Kunst-to-go: Miniaturkunst aus dem Zigarettenautomaten

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Mini-Gemälde, Kunstspiegel und Flohzirkus. Aus dem Zigarettenautomaten von den Tatendrang-Designerinnen Roberta Bergmann und Tonia Wiatrowski kommt viel, nur eben keine Zigaretten. Seitdem die beiden im Januar 2014 mit der Umsetzung ihrer Idee begonnen haben, beteiligen sich über 40 Künstler an dem Projekt.



Die Kunstautomaten, die an vier Ecken in Braunschweig hängen, ziehen schnell die Blicke auf sich. Statt mit Tabakaufschriften werben die Automaten mit bunten Farben: "TAT-O-MAT" steht in großen Buchstaben auf den ausrangierten Stücken. Kunst gegen kleines Geld – Kunst für jedermann sichtbar. Das war auch die Intention der Initiatorinnen Tonia Wiatrowski und Roberta Bergmann. "Es gab so einen Automaten schon in der HBK, den haben wir wiederbelebt. Als wir von der städtischen Wirtschaftsförderung für kreative Projekte erfuhren, haben wir uns einfach mit der Idee beworben. Dann ging das klar. Wir wollten Kunst, die für jeden verfügbar ist. Kunst, die im öffentlichen Raum zu finden ist, wo keine Hemmschwelle zwischen Objekt und Betrachter entsteht“, erzählt Tonia Wiatrowski.

Miniaturkunst für nen Fünfer


Mit der Zeit sind immer mehr freie Künstler, Illustratoren und Kunststudenten dazugekommen, die sich mit kleinformatigen Kunstgegenständen beteiligen wollten. Es gibt nur ein Voraussetzung: das Objekt muss in eine Zigarettenschachtel passen. Gegen vier beziehungsweise fünf Euro kann jeder ein Stück Kunst-to-go erwerben. „Wir müssen nur darauf achten, dass die Automaten immer wieder neu befüllt werden“, erzählt die Illustratorin und Grafikdesignerin. Sowohl Künstler als auch Kunden hätten die vier Kunstautomaten bisher sehr gut angenommen. „Nun müssen wir uns wieder um neue Produkte kümmern – wir suchen weiterhin Künstler, die Lust haben sich an dem Projekt zu beteiligen.“



Wer schnell eine Schachtel Kunst braucht – vier Automaten gibt es bereits in Braunschweig. Einer ist bei der HBK und einer bei der TU angebracht. Ein weiterer befindet sich an der Hauswand der Ateliergemeinschaft Tatendrang-Design und einer in der Humboldstraße. „Wir haben noch einen fünften Automaten ersteigert – der wartet allerdings noch auf einen geeigneten Standort“, so Tonia Wiatrowski.

Nach dem Kunstautomaten kam der Super-Medien-Automat


Ein neues Projekt haben die Grafikdesignerin schon umgesetzt: im Rahmen des Aktionsjahres Medien haben sie den „Super-Medien-Automaten“ erfunden – ein gemeinsames Projekt mit dem Präventionsrat der Stadt und der Baugenossenschaft Wiederaufbau. „Der Automat funktioniert eigentlich wie ein normaler Foto-Fix-Automat. Mit dem Unterschied, dass einer von uns in dem Automaten sitzt und die entwickelten Bilder grafisch verändert.“ Nach fünf Minuten Wartezeit kommen lustige, absurde und lässige Bilder heraus. Auf jeden Fall kommt es manchmal anders, als man denkt. Das ganze hat natürlich auch eine Message: es geht sowohl um den Umgang mit dem Selbstbild, als auch mit der unbedachten Veröffentlichung privater Aufnahmen im Internet.