Konditoren lehnen Hygieneampel ab


Konditoren wehren sich gegen „Handwerker-Pranger“ . Der Landesinnungsverband der Konditoren in Niedersachsen lehnt die Hygieneampel ab. Symbolfoto: Anke Donner | Foto: Anke Donner

Braunschweig. Der Landesinnungsverband der Konditoren in Niedersachsen spricht sich in einer Mitteilung gegen die Einführung der sogenannten Hygieneampel aus. Sie bezeichnet die Ampel als „Handwerker-Pranger“.


Am morgigen Mittwoch will Verbraucherschutzminister Christian Meyer in Hannover sein Konzept zur Einführung eines Hygiene-Barometers in Niedersachsen vorstellen. Nach einer Pilotphase, unter anderem Braunschweig, soll das Hygiene-Barometer, auch „Hygieneampel“ genannt, landesweit im Sommer/Herbst 2017 eingeführt werden – zunächst auf freiwilliger Basis (regionalHeute.de berichtete). Nach einer routinemäßigen Kontrolle sollen die betroffenen Betriebe eine Bescheinigung über die Hygienebeurteilung in Form eines Hygiene-Barometers bekommen, das wie in Form eines Schulzeugnisses ausgehängt werden kann – eine Verpflichtung zum Aushang besteht nicht. Verbraucher sollen anhand einer grünen, gelben oder roten Kennzeichnung schon an der Ladentür erfahren, ob ein Betrieb bei Kontrollen der Lebensmittelüberwachung negativ aufgefallen ist; zu bestimmten Aspekten werden Schulnoten erteilt.

Gesetz bietet keine Gewähr


Der Landesinnungsverband der Konditoren in Niedersachsen lehnt die Einführung einer Hygieneampel in Niedersachsen ab. Das Konditoren-Handwerk hat nichts dagegen, dass Lebensmittelkontrolleure wie auch schon jetzt in die Konditoreibetriebe kommen. „Wir haben nichts zu verbergen“ so Geschäftsführer Dr. Andreas Bierich vom Landesinnungsverband in Braunschweig. Man habe aber etwas dagegen, dass das neue Gesetz den Konditoreien einen immensen bürokratischen Aufwand beschere, den Kunden aber nicht mehr Information. Denn das Gesetz bietet keine Gewähr dafür, dass künftig tatsächlich die – wenigen – schwarzen Schafe in der Lebensmittelbranche sanktioniert werden.

Zudem gebe es für die Kontrollen keine verbindlichen bundesweiten Standards. Dies führt, so Geschäftsführer Dr. Andreas Bierich, zu unterschiedlichen Bewertungen der einzelnen Lebensmittelkontrolleure in ein und demselben Betrieb. Schicke man fünf Lebensmittelkontrolleure nacheinander in den- selben Betrieb, gebe es am Ende fünf verschiedene Bewertungen. Mit Transparenz für den Verbraucher habe das dann nichts mehr zu tun. Man brauche kein neues Gesetz, sondern einheitliche Bewertungskriterien. Und Sanktionsmöglichkeiten gebe es schon jetzt genug, so die Konditoren.

Im Ergebnis werden mit der öffentlichen Anprangerung von Handwerksbetrieben der Lebensmittelhandwerke Existenzen, Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze gefährdet, während Discounter die Hygieneampel nicht fürchten müssen. Damit findet ein Verdrängungswettbewerb in Richtung industrieller Produkte statt, kleine Betriebe werden aufgeben – und damit geht ein Stück regionaler Handwerkskunst verloren.


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