Braunschweig. Das Städtische Museum Braunschweig konnte kürzlich seine königliche Hoheit Chief Charles Taku im Haus am Löwenwall als Gast begrüßen. Chief Charles Taku ist ein bekannter Anwalt für Menschenrechte am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
An das Braunschweiger Museum kam er in seiner Position als offizieller Repräsentant der Königsfamilie der Bangwa und Seiner Majestät Fontem Asabaton, dem König der Bangwa, einer Bevölkerungsgruppe im anglophonen Gebiet von Kamerun. Aus diesem Gebiet stammen einige Objekte der Ethnologischen Sammlung des Städtischen Museums. Diese Gegenstände wurden während der deutschen Kolonialzeit in Kamerun von Kurt Strümpell, einem Angehörigen der "deutschen Schutztruppe", auch im Kontext gewaltsamer Militärexpeditionen, vereinnahmt.
Recherchen von Museumsmitarbeiterin Isabella Bozsa im Rahmen des Forschungsprojekts PAESE ("Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen") ergaben, dass einzelne Objekte der Kamerun-Sammlung des Museums auf Chief Charles Takus Urgroßvater, den damaligen Herrscher Fontem Asonganyi, als Vorbesitzer zurückgehen. Fontem Asonganyi wurde nach einem mehrjährigen Krieg zwischen den Bangwa und deutschen Truppen von der deutschen Kolonialadministration ins Exil verbannt. Chief Charles Takus Besuch soll dem transparenten Umgang mit der Sammlung und der gemeinsamen Aufarbeitung der Kolonialgeschichte dienen sowie zur Erarbeitung einer wissenschaftlichen Grundlage für Verhandlungen über mögliche Restitutionen beitragen.
Das Städtische Museum Braunschweig ist Teilnehmer am Forschungsprojekt PAESE, das von der VolkswagenStiftung finanziert wird. Beteiligt sind neben dem Braunschweiger Museum die Landesmuseen Hannover und Oldenburg, das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim sowie die Ethnologische Sammlung der Universität Göttingen. Ziel von PAESE ist es, die Herkunft der Objekte in ethnographischen Sammlungen Niedersachsens zu erforschen und damit zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte an Museen beizutragen. Eine zentrale Frage ist, unter welchen Umständen Objekte während der deutschen Kolonialzeit erworben wurden und wie deutsche Museen heute mit ihrem kolonialen Erbe umgehen sollen und dürfen.
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