Kriegsende: „Mehr Schuld, als eine Generation tragen kann“


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Zum Thema Kriegsende gehörte und gehört auch die Schuldthematik. „Einsicht und Öffentliches Bekennen sind zusammen ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg der Verarbeitung von Schuld“, erläutert Katharinenpfarrer Werner Busch den Grundgedanken des Gottesdienstes am kommenden Sonntag, 26. April, um 10.30 Uhr am Hagenmarkt.

Der Rat der Evangelischen Kirche habe das im Oktober 1945 mit Blick auf die eigene Mitschuld an der menschlichen Katastrophe und politischen Katastrophe von Holocaust und Weltkrieg beispielhaft praktiziert. Die Predigt wird einen biblischen Blick auf das Thema werfen und dabei auch die „Stuttgarter Schulderklärung“ der Evangelischen Kirche von 1945 bedenken. Ein Zitat aus dieser Erklärung ist seit Donnerstag bereits auf einem großen Banner am Baugerüst der Katharinenkirche öffentlich zu lesen: „Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden“.

Die Kantorei St. Katharinen wird unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker die Motette des Komponisten John Barnard (geb 1948) Motette "Verleih und Frieden" für Chor und Orgel als Teil der Fürbitte zu Gehör bringen. Weitere Vokal- und Instrumentalwerke von Anton Dvorak und Johann Sebastian Bach kommen im Gottesdienst zu Gehör. Der Eintritt ist frei.

Pfarrer Werner Busch zum Thema: „Das Gedenken an den 2. Weltkrieg hat sich mit dem 70. Gedenkjahr des Kriegsendes in Braunschweig besonders intensiviert. Als Kirche greifen wir diese Gedenkkultur auf und vertiefen sie. Nicht um die Gesellschaft zu belehren, sondern um die eigene Rolle und Mitschuld von Kirche und Christen öffentlich zu thematisieren. Das Eingestehen von Mitschuld führt dabei über die allgemeinen moralischen Appelle hinaus. Zuerst öffnet ein solches Eingeständnis das Herz für Mitgefühl mit den Opfern. Dann macht es uns unsere Verantwortung vor Gott neu bewusst und lässt uns danach fragen, wie Vergebung und Neuanfang überhaupt möglich wird. Damit berühren wir die Frage nach Glaubwürdigkeit dessen, was im Zentrum unseres Glaubens steht.“


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