Land und HBK vergeben acht Stipendien in Bildender Kunst und Klangkunst


| Foto: BS Stadtmarketing/Sascha Gramann



Braunschweig/ Niedersachsen. Das Land Niedersachsen hat gemeinsam mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) acht Stipendien im Bereich Bildende Kunst und Klangkunst vergeben. Für das Stipendiatenprogramm „Braunschweig PROJECTS“ hatten sich insgesamt 172 Künstler aus dem In- und Ausland beworben.

„Mit dem internationalen Künstlerförderprogramm lädt das Land Niedersachsen zum vierten Mal herausragende Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt ein, in Niedersachsen zu arbeiten“, sagt die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić. „Wir wollen es den Stipendiatinnen und Stipendiaten ermöglichen, sich über einen bestimmten Zeitraum ohne materielle Zwänge ihrem Schaffen zu widmen. Die HBK Braunschweig bietet ein hervorragendes Umfeld für einen produktiven künstlerischen Austausch. Dass die Künstlerinnen und Künstler von Mentoren unterstützt werden, ist deutschlandweit einzigartig.“

Fünf der Stipendiatinnen und Stipendiaten kommen aus dem Bereich der Bildenden Kunst, drei aus dem Bereich der Klangkunst. Die Stipendien sind Bestandteil der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der HBK Braunschweig. Die Bildenden Künstler erhalten ein Jahr lang eine monatliche Förderung in Höhe von 1.250 Euro, die der Klangkunst bekommen diese Unterstützung über sechs Monate. Zusätzlich gibt es einen projektabhängigen Zuschuss für Sach- und Reisekosten, ein Wohnatelier in Braunschweig sowie ein Mentorenprogramm. Finanziert werden die Stipendien durch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur, über Eigenmittel der HBK sowie Drittmittel der Partner. Förderbeginn ist der 1. November 2014.

Folgende Künstlerinnen und Künstler erhalten ein Stipendium:

Die Stipendiaten im Bereich Bildende Kunst:

Mohamed Abdulla, geboren 1977 im Irak, lebt in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Abdulla untersucht in seiner recherche- und prozessorientierten Arbeit den Einfluss von spezifischen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen auf den öffentlichen Raum. Seine vielseitige künstlerische Praxis umfasst Interventionen, Installationen, Performances, Fotografie, Film, Text sowie Zeichnung und Skulptur. Politischen und sozialen Themen nähert er sich dabei auf eine allegorische, fast poetische Weise. Bewusst bleiben seine Arbeiten meist experimentell-prozesshaft offen.

Dafni Barbageorgopoulou wurde 1977 in Südafrika geboren. Die Künstlerin lebt in Berlin. Sie vereint in ihrer Arbeit eine Vielzahl von Kulturen und hat die Jury durch ihren komplexen, analytischen Ansatz überzeugt. In der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig wird sie voraussichtlich die Möglichkeit nutzen, interdisziplinär mit Sound, Performance, Skulptur und Installation zu arbeiten. Der Künstlerin wird es um die Frage gehen, inwiefern sich das Vorbewusste der Musik in Körpererfahrungen, Muster, Notationen und Collagen und letztendlich in Objekte und Raumstrukturen übersetzen lässt.

Matthew Cowan, geboren 1974 in Neuseeland, lebt in Auckland/Neuseeland. Er ist ein bildender Künstler, der zunächst ein Psychologiestudium absolviert und 2005 einen Master in Fine Art an der University of Northumbria erhalten hat. Cowan setzt sich in vielen seiner Videoarbeiten humorvoll mit Traditionen und Ritualen volkstümlicher Feste auseinander. In Braunschweig wird sich Cowan mit dem Mythos „Schlaraffenland“ auseinandersetzen und den Zusammenhang zu heutigen Festtraditionen sowie den damit verbundenen Ritualen untersuchen. Der Künstler wird gemeinsam mit Stadthistorikern und Bürgern Braunschweigs recherchieren und ein neues Videoprojekt entwickeln.

Schirin Kretschmann, 1980 in Deutschland geboren, lebt in Berlin. In ihrer vielseitigen künstlerischen Arbeit widmet sich die Künstlerin ästhetischen Forschungen und erkundet die Beziehungen zwischen malerischem Handeln und persönlichem Erfahrungsraum. So lassen sich ihre zeitbezogenen, prozesshaft-malerischen Eingriffe in Räume und Strukturen nicht nur als Grenzerweiterungen eines klassischen Malereibegriffes verstehen, sondern auch als gedankliche und zugleich anschauliche Schärfungen von individueller Wahrnehmung. Dabei verwendet Kretschmann häufig sehr einfache, aus alltäglichem Gebrauch geläufige Materialien wie Eis, Schuhcreme oder Lebensmittelfarbe, mit denen sie ihre künstlerischen Bildwelten in einem direkten und dennoch abstrakten Bezug zur Wirklichkeit hält.

Jana Müller wurde 1977 in Deutschland geboren und lebt in Berlin. Sie setzt sich in ihren Werken mit dem Spannungsfeld zwischen Lust und Schaulust sowie mit dem Phänomen der Grenzüberschreitung auseinander. Dabei interessiert sie sich für den Bedeutungswandel und die Aufladung von alltäglichen Gegenständen und dokumentarisch wirkenden Fotografien durch Formen der Inszenierung. In ihrem Fokus liegen hierbei Dinge, die im Zusammenhang mit einer Straftat an Bedeutung gewinnen und deshalb zu Beweismaterial werden. Während ihres Stipendiums spürt Müller dem Geheimnisvollen dieser zunächst unscheinbaren Dinge nach.

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:
• Prof. Raimund Kummer, Professur Bildhauerei HBK Braunschweig
• Prof. Corinna Schnitt, Professur Film- und Videokunst HBK Braunschweig
• Dr. Thomas Niemeyer, Leitung Städtische Galerie Nordhorn
• Dr. Julia Draganovic, Direktorin Kunsthalle Osnabrück
• Hilke Wagner, Direktorin Kunstverein Braunschweig
• Dr. Annett Reckert, Leitung Städtische Galerie Delmenhorst
• Veronika Olbrich, Referentin, Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover

Die Stipendiaten im Bereich Klangkunst:

Yukata Makino wurde 1976 in Japan geboren und lebt in Berlin. Er ist ein japanischer Klangkünstler, dessen künstlerisches Wirken die Beziehung von sensorischer, haptischer und räumlicher menschlicher Wahrnehmung in den Mittelpunkt seiner Arbeiten stellt. Dabei bezieht er sich zum Teil auf multisensorische Erkenntnisse aus der Wahrnehmungsforschung. Aus Versuchreihen entwickelt er Konzepte für seine außergewöhnlichen Angebote für neue Erfahrungen und individuelle Erlebnisformen.

Denise Ritter, geboren 1971 in Deutschland, lebt in Witten. Sie ist eine deutsche Klangkünstlerin, die in der Tradition der „musique concrète“ und vor allem der Aufnahmepraxis des „Fieldrecordings“ ihr klangliches Material erzeugt. Die Ortsbezogenheit des Hörbaren hat in vielen ihrer Klanginstallationen eine herausragende Bedeutung, weil die Authentizität der Geräusche in besonderer Weise sinnstiftend wirkt. Ihr künstlerisches Projekt für Braunschweig überzeugte die Jury besonders: „Small World Wide“ sind zehn wandernde Audiorekorder, die über individuelle Weitergabeverläufe, ausgehend von 10 Personen, irgendwann 10 weltweite konkrete Zielorte erreichen sollen. Die Erarbeitung der tatsächlich erfolgten Routen mit ihren Übergaben und Aufnahmen wird jeweils zu einer klangkünstlerischen Arbeit entwickelt.

Stefan Roigk, geboren 1974 in Deutschland, lebt in Berlin. Roigk ist ein Klangkünstler mit einer außergewöhnlich entwickelten visuellen Formensprache als transformatorisches Prinzip seiner Klang- und Geräuschwelten. Neben seinen Zeichnungen und Klangskulpturen sind es besonders die installativen, auf Räume bezogenen plastischen Arbeiten, die als intensive szenische Dramaturgien starke Wirkung erzeugen. Die dabei genutzten Hörangebote erscheinen real, sind aber dennoch abstrakt, weil sie ohne Entschlüsselung musikalisierbar sind.

Mitglieder der Jury Klangkunst:
• Prof. Ulrich Eller, Professur Klangkunst HBK Braunschweig
• Prof. Dr. Christoph Metzger, Professur Theorie der Klangkunst HBK Braunschweig
• Dr. Claudia Tittel, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Kunstkritikerin, Publizistin und Lehrende UdK Berlin
• Julia Gerlach, Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Musik
• Stefan Fricke, Musikredakteur Neue Musik, Hessischer Rundfunk Frankfurt
• Prof. Peter Kiefer, Professur Neue Musik/Neue Medien, Johannes Gutenberg Universität Mainz
• Dr. Astrid Bernicke, Musikreferentin Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover


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