Braunschweig. Als eines der ersten Krankenhäuser im norddeutschen Raum setzt das Klinikum Braunschweig für Patienten mit Knochenmetastasen bei Prostatakarzinom eine neue Behandlungsmöglichkeit ein. Die radioaktive Substanz (Radium-223) wird jetzt im MVZ für Nuklearmedizin unter der Leitung von Dr. Stefan Meins in der ambulanten Krebstherapie eingesetzt.
Das Alphatherapeutikum Xofigo wird speziell zur Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt, bei dem sich Metastasen in den Knochen gebildet haben, die Beschwerden verursachen, und der nicht mehr auf medikamentöse oder chirurgische Behandlungen zur Senkung des Testosteronspiegels anspricht.
Wenn sich der Krebs auf die Knochen ausbreitet, kann dies die Knochen schwächen und sogar zu Brüchen führen. Es kann auch zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen, Schwäche, Schwierigkeiten beim Bewegen oder Haltungsproblemen kommen.
Das Medikament enthält das radioaktive Isotop Radium-223. Radium verhält sich im Körper wie Kalzium - ein wichtiger Baustein des Knochens - und reichert sich daher dort an, wo gerade viel Knochenumbau stattfindet. Dazu zählen auch die Knochenmetastasen.
Wenn der Wirkstoff in der Nähe der Metastasen im Knochen eingebaut wird, sendet er Strahlung aus, die zwar stark ist, aber nur kurze Strecken zurücklegen kann. Diese Strahlung zerstört die Krebszellen in den Knochen, bewirkt jedoch nur einen geringen Schaden im angrenzenden gesunden Knochen.
Aufgrund der kurzen Reichweite der Alpha-Strahlung wird das blutbildende Knochenmark kaum belastet. "Im Gegensatz zu den meisten bisher in dieser Situation einsetzbaren Medikamenten wirkt Radium-223 nicht nur symptomlindernd, sondern verlängert auch die Lebenszeit der Patienten", so Dr. Stefan Meins, Facharzt für Nuklearmedizin. Und "zudem seien in der Zulassungsstudie von Xofigo, ganz im Gegensatz zu den klassischen tumorwirksamen Medikamenten (z. B. Chemotherapie), keine nennenswert vermehrten Nebenwirkungen im Vergleich zur Kontrollgruppe aufgetreten" ergänzt Meins.
Voraussetzung für die Anwendung von Radium-223 ist eine behördliche Genehmigung, welche dem Braunschweiger Institut als nuklearmedizinischem Maximalversorger mit entsprechender Therapieexpertise frühzeitig erteilt wurde.
Die radioaktive Substanz wird alle vier Wochen intravenös verabreicht. Anschließend wird die Anreicherung in den Metastasen durch eine szintigraphische Aufnahme dokumentiert. Eine Standard-behandlung besteht aus insgesamt sechs ambulanten Gaben, eine Wiederholung ist möglich. Lediglich zwei Blutwertkontrollen sind zwischen den Injektionen erforderlich. Diese werden beim Urologen oder Onkologen, der den Patienten federführend weiter behandelt, oder beim Hausarzt, durchgeführt. Die ambulante nuklearmedizinische Praxis des MVZ am Klinikum Braunschweig ist enger Kooperationspartner des DKG-zertifizierten Prostatazentrums. Patienten mit fortgeschrittenen Stadien dieser Krebserkrankung werden hier interdisziplinär beraten, um so eine optimale Versorgung zu gewährleisten.
Prostatakrebs zählt zu den weltweit häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Häufig entwickeln sich bei den Patienten im Verlauf der Erkrankung Knochenmetastasen, die Schmerzen verursachen und auch zumeist für den Tod der Patienten verantwortlich sind.