Kletterwand fürs Hochhaus im BraWoPark

von Thorsten Raedlein




Braunschweig. Beim Business Center II ist die Decke des vierten Obergeschosses gegossen. Das Sockelgebäude hat damit seine vorgesehene Höhe bereits erreicht, beim Turm, der später Braunschweigs höchstes Bürohochhaus (BraunschweigHeute.de berichtet Woche für Woche über den Baufortschritt) darstellen wird, geht es freilich immer weiter Richtung Himmel. Langsam, aber sicher werden Dimensionen erreicht, die wahrlich nichts für Zeitgenossen sind, die unter Höhenangst leiden.



Nun zählen Bauarbeiter, die Wolkenkratzer hochziehen, gewöhnlich nicht zu dieser Kategorie, dennoch wird von jetzt an die oberste Etage des wachsenden Gebäudes zum Schutz der Arbeiter verkleidet. Der Clou: Dieser Windschutz „wandert“ mit nach oben. Das bedeutet, dass die jeweils oberste Etage rundherum mit Platten von außen verschalt wird. Der Aufwand hält sich dank eines besonderen hydraulische Systems in Grenzen. Generalunternehmer Köster verwendet eine Selbstkletterschalung. Die Elemente, die gegenwärtig am Boden zusammengeschraubt werden, werden sukzessive per Kran hochgezogen und oberhalb des vierten Obergeschosses verankert. Sie müssen nicht mehr komplett demontiert werden, wenn es weiter nach oben geht. Dafür sorgt ein spezieller hydraulischer Heber, der die Schalung kranunabhängig Stockwerk für Stockwerk nach oben drückt. Die Schalung kann so Schritt für Schritt mit klettern – daher kommt die auf dem Bau gebräuchliche Bezeichnung Kletterwand. Die Befestigungen für den Windschutz wurden von Beginn an in den Planungen berücksichtigt. Die jeweiligen Einbauhülsen für die Kletterwand werden immer direkt in die Decken mit eingegossen.

Die ersten der 6.30 Meter hohen Elemente sind bereits sichtbar und montiert. Die großflächige Systemschalung erstreckt sich jeweils über 2,5 Stockwerke. Die gesamte Fläche beträgt imposante 700 Quadratmeter. Die Gesamtlänge wird mit 105 laufenden Metern angegeben. So entsteht ein geschlossener Raum in luftiger Höhe. Der dient natürlich zu allererst der Sicherheit der Bauarbeiter, aber die Installation gewährleistet auch einen raschen Baufortschritt, weil ohne Winddruck und -sog und ohne störende Witterungseinflüsse gearbeitet werden kann. Bislang wurde noch auf Hängebühnen am Büroturm gearbeitet.



Beim Shopping Center werden ebenfalls große logistische Herausforderungen gelöst. Beeindruckend sind dabei die täglichen „Just-in-time“-Lieferungen der in Brandenburg vorgefertigten Betonteile. Neu auf den Lastwagen liegen mittlerweile die ersten Raumtrennwände, die bereits aufgestellt und mit Beton ausgegossen sind. Das gewährleistet den zügigen Fortschritt, der auch durch die versetzten Prozesse erreicht wird. Während auf der einen Seite des riesigen Gebäudes bereits die ersten Innenwände gesetzt werden, werden auf der anderen Seite noch Fundamente gegossen, und in der Mitte schreitet die Deckenkonstruktion voran.

Jeden Morgen stehen bis zu zwölf Lkw auf der Baustelle und bringen die tonnenschweren Betonteile. Immer gerade so viele, wie auch am Tag montiert werden können. Die Lieferungen von Stützen, Balken, Dachelementen und Wänden gelten aufgrund des Gewichts stets als Schwertransporte. Die Laster dürfen deswegen erst nach 22 Uhr im Betonwerk Brandenburg starten. Sie erreichen den BraWoPark morgens um 6 Uhr. Gegen 14 Uhr ist dann der letzte Lkw entladen und kann die Rückreise antreten. Der Rohbau des Shopping Centers soll im November abgeschlossen sein.

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