Infektionsschutz durch Architektur: TU Braunschweig erforscht bauliche Lösungen

An der TU Braunschweig werden bauliche Lösungen erforscht, um das Risiko von Corona-Ausbrüchen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu minimieren.

Welche Person hat Zugang zu welchem Bereich? Mit architektonischen Lösungen an Gebäudezugängen von Krankenhäusern und Pflegeheimen soll verhindert werden, dass Erreger eindringen.
Welche Person hat Zugang zu welchem Bereich? Mit architektonischen Lösungen an Gebäudezugängen von Krankenhäusern und Pflegeheimen soll verhindert werden, dass Erreger eindringen. | Foto: Steven Hahnemann/TU Braunschweig

Braunschweig. Wie kann das Risiko von COVID-19-Ausbrüchen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen minimiert werden? Das untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem disziplinübergreifenden Forschungsprojekt CONTENT, das seit Beginn dieses Jahres vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund einer Million Euro gefördert wird. Im Rahmen des Forschungsnetzwerks InfectControl entwickeln Forschende der Technischen Universität Braunschweig und der Charité ­– Universitätsmedizin Berlin gemeinsam eine praxistaugliche, architektonische Musterlösung für Gebäudezugänge. Dies teilt die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung mit.


COVID-19 treffe vor allem die schwachen, vorerkrankten und alten Menschen schwer. Einmal in ein Krankenhaus oder Pflegeheim eingedrungen, könne das Virus gefährliche Ausbrüche verursachen. Ein interdisziplinäres Team aus Expertinnen und Experten der Architektur, Medizin und Hygiene gehe nun der wichtigen Frage nach, wie sich der Virus-Eintrag durch Personal, Patientinnen und Patienten oder Angehörige in solch sensible Einrichtungen mit architektonischen Mitteln verhindern lässt. Besonderes Augenmerk würden die Forschenden auf die Zugänge zu medizinischen Einrichtungen legen. Dort treffen, insbesondere im Falle des epidemischen Auftretens hoch ansteckender Infektionserreger, potenziell infizierte auf nicht infizierte Personen, noch bevor auf der Grundlage von diagnostischen Tests und medizinischen Einschätzungen Isolierungen erfolgen können. Das entwickelte modulare System solle schließlich auf dem Areal der Charité errichtet und getestet werden.

Die Patientinnen und Patienten im Blick


Systematisch würden Architektinnen und Architekten gemeinsam mit Medizinerinnen und Medizinern sämtliche Anforderungen des Infektionsschutzes erfassen: An welchem Punkt werden die eintretenden Personen erkannt und informiert und wo zum Beispiel erfolgt die Ausgabe von Schutzmaterial? Wie lassen sich Personenströme räumlich aber auch zeitlich entzerren? Wo erfolgen die Tests? Und schließlich: Welche Person erhält Zugang zu welchem Bereich?

„Knackpunkte sind für uns genau diese Übergänge, an denen Personen mit ungeklärtem Infektionsstatus in einen sensiblen Bereich eintreten“, sagt Michael Bucherer. Der Architekt leite das Projekt und sei wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) an der TU Braunschweig. Mit seinem Team übersetze er die systematisch erfassten medizinischen Anforderungen in eine bauliche Lösung. „Wir wollen bauspezifische Antworten für die zum Teil ganz unterschiedlichen Anforderungen an Kliniken oder andere Einrichtungen finden und einen ansprechenden und damit von den Menschen akzeptierten Prototyp entwickeln. Wir werden die Daten aus den Bereichen Hygiene, Katastrophenschutz, Bauwesen und Medizin kombinieren“, so der Architekt.

Ein flexibles modulares System


„Die Ausbreitung von epidemischen Krankheitserregern in medizinischen Einrichtungen kann besonders empfindliche Personen und jene, deren Hilfe gerade am dringendsten gebraucht wird, treffen. Das zu verhindern ist ein ärztlicher Auftrag, für den es interdisziplinäre Zusammenarbeit bereits bei Bau und Planung von Krankenhäusern braucht“, so Maximilian Gertler vom Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit der Charité. Er koordiniere die SARS-CoV-2-Untersuchungsstelle an der Charité und ist am Projekt beteiligt. „Dabei denken wir zurzeit natürlich an COVID-19, haben aber auch Lösungen im Blick, die nach dieser Pandemie bei anderen Infektionserregern wirken können“, ergänzt der Mediziner.

Das entwickelte architektonische Konzept solle künftig als modulares System unter anderem in Größe, Ausstattung und Einsatzort flexibel einsetzbar sein und optimal auf das jeweilige Infektionsgeschehen reagieren können. Auf diese Weise wollen die Beteiligten das Risiko für Infektions-Ausbrüche innerhalb von Kliniken oder Pflegeheimen, wie sie im Rahmen der aktuellen Pandemie weltweit auftraten, minimieren.


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