Braunschweig. 600 Kilometer Radwege und Radrouten der Stadt hat ein Planungsbüro im Auftrag der Stadt Braunschweig befahren und gutachterlich bewertet. In Auftrag gegeben wurde die Analyse aufgrund des "Ziele- und Maßnahmenkatalogs" zum Radverkehr aus dem Jahr 2020. Der ADFC Braunschweig hat den Abschlussbericht gelesen und teilt seine Wertung in Form einer Pressemeldung mit.
Ein Ergebnis der erhobenen Daten: 131 Kilometer der Braunschweiger Radwegen entsprächen nicht den rechtlichen Vorgaben der Straßenverkehrsordnung (StVO), weil diese zu schmal sind oder durch danebenliegende Parkstände eingeschränkt würden. Umfangreiche kategorisierte und priorisierte Mängellisten lägen nun zur Abarbeitung bereit.
"Kurzfristig dringender Handlungsbedarf"
Jens Schütte, Leiter des Arbeitskreises Verkehr beim ADFC Braunschweig, erklärt hierzu: „Es ist gut, dass diese Befahrung beauftragt wurde und der Ergebnisbericht nun vorliegt. Eindrucksvoll dokumentiert der Bericht den Zustand des Radverkehrsnetzes. Er bestätigt unsere Einschätzung, dass kurzfristig ein dringender Handlungsbedarf besteht. Zu lesen sind bei den Gutachtern schockierende Zahlen. Der Bericht der ‘systematischen Erhebung und Analyse’ zeigt , dass es vorrangig um die Beseitigung von Gefahrensituationen für die Radfahrenden geht.“
Von den insgesamt 989 Furten, die Radwege etwa über Einmündungen per Strichmarkierung verbinden sollen, wiesen 241 ein hohes bis sehr hohes Gefährdungspotenzial mit Unfallhäufungen auf und müssten gut sichtbar markiert werden. Bei seiner Analyse stützte das Planungsbüro Planersocietät sich auf Bewertungen der Polizei. Zudem wurden 1.669 Hindernisse festgestellt, die, wie beispielsweise Masten / Laternen, eng stehende Poller und verwachsener Grünbestand, die Nutzbarkeit der Radwege einschränkten.
Online-Bürgerbeteiligung ausgewertet
Ausgewertet wurde auch die städtische Online-Bürgerbeteiligung „Was stoppt Dich...?“ aus dem Jahr 2023, bei der die Braunschweigerinnen und Braunschweiger Hindernisse wie beispielsweise Poller, Pfosten und Grünschnitt und Problemstellen an Kreuzungen auf einer Online-Karte eintragen und „Liken“ konnten. Jedoch wurden diese Daten nur im Umkreis von 15 Metern um die betrachteten Radwege und Radrouten herum ausgewertet. Laut dem Planungsbüro sei zudem vielfach der Wunsch nach besseren Ampelschaltungen geäußert worden.
Die Vorstellung des Projektberichts im städtischen Ausschuss für Mobilität, Tiefbau und Auftragsvergabe Anfang Dezember stieß nach Wahrnehmung des ADFC Braunschweig parteiübergreifend auf große Betroffenheit. Offen sei nun, welche Prioritätsstufen und Mängel wann abgearbeitet werden. Speziell hierfür vorgesehene Haushaltsmittel seien nicht eingeplant. Eine Finanzierung über bestehenden Finanztöpfe der Instandhaltung werde kaum ausreichen, um die Mängel zu beheben und die Hindernisse abzubauen, so der ADFC Braunschweig.
"Sicherheit der Radfahrer nicht verhandelbar"
Zudem schließe man sich dem Ansinnen aus den Stadtbezirken an, das Informationsmaterial wie Mängelkarten und die GIS-Daten bald öffentlich zur Verfügung zu stellen. Man wünsche sich einen transparenten Umgang mit dieser "großen Hypothek". Der ADFC Braunschweig fordert Verwaltung und Politik auf, die vom Planungsbüro benannten Gefahrenstellen für Radfahrer zeitnah und kontinuierlich zu entschärfen. Die Sicherheit der Radfahrer sei wie die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nicht verhandelbar.
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