Hoffnung für Patienten mit Hauterkrankungen

von Robert Braumann


Wolf-Michael Schmid, Prof.Wolfgang Viöl, Dr.Andreas Helmke, Dr.Dirk Wandke und Prof.Gramm (von links), bei der Preisübergabe. Foto: Siegfried Nickel
Wolf-Michael Schmid, Prof.Wolfgang Viöl, Dr.Andreas Helmke, Dr.Dirk Wandke und Prof.Gramm (von links), bei der Preisübergabe. Foto: Siegfried Nickel | Foto: Siegfried Nickel



Braunschweig, Hauterkrankungen machen vielen Menschen zu schaffen. Neurodermitis, Schuppenflechte oder chronische Wunden gelten als Volkskrankheiten. Um Hautwunden zu heilen, muss der gestörte Sauerstoffzufluss wiederhergestellt werden. Wichtig ist zudem die Keimreduktion. Ein handliches Gerät erzielt nun in dieser Hinsicht Erfolge. Der "PlasmaDerm®" erzeugt kaltes Plasma direkt auf der Haut. Diese Medizintechniklösung – eine Weltneuheit – beschleunigt die Wundheilung deutlich und wurde auch in Braunschweig entwickelt. 

"Nach typischerweise 16 Anwendungen von jeweils 90 Sekunden ist der Heilungsprozess signifikant angestoßen", berichtet der Plasmaphysiker Professor Wolfgang Viöl. Zirka 150 Geräte sind bereits in Kliniken und Arztpraxen im Einsatz. Für den Transfer erhielten drei Wissenschaftler am 20. November den mit 10 000 Euro dotierten Technologietransferpreis der IHK Braunschweig: Professor Wolfgang Viöl und Dr. Andreas Helmke (beide Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik Braunschweig/Göttingen) sowie Dr. Dirk Wandke, der heute Geschäftsführer des technologieaufnehmenden Unternehmens CINOGY GmbH in Duderstadt ist. Der Technologietransferpreis wurde in diesem Jahr zum 31. Mal verliehen. Insgesamt sind 82 Preisträger mit 38 Transferobjekten und einer Preissumme von mehr als 270 000 Euro ausgezeichnet worden, freute sich IHK-Präsident Dr. Wolf-Michael Schmid.

Leichte Anwendung


Mit den Erfindungen, die für die Unternehmen häufig mit einer weltweiten Alleinstellung verbunden waren, wurden beachtliche Markterfolge erzielt. Beim PlasmaDerm® vergingen von der ersten Anmeldung für das Grundlagenpatent bis zur CE-Zertifizierung als Medizinprodukt genau zehn Jahre.  Er soll in Zukunft auch für Privatpersonen zugänglich gemacht werden. Die Anwendung ist simpel: Eine auswechselbare Elektrode wird auf ein Handgerät gesteckt. Die Elektrode wird 90 Sekunden lang auf die zu behandelnde Hautfläche aufgelegt, zwei- bis dreimal wöchentlich über drei Wochen.  Besonders gute Erfolge zeigen sich auch bei Patienten mit offenen Beinen. "Bei der Behandlung wird die Umgebungsluft zwischen der Elektrode und Behandlungsfläche in ein physikalisches Plasma umgewandelt. Wir erzeugen kleine, kalte, gezähmte Gewitterblitze auf der Haut", erläutert Professor Wolfgang Viöl. Das Plasma enthält heilungsfördernde Komponenten, die bereits einzeln als medizinische Therapien eingesetzt werden: ein stimulierendes elektrisches Feld, aktivierte Teilchen in der Umgebungsluft wie Sauerstoff und Ozon und niedrigdosiertes UV-Licht. Verschiedene Mechanismen wirken zusammen und helfen, den Körper zu aktivieren. Das Verfahren verbessert die Durchblutung, tötet Bakterien und Viren ab und reduziert den Juckreiz. Als nächste geplante Anwendungsgebiete nennt Professor Wolfgang Viöl die Förderung der Wundheilung im Rahmen operativer Eingriffe, die Bekämpfung resistenter Keime und die Kosmetik. Geplant sind auch Forschungsaktivitäten in Richtung Neurodermitis, Schuppenflechte, Warzen und Nagelpilz. "Es gibt auch Forschung in Richtung Krebstherapie. Ein großes Potenzial."