. "Bis heute erinnern unsere Stadtfarben Rot und Weiß daran, die einst die Farben der Hanse waren. Deshalb freue ich mich sehr, dass ins Weltdokumentenerbe eine Urkunde aufgenommen wurde, die im Stadtarchiv, dem Gedächtnis unserer Stadt, aufbewahrt wird. Die Idee der Hanse lebt bis heute fort. Braunschweig ist Mitglied im Städtebund DIE HANSE und unterstützt das Ziel, die Hanse als Lebens- und Kulturgemeinschaft der Städte lebendig zu halten. Im Jahr 2027 wird unsere Stadt Gastgeberin des internationalen Hansetages sein." Eine öffentliche Präsentation der Hanse-Urkunde ist vorgesehen, wenn die offizielle Mitteilung der UNESCO aus Paris eingetroffen ist.

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gehörte Braunschweig mit etwa 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern neben Lübeck, Hamburg und Bremen zu den größten Städten Norddeutschlands. Weil sie am Schnittpunkt großer Fernhandelsstraßen lag, war die Stadt schon zu dieser Zeit ein wichtiges Handels- und Gewerbezentrum. Vor allem Herzog Heinrich der Löwe und Kaiser Otto IV. förderten im 12. und 13. Jahrhundert die Entwicklung Braunschweigs zu einer Stadt von überregionaler Bedeutung.

Über Jahrhunderte hinweg hat sich die Stadt Braunschweig aktiv in die Politik der Hanse eingebracht. Abgesandte der Stadt waren seit 1356 an zahlreichen Hansetagen beteiligt. 1427 fand ein von vielen Städten besuchter Hansetag in Braunschweig statt.

Um ihre handelswirtschaftlichen Interessen zu sichern, gingen die Braunschweiger im 14. und 15. Jahrhundert zahlreiche Bündnisse im Sächsischen Städtebund und in der Hanse ein. Ein solcher Vertrag ist in der jetzt unter den Schutz der UNESCO gestellten "Tohopesate" dokumentiert (Details siehe Anhang). Wegen seiner besonderen Bedeutung wurde Braunschweig 1494 zum Vorort des sächsischen Quartiers der Hanse. Auch am letzten Hansetag, der 1669 in Lübeck stattfand, nahmen Vertreter der Stadt Braunschweig teil.

Seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert kam es vermehrt zu Konflikten mit den Braunschweiger Herzögen, die mehrmals versuchten, die unabhängige Stadt zu unterwerfen. Mit Unterstützung anderer Hansestädte gelang es den Braunschweigern bis ins 17. Jahrhundert, diese Versuche abzuwehren.


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