Land sieht keinen Anlass mehr - Wird die Braunschweiger Behelfsklinik zur Kostenfalle?

Die Miete ist gezahlt, die Umbaumaßnahmen begonnen - wie es aussieht, wird eine Genehmigung zur Nutzung als Behelfskrankenhaus nur nie erteilt werden.

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Das "Vienna House Easy" in der Salzdahlumer Straße sollte ein Behelfskrankenhaus für zusätzliche Bettenkapazitäten im Falle eines größeren Corona-Ausbruchs werden.
Das "Vienna House Easy" in der Salzdahlumer Straße sollte ein Behelfskrankenhaus für zusätzliche Bettenkapazitäten im Falle eines größeren Corona-Ausbruchs werden. | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Das "Vienna House Easy" sollte mit über 200 Betten als Behelfskrankenhaus die Versorgung aller Patienten in der Corona-Krise sichern und erweiterte Kapazitäten liefern. Das gab die Stadt Braunschweig noch am 3. April bekannt. Mitte April folgte der Baustopp. Nötige Genehmigungen fehlen. Und die werden aller Voraussicht nach auch nicht mehr erteilt, wie das Landesgesundheitsministerium auf Anfrage von regionalHeute.de mitteilt. Man sehe dafür keinen Bedarf mehr. Die Höhe der Ausgaben für das städtische Klinikum und die Stadt Braunschweig lasse sich noch nicht beziffern, wie Stadtsprecher Adrian Foitzik mitteilt. Wie geht es jetzt weiter?


Das "Vienna House Easy", eigentlich ein Hotel in der Salzdahlumer Straße nahe des städtischen Klinikums, sollte als Behelfskrankenhaus die Krankenhauskapazitäten der Stadt Braunschweig erweitern. Schon am 4. Mai sollte es eigentlich eröffnen und die ersten Patienten aufnehmen. 200 Betten für Patienten, die keiner intensiven Betreuung mehr bedürfen oder kurz vor der Entlassung stehen. Die Corona-Patienten blieben in den eigentlichen Krankenhäusern. Soweit der Plan - wie Mitte April bekannt wurde, fehlen die Genehmigungen vom Land. Die Baumaßnahmen am "Vienna House Easy" wurden durch die Stadt gestoppt. 300.000 Euro wurden dafür zu diesem Zeitpunkt bereits veranschlagt.

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Kein Anlass für Behelfskrankenhäuser


Die Anträge seien zwar bereits Ende März vom Krankenhaus eingereicht worden, eine Rückmeldung stehe laut Stadtsprecher Foitzik jedoch noch immer aus: "Der Stadt liegt nur die allgemeine Information des Landes an die kommunalen Spitzenverbände vor. Sie erwartet noch eine konkrete Rückmeldung des Landes an das Klinikum zu den vom Klinikum gestellten Anträgen." Sehr konkret äußerte sich das Ministerium jedoch auf Anfrage unserer Online-Zeitung:

"Tatsächlich hat sich die Situation in den niedersächsischen Krankenhäusern so positiv entwickelt, dass wir derzeit keinen Anlass für die Einrichtung von weiteren Behelfskrankenhäusern sehen. Es sind derzeit ausreichend Kapazitäten in den Plankrankenhäusern sowie den Ersatzkrankenhäusern vorhanden."


Es sei aufgrund der Situation grundsätzlich nicht mehr geplant, Behelfskrankenhäuser im Krankenhausplan auszuweisen. "Dies trifft auch für das Behelfskrankenhaus in Braunschweig zu." Weshalb die Stadt Braunschweig dieser Entschluss noch nicht erreicht hat, ließ das Ministerium jedoch offen.

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Wird die Behelfsklinik zur Kostenfalle?


Nun steht mitten in Braunschweig ein ungenutztes, halb umgebautes Hotel, für welches die Genehmigung zur Nutzung als Behelfsklinik mehr als unwahrscheinlich ist. Aktuellen Angaben der Stadt habe man sich das Behelfskrankenhaus bislang insgesamt zwei Millionen Euro kosten lassen. Es wird jedoch betont, dass sich die angeschafften Betten, Beatmungsgeräte und Sauerstofftanks auch woanders nutzen lassen.

In dem Betrag enthalten ist die Mietzahlung für drei Monate. "Hinzu kommen weitere Kosten des Klinikums für erste bauliche Maßnahmen im Vienna-Hotel, die derzeit beziffert werden."

In den Braunschweiger Krankenhäusern werden derzeit 16 Personen in Zusammenhang mit Corona behandelt. Diese Zahl lasse sich jedoch nicht direkt zur Zahl der in Braunschweig nachgewiesenen Fälle in Beziehung setzen, da in den Krankenhäusern auch Patienten aus der Region behandelt werden. Die Intensivbetten in den Kliniken stehen weitestgehend leer. Die Stadt Braunschweig gibt jedoch zu bedenken, dass sich das schnell wieder ändern könne: "Die Gesamtlage ist weiterhin kritisch und schwer einzuschätzen. Zusätzlicher Bedarf an Krankenhausbetten kann dringend werden", so Stadtsprecher Foitzik abschließend.


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