Rollenverteilung: Haben es Frauen schwerer als Männer?

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Den Alltag mit Beruf, Familie und Haushalt zu meistern, ist für viele eine Herausforderung. Doch besonders Frauen sind bei der Bewältigung dieser Aufgaben häufig schlechter gestellt als Männer. So werden nur rund ein Drittel der Aufgaben von Frauen entlohnt, bei Männern sind es mehr als die Hälfte.

Wie die neueste Erhebung des Statistischen Bundesamtes ergeben hat, arbeiten Frauen zwar mit 45,5 Stunden eine Stunde mehr als Männer, werden jedoch nur für ein Drittel ihrer wöchentlichen Arbeit bezahlt. Dazu zählt nicht ausschließlich die Erwerbstätigkeit, auch Haushalt, Versorgung der Angehörigen und ehrenamtliches Engagement gehören mit einbezogen. Doch warum ergeben sich trotz des Ausbaus der Kindertagesstätten und Arbeitsteilung unter den Paaren solche Ergebnisse? Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig Maybritt Hugo zeigt sich in einem Gespräch nicht überrascht über die neue Statistik. "Das Ergebnis der Studie hat wohl mit der oftmals noch traditionellen Rollenverteilung zu tun. Viele Mütter arbeiten in Teilzeit und kümmern sich verstärkt um die Familie, Männer hingegen sind eher in Vollzeit tätig. Wobei man auch sagen muss, dass die Erwerbstätigkeit bei Frauen in den vergangene Jahren angestiegen ist", so Hugo. Ein weiterer Punkt ergebe sich, wenn die Kinder aus dem Haus seien – das Pflegern und Umsorgen der eigenen Eltern. Auch diese Aufgabe übernehmen Frauen oft zusätzlich. Aufgaben, die viel Zeit in Anspruch nehmen und nicht in Gänze bezahlt würden.

Signale setzen


Auf Bundesebene hat das Familienministerium in den vergangen Jahren sowohl positive als auch negative Signale gesetzt, um Frauen den Switch zwischen Beruf und Familie zu erleichtern. So sei der eingeführte Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige ein positives Zeichen, sagt Maybritt Hugo. "Ein negatives Signal setzt jedoch das Ehegattensplitting." Der Steuervorteil für Verheiratete ist seit langem umstritten. Kritiker konstatieren, dass, da zumeist Ehen mit einem großen Unterschied zwischen den Einkommen davon profitierten, die einseitige Steuererleichterung eine obsolete Rollenverteilung bestätige. "Das Splitting bevorzugt eben noch diese andere Lebensform", sagt die Gleichstellungsbeauftragte.

Väter nehmen immer häufiger Elternzeit


Auch Maybritt Hugo hat für die Frage der Geschlechtergerechtigkeit keine Patent-Lösung. "Frauen sind oft dabei sich und ihr Zeitmanagement zu optimieren." Sie sehe durchaus positive Tendenzen in der Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen. "Nehmen wir zum Beispiel die Elternzeit. Mütter und Väter nehmen sie Anspruch, wenn auch noch nicht in gleichem Maße. Es gibt mittlerweile immer mehr Väter, die die Zeit mit ihren Kleinkindern nutzen möchten."

Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Kindern


Wie die Studie ergab, unterscheidet sich der Zeitaufwand für Arbeit deutlich zwischen Haushalten mit und ohne Kind. Eltern zwischen 18 und 64 Jahren in Alleinerziehenden- und Paarhaushalten arbeiten laut der Erhebung im Durchschnitt gut 58 Stunden je Woche. Das sind über 9,5 Stunden mehr als bei Paaren ohne Kind und Alleinlebenden derselben Altersgruppe, bei denen 48,5 Stunden anfallen. Die Differenz soll sich vorrangig durch 10,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit ergeben, die etwa bei der Kinderbetreuung oder der Haushaltsführung anfällt. Mütter verbringen je Woche durchschnittlich 7 Stunden weniger mit Erwerbsarbeit und 15 Stunden mehr mit unbezahlter Arbeit als Frauen, die allein oder in einer Partnerschaft ohne Kind leben. Väter hingegen leisten sowohl mehr bezahlte Arbeit als auch mehr unbezahlte Arbeit als Männer ohne Kind.


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