Jasperallee: Baumbestand "denkmalgerecht" restaurieren

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Laut Verwaltung ist der Baumbestand der Jasperallee in keinem guten Zustand. Foto: Archiv/Robert Braumann
Laut Verwaltung ist der Baumbestand der Jasperallee in keinem guten Zustand. Foto: Archiv/Robert Braumann | Foto: Robert Braumann

Braunschweig. Im städtischen Grünflächenausschuss am heutigen Donnerstag wird Stadtrat Christian Geiger über den Baumbestand der Jasperallee und mögliche Maßnahmen berichten. Ziel ist eine "denkmalgerechte Rekonstruktion" der Baumallee.


"Ein Entscheidungsvorschlag ist damit noch nicht verbunden und es sind auch noch keine Entscheidungen getroffen worden, auch nicht in Bezug auf Fällungen", betont Adrian Foitzik vom Referat Kommunikation der Stadt.

"Im Jahr 2017 hat der Fachbereich Stadtgrün und Sport aufgrund des schlechten Zustandes und großer Lücken der unter Denkmalschutz stehenden Baumallee auf dem Mittelstreifen der Jasperallee zwischen Ring und Staatstheater den fachlichen Dialog mit der Unteren und der Oberen Denkmalschutzbehörde gesucht. Bei einem gemeinsamen Ortstermin ist deutlich geworden, dass der aktuelle Zustand der Baumallee mit zum Teil in ihrer Vitalität deutlich eingeschränkten Baumindividuen und partiell größeren Lücken im Bestand, die den Alleecharakter gestalterisch konterkarieren, insbesondere hinsichtlich der städtebaulichen Bedeutung der Jasperallee kritisch zu betrachten ist", heißt es in dem Bericht des für Stadtgrün zuständigen Dezernenten Christian Geiger. Die Verwaltung habe daraufhin Überlegungen angestellt, wie der sukzessive Verlust des Allleecharakters vermieden beziehungsweise die Baumallee wiederhergestellt werden könne.

Silberahorn für Alleen nicht geeignet


Der in dem im weiteren zu betrachtenden Abschnitt zwischen Ring und Staatstheater vorhandene Baumbestand, der überwiegend aus Silberahornen besteht, sei in seiner Vitalität sehr eingeschränkt. Silberahorne seien nach dem aktuellen Erkenntnisstand der Ständigen Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag wegen der Kurzlebig- und Windbrüchigkeit für die Straßenraumbegrünung nicht geeignet. Die Silberahorne bedürften eines sehr hohen jährlichen baumpflegerischen Aufwandes, um einen verkehrssicheren Zustand zu gewährleisten.

Der Bestand ist lückenhaft, da von 114 Baumstandorten nur noch 87 mit Bäumen bestanden sind. Davon sind 57 Silberahorne und 30 Berg- und Spitzahorne. Die in den letzten Jahren durchführte Fällung von 27 Bäumensei erforderlich gewesen, weil die Bäume abgestorben oder in ihrer Vitalität so eingeschränkt waren, dass von ihnen erhebliche Verkehrsgefährdungen ausgingen. Bei der Hälfte der noch verbliebenen Silberahorne seien umfangreiche Schädigungen zu diagnostizieren. Die Bäume, welche bis vor einigen Jahren fortlaufend in die entstandenen Lücken gepflanzt wurden, gedeihen nicht, weil sie in Konkurrenz mit dem Altbestand um Licht, Wurzelraum, Wasser und Nährstoffe stehen. Die Lückenergänzung mit Ahornensei darum vor einigen Jahren eingestellt worden.

Linden als historischer Baumbestand


Nach aktuellem Recherchestand seien Linden als historischer Baumbestand belegt, diese prägten und prägen bis heute den gesamten wilhelminischen Ring.

Für die außerhalb des Rings weiterführenden Abschnitte der Jasperallee, in denen andere Arten von Alleebäumen gepflanzt wurden, bestehe für die dortigen Bäume auf Grund ihrer Vitalität und des Gesamterscheinungsbildes kein Handlungsbedarf.

Variantenvorstellung für das zukünftige Gestaltungskonzept


Variante 1:
Eine Möglichkeit, die Allee auf der Jasperalle innerhalb des Rings neu zu bilden, ist die abschnittsweise Entfernung des vorhandenen, gemischten Bestandes innerhalb von drei Jahren. Die einzelnen Segmente auf dem Mittelstreifen der Jasperallee werden historischen Überlieferungen entsprechend mit einer noch auszuwählenden, mittelgroßen Lindenart mit regelmäßiger Krone bepflanzt. So würde eine Baumallee entstehen, die dem historischen Vorbild entspricht und dem städtebaulichem Gesamtensemble der Jasperallee gerecht wird.

Bei dieser Rekonstruktion wäre umfangreicher Bodenaustausch im gesamten Pflanzstreifen (zwischen Straße und Spazierweg) bis zu einer Tiefe von 2 m möglich. Das Substrat würde entsprechend des Standes der heutigen Technik gewählt. Folglich wären die Standortverhältnisse am Extremstandort Innenstadt/Straßenraum deutlich zu verbessern und die Bäume könnten sich gut entwickeln. Die Gehölze erhielten neuen durchwurzelbaren Raum mit besonderer Bedeutung für eine gesunde Kronenentwicklung.

Die Ökosystemdienstleistung in Bezug auf die Blattmasse würde in den nächsten Jahrzehn- ten stetig zunehmen. Weiterhin wäre eine Sanierung des befestigten Promenadenweges möglich, ohne die Wurzeln der vorhandenen Bäume zu schädigen.

Variante 2:
Die zweite Möglichkeit des Umgangs mit der raumbildenden Bepflanzung der Jasperallee bestünde im Nachpflanzen von Jungbäumen in die vorhandenen Lücken im Herbst 2018 oder Frühjahr 2019 und im Ersatz abgängiger Altbäume durch Linden oder Ahorne.

Diese Vorgehensweise würde in den nächsten Jahrzehnten zu einem erheblichen Pflegeaufwand führen, um die Verkehrssicherheit der weiterhin vorhandenen Silberahorne zu gewährleisten. Die Ökosystemdienstleistung in Bezug auf die Blattmasse würde in den nächsten 20 Jahren durch die rückläufige Entwicklung des weiterhin zahlenmäßig dominierenden Altbaumbestandes stetig abnehmen.

Für die nachzupflanzenden Bäume wäre eine Standortverbesserung nur im Bereich der Baumgrube möglich. Umfangreichere Bodenarbeiten würden in den Wurzelraum der Bestandsbäume eingreifen und diese schädigen. Die Jungbäume wären entsprechend ihrer unterschiedlichen Entwicklungsstadien über einen langen Zeitraum zu wässern und zu pflegen. Unter den ungünstigen Standortbedingungen, die durch Konkurrenz mit den Altbäumen um Licht, Wasser, Wurzelraum und Nährstoffe entstehen würden, zu erwartende Beschädigungen der Jungbäume durch abbrechende Äste der Altbäume oder eventuell umstürzende Bäume würde es lange dauern, bis sich die Jungbäume zu vitalen Alleebäumen entwickelt hätten. Ein einheitliches Kronenbild und ein Alleecharakter könnten so in den nächsten Jahrzehnten nicht entstehen.

Der Baumbestand würde in seinem weiterhin ungeordneten, heterogenen Erscheinungsbild der anspruchsvollen Villenbebauung und der großen städtebaulichen Bedeutung der Jasperallee nicht gerecht.

Bisherige Aktivitäten


In mehreren verwaltungsinternen Besprechungen habe die Fachverwaltung sich intensiv mit den Vor- und Nachteilen der beiden vorstehend beschriebenen Planungsvarianten auseinandergesetzt. Eine Verwaltungsentscheidung zur Variante, welche den Gremien vorgeschlagen werden soll,sei jedoch bisher noch nicht getroffen worden.

Mit der Bürgerinitiative Baumschutz hätten sich Vertreter des Fachbereiches Stadtgrün und Sport sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde bereits im April 2018 zu einem zweieinhalbstündigen Gespräch getroffen, in dem Argumente hinsichtlich der beiden zur Diskussion stehenden Planungsvarianten ausgetauscht worden seien. Mit der Kreisgruppe Braunschweig des BUND habe sich der Fachbereich Stadtgrün und Sport am 22. Mai fachlich über die denkbaren Planungsvarianten ausgetauscht.

Am 29. Mai hätten Vertreter des Fachbereiches Stadtgrün und Sport und der Leiter des Referates Stadtbild und Denkmalpflege ein Gespräch mit Mitgliedern der im Stadtbezirksrat vertretenen Fraktionen geführt. Auch in diesem, von allen Seiten sehr konstruktiv geführten Gespräch seien die bisherigen Planungsvarianten umfassend erörtert worden.

So geht es weiter


Während der Ratsferien werd die Verwaltung auf Basis dieser fachlichen Vorarbeiten eine Beschlussvorlage entwerfen. Sie soll nach aktuellem Planungsstand in den Sitzungen des Stadtbezirksrates am 13. September sowie des Grünflächenausschusses am 14. September inhaltlich vorberaten und aufgrund der gesamtstädtischen baukulturellen Bedeutung der Jasperalllee voraussichtlich dem Rat in seiner Sitzung am 6. November zur Entscheidung vorgelegt werden soll. Damit weiche die Verwaltung von ihrer ursprünglichen, in der Mitteilung an den Rat vom 20. Februar 2018 geäußerten Absicht, bis Mitte 2018 zu einer Entscheidung zu gelangen, ab.

Diese Abweichung werde erforderlich, um im Vorfeld der Erarbeitung einer Beschlussvorlage ausreichenden zeitlichen Vorlauf für die Bildung einer umfassenden Verwaltungsmeinung zu haben und externen Akteuren sowie den politischen Gremien wie Bezirksrat und Grünflächenausschuss genug Zeit einzuräumen, sich auf Grundlage der fachlichen Vorüberlegungen der Verwaltung einen inhaltlichen Überblick über das Thema „Baumbestand auf der Jasperallee“ zu verschaffen.

Bei beiden denkbaren Planungsvarianten könnte jeweils im Spätherbst 2018oder Frühjahr 2019 mit der Umsetzung begonnenbeziehungsweise bei der Variante „Lückenbepflanzung“ die Umsetzung abgeschlossen werden. Ausreichende Haushaltsmittel zur Umsetzung beider Varianten seien im Teilhaushalt des Fachbereiches Stadtgrün und Sport veranschlagt.


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