Lernen und beten: Braunschweiger Uni bietet Platz für Allah

von Sina Rühland


| Foto: UMS



Braunschweig. Immer häufiger schließen Hochschulen Gebetsräume muslimischer Studierender. Oft ist der Wunsch der Hochschulleitung nach "Neutralität" größer, als praktizierenden Glauben zu fördern. Nicht so in Braunschweig. Hier bietet die Technische Hochschule (TU) der Union muslimischer Studenten (UMS) zwei Räume zum Beten. Für eine Schließung sehe man keinen Anlass, so die Hochschulleitung.

Unabhängig ob Christ, Moslem oder Hindu: die Technische Hochschule Braunschweig erfasst grundsätzlich nicht die Konfessionen ihrer Studierenden. Was in Braunschweig kein Problem darstellt, wird bundesweit jedoch ein immer größeres: durch die fehlende Feststellung der Religionszugehörigkeiten können die Bedürfnisse der Studentenschaft nur schwer ermittelt werden. Dennoch bietet die Braunschweiger Hochschule ihren muslimischen Studierenden zwei Gebetsräume an. Einen für Männer und einen für Frauen. Die bundesweite Schließung vieler Hochschul-Gebetsräume betrachtet der UMS mit Bestürzung: "Wir sind durchaus bestürzt über die derzeitige Situation an den Hochschulen. Es ist eine schöne Geste der Hochschule den Studenten Räume zu bieten, in die sie sich zurückziehen können, um ihren religiösen Verpflichtungen nachzukommen. Die Schließung eben jener Räume erschwert es dem gläubigen Studenten diesen nachzukommen, ohne dem Umfeld aufzufallen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass viele Menschen der Meinung sind, dass Religion nicht in staatliche Einrichtungen gehört. Diese Meinung respektieren wir vollends, weshalb uns gerade ein Raum, in den wir uns zurückziehen können dabei hilft, niemanden zu stören oder verärgern. Wir als Studenten an der TU Braunschweig sind in dieser Hinsicht froh darüber, einen Hochschulrat zu haben, der uns so entgegengekommen ist und wünschen uns dieses Verständnis auch für alle anderen Hochschulvereine."

Staat und Kirche sind zu trennen


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Einer der Gebetsräume an der TU. Foto: UMS



Man lebe in einer Zeit, in der die Religion deutlich an Stellenwert verloren habe, sagt die Union muslimischer Studenten. Das respektiere man auch. "Jedem ist es freigestellt, ob er an einen Gott glaubt, einer Religion angehört oder all dies ablehnt. Aus diesem Grund ist es auch verständlich, dass diese Art von Trennung gefordert wird. Nichtsdestotrotz sehen wir keinen Grund darin, nicht benutzte Räume an studentische Vereine zu verleihen, welche dann unter Umständen als Rückzugsort für religiöse Praktiken genutzt werden. Wir sind uns im Klaren darüber, dass viele Menschen sich in ihrer Freiheit angegriffen fühlen, wenn jemand neben ihm anfängt das Gebet zu verrichten, sodass wir einen Gebetsraum an den Hochschulen als guten Kompromiss erachten, um Konflikten von vornherein aus dem Weg zu gehen."

Eine Schließung würde Benachteiligung bedeuten


Sollten die Gebetsräume auch in Braunschweig geschlossen werden, würde dies den Alltag der gläubigen Studenten enorm erschweren, so die UMS. "Gebete werden an abgelegenen Orten verrichtet, welche teilweise auf Umwege erreicht werden. Zum Teil ist zwischen den Vorlesungen und Seminaren gar nicht genug Zeit um diese Orte aufzusuchen, sodass zum Teil auch im Blickfeld der Kommilitonen das Gebet verrichtet wird, was, wie mehrfach erwähnt, oftmals nicht gern gesehen wird."

Räume für Andersgläubige – und Ruhe


Der Allgemeine Studienrenden-Ausschuss der TU (AStA) befürwortet die Gebetsräume für Muslime. Zugleich finde man gleichwertig auch Räume für andere Religionen genau wie Rückzugspunkte für nichtgläubige Studierende wichtig. "Die TU ist ein positives Beispiel an kultureller Vielfalt, bei dem die Wissenschaft als gemeinsames Ziel im Fokus steht und daher sollten auch alle Studierenden und Mitarbeiter Platz haben, sich ausleben zu können", so der AStA. Auch die Union muslimischer Studenten befürworte die Schaffung von Ruheräumen. "Angesichts der Situationen an den Hochschulen und der Tatsache, dass Religion einen relativ niedrigen Stellenwert bei vielen Studenten besitzt, ist die Schaffung von solchen Räumen zu begrüßen."


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