Hoffnung für chronische Schmerzpatienten

von Robert Braumann


Mit Strom chronische Schmerzen mindern? Auch in Braunschweig wird die Technik eingesetzt. Foto: Robert Braumann
Mit Strom chronische Schmerzen mindern? Auch in Braunschweig wird die Technik eingesetzt. Foto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Kaum größer als ein MP3-Player und doch für einige Patienten die letzte Rettung – Neurostimulatoren können chronischen Schmerzpatienten das Leben erleichtern. Von chronische Schmerzen wird gesprochen, wenn Schmerzen immer wieder auftreten oder länger als sechs Monate andauern. Die deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie und der Verein Schmerzliga berichten, dass allein in Deutschland 15 Millionen Menschen darunter leiden. Die Technik kann sie zwar nicht heilen, aber die Schmerzen lindern. Durch die Geräte werden Nerven mit Strom stimuliert. Es wird ein positiver Reiz gesetzt, der den negativen überlagert. Statt chronischer Schmerzen, fühlt der Patient im Idealfall ein leichtes Kribbeln an der betroffenen Stelle. RegionalBraunschweig.de hat sich dazu mit Dr. Martin Willmann (Oberarzt Städtisches Klinikum Braunschweig, Facharzt für Neurochirurgie) unterhalten.

Ab und an werden die Neurostimulatoren auch als Schmerzschrittmacher bezeichnet. Diese nicht ganz korrekte Bezeichnung, geht auf den Ursprung der kleinen Helfer zurück. Eigentlich wurden die Geräte als Herzschrittmacher entwickelt. Seit Mitte der 80ziger Jahre setzt man sie aber auch in der Neurochirugie ein. In den letzten Jahren rücken sie wieder stärker in den Fokus, auch weil die Technik immer kleiner und zuverlässiger wird, erzählt Willmann.

Mit Strom zur Linderung?


Doch wie funktionieren die kleinen Geräte? Es gibt zwei Methoden lässt Willmann wissen. Bei der ersten werden winzige Elektroden auf das Rückenmarkt gelegt. Der Mediziner führt diese über eine Punktion ein. Dabei ist der Patient wach und nur örtlich betäubt. Dann wird der Neurostimulator eingeschaltet, um zu schauen, ob die Elektroden die richtigen Nerven stimulieren. Verspürt der Patient ein leichtes Kribbeln an der betroffenen Stelle, liegen die Elektroden richtig und können vernäht werden. Diese OP wird in erster Linie dann eingesetzt, wenn Patienten chronische Schmerzen in den Beinen haben. Bei der zweiten Methode werden die Elektroden von innen am Rücken an der Haut vernäht. Das geschieht meist bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Nach dem Eingriff folgt eine Testphase von sechs bis sieben Tagen. Sollte diese erfolgreich sein, wird der Neurostimulator unter Vollnarkose unter die Haut gelegt. Er kann nach der richtigen Programmierung durch den Arzt vom Patienten von außen ein- und ausgeschaltet werden. Die Programmierung wird mit einem externen Gerät vom Mediziner vorgenommen. Nicht immer müssen die Geräte rund um die Uhr laufen, berichtet Willmann. Betroffene könnten dann zum Beispiel in der Nacht auf die Stimulation verzichten, wenn sie im Liegen nicht so mit ihren Schmerzen zu kämpfen haben.

An vielen Stellen einsetzbar


Rund die Hälfte der behandelten Patienten gibt an, nach zwei Jahren eine Schmerzlinderung von rund 60 Prozent zu verspüren. Willmann bewertet diese Zahlen als Erfolg. "Man hat den großen Vorteil, dass so Medikamente eingespart werden können. Es wird nichts zerstört, allein durch Storm wird eine Verbesserung erreicht." Dennoch gibt es natürlich auch bei diesen Operationen Nebenwirkungen. Es kann Infektionen geben und zu Verletzungen am Rückenmark kommen, letzteres sei bei ihm aber nie geschehen, lässt der Oberarzt wissen. Das Kribbeln würden die meisten Patienten im übrigen als angenehm empfinden. Sollte jemand nicht mit der Technik zurechtkommen, würde das in der Regel schon in der Testphase auffallen. Ob eine solche Behandlung in Frage kommt, sollte immer mit dem Hausarzt abgesprochen werden. Der könne dann eine Überweisung in die Sprechstunde bei ihm in die Wege leiten, so der Neurochirug. Wichtig ist dem Mediziner noch, dass mit der Methode Nerven am ganzen Körper mit positiven Reizen erreicht werden können. Es handele sich nicht um eine Technik, die nur am Rücken angewendet werden könne. Auch bei chronischen Nervenschmerzen im Arm, habe er schon helfen können.