Kinderarmut: EngagementZentrum setzt Veranstaltungsreihe fort


Die Teilnehmer tauschten sich auch in Pausen intensiv über das Thema Kindergesundheit aus. Fotos: EngagementZentrum
Die Teilnehmer tauschten sich auch in Pausen intensiv über das Thema Kindergesundheit aus. Fotos: EngagementZentrum

Braunschweig. In der vergangenen Woche lud das EngagementZentrum zu einer Veranstaltung zum Thema „Gesund aufwachsen - Förderung der Kindergesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ in Braunschweig ein.


„Wir wollen mit dieser Veranstaltung zur Vernetzung der gemeinnützigen Akteure untereinander, aber zur Vernetzung aller auf dem Gebiet der Kinderarmut aktiven Organisationen und Einrichtungen beitragen. Und das schafft man beispielsweise durch Veranstaltungen wie die heutige.“, so begrüßte EngagementZentrum-Mitarbeiter Matthias Marx die rund 60 Teilnehmer am Beginn der Veranstaltung „Gesund aufwachsen – Förderung der Kindergesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ in der Volksbank BraWo Direktion Braunschweig. Die Veranstaltung setzte die im letzten Jahr begonnene Reihe von Vorträgen und Diskussionen zur Kinderarmutsbekämpfung fort.

In seinem Vortrag mit dem Titel „Kinderarmut und Kindergesundheit: Die Bedeutung von Familie und Sozialraum“ berichtete Professor Holger Wunderlich, der seit September 2014 als Professor für Sozialarbeitsforschung forscht und lehrt, über die Armut und die gesundheitliche Situation von Kindern der Region und zeigte anschaulich Zusammenhänge und Einflussfaktoren für den Gesundheitszustand von Kindern auf. Es sei bewiesen, dass Kinder, die in Armutsstrukturen aufwachsen, häufiger von Entwicklungsstörungen und Krankheiten betroffen sind.

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EngagementZentrum-Mitarbeiter Matthias Marx hieß die Teilnehmer der Veranstaltung willkommen Foto:



„Wir müssen die Folgen von Kinderarmut immer wieder sichtbar, diskutierbar und damit bearbeitbar machen. Ich glaube, dass drüber reden nicht reicht. Wir müssen Zugänge finden, wie wir das Thema gesamtgesellschaftlich platzieren und von Veranstaltungen wie heute kann letztlich auch solch ein Impuls ausgehen.“

Professor Wunderlich versuchte in seinem halbstündigen Vortrag zu verdeutlichen, dass ein gesundes Aufwachsen von Kindern nicht nur für die einzelnen Kinder, sondern auch für die Gesellschaft bzw. die Stadtgesellschaft wichtig ist. „Das gesunde Aufwachsen von Kindern ist ein Beitrag zur Entwicklung des gesellschaftlichen Humanvermögens. Das Vermögen, was mit Blick auf diese gesellschaftliche Entwicklung und Wohlfahrt übergreifend relevant ist. Jeder Tag, den wir uns um diese Themen gesellschaftlich weiter drücken, wie wir es im Moment tun, ist ein verlorener Tag.“, so Wunderlich weiter.

Vielfältige Projekte zur Förderung von Kindergesundheit


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Professor Holger Wunderlich präsentierte wissenschaftliche Ergebnisse und Zahlen zur Region Foto:



Im zweiten Abschnitt der Veranstaltung tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rund eineinhalb Stunden lang intensiv über vier verschiedene Projekte aus dem Bereich Kindergesundheit aus.

Das Projekt „fit4future“ der Cleven-Stiftung, das mittlerweile an um die 700 sogenannten „fit4future“-Schulen an 17 Standorten, darunter auch die Region Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter, durchgeführt wird, will als ganzheitliche, wissenschaftlich unterstütze Initiative das Leben von Kindern in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Brainfitness nachhaltig und spielerisch prägen.

Bei dem ebenfalls präsentierten Projekt „JolinchenKids, fit und gesund in der Kita“ der AOK Niedersachsen geht es um die ganzheitliche Gesundheitsförderung in der Krippe bzw. Kita. Das 2014 begonnene Projekt wird mittlerweile an knapp 200 Kitas in Niedersachsen bzw. 50 Kitas in der Region durchgeführt.

Elke Zitzke, Vorsitzende der Tafel in Wolfsburg, stellte das in Planung befindliche Projekt „Gesunde Ernährung für Kinder“ vor, dessen Hauptziel es ist, gesunde, vitaminreiche Kost für Kinder, deren Eltern Kunden der Wolfsburger Tafel sind, sicherzustellen. In Wolfsburg sollen über 600 bedürftige Kinder von diesem Projekt profitieren.

Der LandesSportbund Niedersachsen präsentierte sein „KIDS“-Projekt, das zur Bewegungs- und Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen beitragen will und mit dessen Hilfe regionale, stadtteilbezogene oder am ländlichen Raum orientierte Netzwerke des Sports und der Gesundheitsförderung aufgebaut werden. An diesen sollen u.a. Sportvereine, Schulen, Kitas, Kommunen und Jugendeinrichtungen beteiligt werden.

An der rund vierstündigen Veranstaltung am vergangenen Donnerstag nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus Stiftungen und Vereinen, aus Bildungseinrichtungen, aus städtischen Behörden, der Politik, der Wissenschaft und dem Gesundheitswesen teil.

Thomas Fast, Vorstandvorsitzender der Volksbank BraWo Stiftung und Botschafter des Kindernetzwerks United Kids Foundations betonte die Notwendigkeit der Vernetzung der gemeinnützigen Organisationen untereinander und der Einbindung weiterer Akteure, die selbst nicht dem gemeinnützigen Sektor angehören. „Wenn wir die Zahl der von Armut betroffenen Kinder effektiv reduzieren und deren gesundheitliche Lage und zukünftige Lebensbedingungen verbessern wollen, brauchen wir auch die Unterstützung der Politik, der Unternehmen, der Krankenkassen, und letztlich aller, die zu einer Verbesserung des Status quo beitragen wollen und können.“

Hintergrund


Um zu verstehen, warum sich das EngagementZentrum des Themas Kinderarmut angenommen hat, ist ein Blick in das Jahr 2015 hilfreich.

Damals fand in Wolfsburg der Kongress „Kinder.Stiften.Zukunft“ statt, zu dem die Volksbank BraWo Stiftung und die Bertelsmann Stiftung rund 140 regionale und nationale Organisationen auf dem Gebiet der Kinderarmut zum Dialog eingeladen haben.

Auf diesem zweitägigen Kongress sollte der Status quo erhoben, Probleme definiert, Lösungen erarbeitet, konkrete Aufgaben verteilt und ein starkes Netz gegen Kinderarmut geknüpft werden.

Dem EngagementZentrum wurde zum damaligen Zeitpunkt von seinem Gesellschafter – der Volksbank BraWo – die Aufgabe übertragen, nach diesem Kongress dem gewünschten Netzwerk gegen Kinderarmut, was sich auf diesem Kongress in Ansätzen herauskristallisierte, als Moderator, Berater und Kümmerer zur Seite zu stehen.

Diesen Auftrag möchte das EngagementZentrum auch durch seine im vergangenen Jahr begonnene Veranstaltungsreihe zur Kinderarmutsbekämpfung, mit der es den Faden dieser Auftaktveranstaltung in Wolfsburg wieder aufnahm, erfüllen.

Bei der ersten Ausgabe seiner Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Bildung als Ausweg aus Familien- und Kinderarmut?“ hatte das EngagementZentrum im vergangenen Jahr mit dem Thema Bildung einen ersten Schwerpunkt gesetzt.

„Wir sind uns darüber bewusst und im Klaren, dass dieses Phänomen Kinderarmut ganz unterschiedliche Facetten hat und sich keinesfalls auf eine finanzielle bzw. materielle Armut reduzieren lässt. Auch der Mangel an sozialer und kultureller Teilhabe, geringere Bildungs- und Aufstiegschancen oder der Mangel an gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung sind mitangesprochen.“, so EngagementZentrum-Mitarbeiter Matthias Marx. Daher wolle man in der Veranstaltungsreihe auch unterschiedliche Aspekte des Themas Kinderarmut ansprechen.

Gleichwohl verfolge man als EngagementZentrum einen positiven Ansatz: „Wir möchten nach Möglichkeit alle Akteure, die zu einer positiven Veränderung, zu einer Verbesserung der Chancen und Lebenswirklichkeit von Kindern und der Entfaltung ihrer Potenziale beitragen können, zusammenbringen. Denn es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die kein Akteur alleine und schon garnicht kurzfristig lösen kann. Es bedarf der Kooperation vieler Akteure und eines langen Atems.“




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