Braunschweig. Mehrere tausend Menschen gingen am Montag auf Braunschweigs Straßen, um überwiegend friedlich zu demonstrieren. Die einen gegen die Islamisierung des Abendlandes (Bragida/Pegida), die anderen für Vielfalt, Toleranz und gegen rechtes Gedankengut (Bündnis gegen Rechts und weitere). Am Rande kam es vereinzelt zu Zwischenfällen. Demonstranten vermummten sich, zündeten Knallkörper und warfen Gegenstände in die Menge. Die Polizei reagierte mit Pfefferspray und stellte die Identitäten einiger Personen fest. BraunschweigHeute.de berichtete im Live-Ticker von den Ereignissen vor Ort und hat diese in einem Videobeitrag zusammengefasst, den wir an dieser Stelle veröffentlichen. Weitere Bilder und Reaktionen folgen.
Aktualisiert 10.00 Uhr – Polizei zieht Fazit
Polizeibekannt: Zwei Drittel der Bragida-Demonstranten seien der rechten Szene zuzuordnen
Im Gespräch mit Wolfgang Klages (Pressesprecher, Polizei Braunschweig) konnte BraunschweigHeute.de noch einmal die Geschehnisse des gestrigen Abends aus Sicht der Einsatzkräfte aufarbeiten. Die Polizei geht von rund 5.000 Gegendemonstranten und 500 Teilnehmern auf Seiten der Bragida-Demo aus. Es sind rund 400 Polizisten im Einsatz gewesen, um die Veranstaltung zu sichern. Darunter auch Kräfte der Bereitschaftspolizei. Diese hatten am Abend eine Sicherheitszone zwischen den beiden Lagern eingerichtet. Diese wurde allerdings von einigen Gegendemonstranten umgangen. So das sich die beiden Lager bis auf wenige Meter nähren konnten. Wolfgang Klages sagte: "Das Versammlungsgesetz schreibt es vor, dass die verschiedenen Lager in Sicht- und Hörweite sein müssen. Deshalb war eine strikte Trennung von Versammlungspunkten von Anfang an nicht möglich." Bei den Bragida-Demonstranten seien zwei Drittel der rechten Szene zuzuordnen. Die Personen seien der Polizei auch bekannt. 100 von ihnen wären mit der Bahn aus anderen Städten nach Braunschweig angereist, erzählt Klages. Der geplante Bragida-Demonstrationszug wäre in Kooperation zwischen Polizei und Veranstalter abgesagt worden. Die Gefährdungslage sei zu hoch gewesen. Auch da mehrere hundert Linksradikale unter den Gegendemonstranten gewesen wären.
Probleme nach der Auflösung
[image=31546]Die Veranstaltung an sich wäre ohne große Vorkommnisse verlaufen. Probleme hätte es im Anschluss gegeben, als die Versammlung aufgelöst wurde. Auf dem Weg Richtung Bahnhof sei es zu Provokationen aus beiden Lagern gekommen. Dabei wurden auch Knallkörper gezündet. Die Polizei nahm daraufhin die Daten von mehreren Personen auf. Festnahmen gab es aber keine. Es soll laut Polizei auch nur eine leicht verletzte Person gegeben haben.
Aktualisiert 11.00 Uhr
Buntes Kulturprogramm
Nachdem sich die Teilnehmer der Gegen-Demo auf dem Kohlmarkt gesammelt hatten, ging es friedlich über die Münzstraße in Richtung Schlossplatz. Am Dom kam es zum Zusammenschluss mit den Menschen, die der Andacht gelauscht hatten.
Angesichts der Braunschweiger "Pegida"-Demonstration hatte Landesbischof Dr. Christoph Meyns dazu aufgerufen, allen Worten und Taten zu widerstehen, die Ängste und Vorurteile schüren, und die auf Abwertung, Diskriminierung, Hass und Gewalt zielen. Außerdem warnte der Landesbischof davor, den Taten von Terroristen Sinn zuzuschreiben. Nichts könne terroristische Taten rechtfertigen: "Es gilt, sie als das zu benennen, was sie sind: sinnlose Verbrechen." Die Täter müssten verfolgt und bestraft werden. Ansonsten gelte es, sich in seinen Gefühlen und seinem Selbstbewusstsein und in seinen Werten davon nicht beeinflussen zu lassen. Im Anschluss sammelten sich rund 5.000 Menschen auf dem Schlossplatz und hörten den verschiedenen Rednern und Kulturbeiträgen zu. Auch Ulrich Markurth hielt eine Rede.
"Lasst uns dafür streiten, dass Braunschweig ein Ort der Vielfalt und nicht ein Ort der Einfalt im Denken ist", so der Oberbürgermeister. Man brauche Mutbürger und keine Wutbürger. Die Stadt stehe für ein friedliches Miteinander von Kulturen und Religionen. Er zeigte ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Du bist Ausländer, fast überall auf der Welt", das solle man sich immer wieder vor Augen führen. "Deutschland und Braunschweig sind keine Orte für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz.", sagte Markurth. Prof. Dr. Hesselbach (Präsident, TU Braunschweig) stellte in seiner anschließenden Rede klar, dass auch in der Universität kein Rassismus und keine Fremdenfeindlichkeit geduldete werden würden.
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Aktualisiert 11.30 Uhr
Bragida-Demonstranten äußern sich - Weitere Demonstration für kommenden Montag geplant
In der Spitze hatten sich rund 500 Teilnehmer auf Seiten der Bragida-Demo eingefunden. Leider wollten nur wenige Teilnehmer etwas sagen. Die Wenigen, die zu Statements bereit waren, sprachen vor allem davon, dass sie kein rechtes Gedankengut vertreten würden und das sie sich zu Unrecht in eine Ecke gedrängt fühlen. Einige äußerten Ängste, weil die Gegendemonstranten bis auf wenige Meter an sie herangekommen seien. Sie hätten zu wenig Schutz war immer wieder zu vernehmen, gerade von älteren Teilnehmern der Demo. Vereinzelt kam es auf Seiten der Bragida-Demo zu Unstimmigkeit zwischen dem Organisationsteam und Teilnehmern. So sollten Plakate nicht gezeigt werden, die laut den Veranstaltern nicht den Pegida-Ideen entsprechen.
Schlussendlich konnten sich die Demonstranten gegen das Organisationsteam durchsetzen. Während der Kundgebung wurde auch das Positionspapier der Pegida-Bewegung verlesen. Dabei kam es allerdings zu technischen Problemen. So war kein Verstärker oder ähnliches vor Ort. Das Organisations-Team sagte, die Polizei hätte den Wagen mit der technischen Ausrüstung nicht durchgelassen. Auf Nachfrage bei Wolfgang Klages (Pressesprecher, Polizei Braunschweig) sagte dieser, dass die Darstellung nicht stimme. Die Stimmung rund um die Bragida-Demo war nach einiger Zeit deutlich aufgeheizt. Gegendemonstranten, die nur von Polizei und Absperrgittern zurückgehalten wurden und Bragida-Demo-Teilnehmern, beschimpften sich zum Teil wüst und stimmten vulgäre Sprechchöre an. Mit Ende der Kundgebung und der Auflösung, kam es zu Provokationen von Gegendemonstranten und Bragida-Teilnehmern. Die Polizei hatte einiges zu tun, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Personen aus dem Organisationsteam konnte BraunschweigHeute.de für ein Statement gewinnen. Die Frauen möchten namentlich nicht genannt werden. Für den kommenden Montag stellten sie eine erneute Bragida-Demo in Aussicht. Stadt und Polizei konnten dazu zur Stunde noch keine Angaben machen.
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Aktualisiert 8.20 Uhr, mit einer Bildergalerie ergänzt
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