Braunschweig. Nachdem in den vergangenen Wochen in Braunschweig immer wieder rechte Schmierereien aufgetreten sind, unter anderem wurden Stolpersteine mit Hakenkreuzen beschmiert (regionalHeute.de berichtete), ist nun die Gedenkstätte in der Schillstraße verschandelt worden. Den Hinweis erhielt die Redaktion von einem aufmerksamen Leser.
Alle 75 Gedenktafeln vor Ort wurden mit Farbe übersprüht, dazu prangen die Buchstaben "NS" an einigen Stellen. An der Schillstraße gibt es seit dem Jahr 2000 eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Jahr 1944 erlebte die Straße dann ihre bisher dunkelste Stunde. Am südwestlichen Ende wurde ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme errichtet. Insgesamt befanden sich wohl über 1000 Personen in dem Lager. Sie mussten Zwangsarbeit verrichten. Auf mehreren Gedenktafel vor Ort sind die schrecklichen Details festgehalten. Täglich zwölf Stunden harte Arbeit, dabei begann die Schichten um vier Uhr morgens. Hunger und Kälte waren dabei immer Begleiter der Inhaftierten. Im Lager selbst herrschten katastrophale Zustände. Waschräume waren zwar vorhanden. Aber viel zu wenige, für die hohe Anzahl an Personen.
Weder Seife noch Waschmittel wurden ausgeteilt. Es gab eine sehr hohe Sterblichkeitsrate in dem Außenlager. Nach Schätzungen verloren über 500 Menschen hier ihr Leben.
***aktualisiert*** 16:53 Uhr
Die Polizei sagte auf Nachfrage von regionalHeute.de, dass am Morgen Strafanzeige von der Stadt gestellt wurde. Der Staatsschutz werde die Ermittlungen übernehmen. Pressesprecher Wolfgang Klages verwies aber auf eine verbale Auseinandersetzung am Sonntag zwischen Personen aus der rechten Szene und Menschen, die am 8.Mai an der Schillstraße der Befreiung des Faschismus gedacht hätten (regionalHeute.de berichtete). Ob ein Zusammenhang bestünde, könne aber nicht gesagt werden.
***aktualisiert*** 18: 15 Uhr
Die Stadt teilte mit, dass außerdem Aufkleber mit rechtsextremem Inhalt angebracht und jüngst zum Gedenken an das Kriegsende niedergelegte Kränze zerstört wurden. Kulturdezernentin Anja Hesse hat sich heute umgehend vor Ort ein Bild gemacht. Sie zeigte sich bestürzt über die Vorkommnisse. „Ich bin schockiert. Es ist beschämend, dass die Gedenkstätte so zugerichtet wurde.“ Die Stadt hat Anzeige erstattet. Dr. Hesse weiter: „Wir werden die Gedenkstätte so nicht belassen. Die Tafeln werden noch heute Abend entfernt, und ein Text morgen interimsweise angebracht, der diese Tat thematisiert. Wir werden die Texte so schnell wie möglich ersetzen lassen und auch dieses Vorkommnis auf einer weiteren Tafel dokumentieren.“ Zudem werde überlegt, wie das Gelände künftig besser überwacht und gegen solche Verunstaltungen geschützt werden könne.
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