Braunschweig. Es sind vier Buchstaben, die für Menschen, die mit Leberzirrhose erkrankt sind, neue Hoffnung bedeuten können: TIPS. Dies ist die Abkürzung für "transjuguläre intrahepatische portosystemische Shunt" und beschreibt eine minimalinvasive - das heißt mit kleinstmöglichem Aufwand eingreifende - Methode, die am Klinikum Braunschweig angewendet wird. Durch den TIPS kann das vor der erkrankten Leber angestaute Pfortaderblut nach Anlage einer "Kurzschlussverbindung", eines sogenannten Shunt durch die Leber direkt zum Herzen geleitet werden. So erreicht man, dass lebensbedrohliche Komplikationen, die aus einem Stau des Pfortaderblutes vor der kranken Leber resultieren, vermieden werden können. Das berichtet das Städtische Klinikum in einer Pressemitteilung.
Die Intervention wird am Klinikum Braunschweig von Dr. Mathis Planert, Oberarzt der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, durchgeführt. Unterstützt wird er interdisziplinär von der Klinik für Gastroenterologie. Prof. Dr. Wiggermann, Chefarzt der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, begrüßt dieses Verfahren sehr: „Die portale Hypertension – übersetzt der überhöhte Druck in der Pfortader - ist die häufigste Ursache für schwere Komplikationen bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Lebererkrankungen. Mit der minimalinvasiven Anlage eines TIPS kann die portale Hypertonie gesenkt und eine statistisch signifikante Verbesserung der Prognose erreicht werden – dies tun wir erfolgreich am Klinikum Braunschweig und sind in dieser Region das einzige Klinikum, das dieses Verfahren anwendet.“
TIPS kann potentiell tödlichen Komplikationen vorbeugen
Bei einer Leberzirrhose (einem narbigen Umbau mit Verhärtung der Leber) ist der Weg für das Blut durch die Leber erschwert und der Druck im Blutgefäß vor der Leber (Pfortader) steigt an. Es entstehen Umgehungskreisläufe, um das Blut zum Herzen zu transportieren, wie zum Beispiel in der Speiseröhre die sogenannten Oesophagusvarizen (Krampfadern der Speiseröhre). Diese Krampfadern können platzen/bluten und damit schwere Komplikationen bis hin zum Tod verursachen. Ebenso kann es durch die Leberzirrhose und den „Pfortaderhochdruck“ zur Bildung von Bauchwasser (Aszites) kommen, das manchmal durch Medikamente nicht gut, oder nur mit Problemen aus dem Körper zu bekommen ist und auch zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Durch die Drucksenkung in der Pfortader nach Implantation eines TIPS kann man diese Komplikationen bei etwa 60 bis 70 Prozent der Patientinnen und Patienten vermeiden oder abmildern. Die Anlage des TIPS ist also eine Chance, die Folgen der Leberzirrhose zu mildern. Dennoch ist das Einsetzen des Shunts stark von den individuellen Gegebenheiten abhängig.
Dr. med. Mathis Planert fügt hinzu: „Wichtig ist, dass man versteht, dass ein TIPS die Lebererkrankung nicht heilen kann, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit die Symptome bessert, Komplikationen vermeidet und die Lebensqualität erhöht.“
Mehr Informationen zu diesem Thema gibt es auf dem YouTube-Kanal des Klinikums Braunschweig.
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