Braunschweig. Am vergangenen Wochenende fand die bereits 17. Auflage der Löwen Classics in der Volkswagen Halle enormen Zuschauerzuspruch. Wieder bot das „Turnier der Champions“ großartige Höhepunkte des Reitsports und ein vielfältiges Rahmenprogramm. 25.000 Zuschauer verfolgten das dreitägige Spektakel, das am Sonnabend ausverkauft war. Einige Pferdefans mussten deshalb sogar den Heimweg antreten.
Mario Stevens ist neuer Deutscher Hallenchampion
Insgesamt 26 Reiterinnen und Reiter traten zum Deutschen Hallenchampionat der Landesmeister an. Der 34 Jahre alte Mario Stevens aus Cloppenburg hat den Wettbewerb für sich entschieden und damit Gold für den Landesverband Weser-Ems geholt. Mit dem 16 Jahre alten Holsteiner Credo überflügelte Stevens seine Mitbewerber und der Mut zum Risiko wurde belohnt. “Credo hat sowas wie einen zweiten Frühling, er ist frisch, fühlt sich gut an,” so Stevens.
“Das war ein sehr spannendes Stechen und ich hatte zum letzten Sprung hin das Quäntchen Glück, das man haben muss”, so der neue Champion. Für ihn, die mit Silber belohnten Evi Bengtsson (Breitenburg/ Schleswig-Holstein) und Heiko Schmidt (Neu-Benthen/ Mecklenburg-Vorpommern) hat das Deutsche Hallenchampionat der Landesmeister einen hohen Stellenwert. “Es kann auch Plattform für solche Reiter sein, die vielleicht nur ein gutes Pferd haben”, so Stevens, “und für den zweiten Umlauf brauchte man hier ein Grand Prix-Pferd, das war deutlich zu sehen.”
Evi Bengtsson freute sich über die konstante Leistung von La Pasion de Caballo Ulika. Die ehemalige Deutsche Meisterin beeindruckte erneut mit Gefühl und Routine. Das jüngste Pferd des Medaillentrios hatte Heiko Schmidt unter dem Sattel. Die erst acht Jahre alte Chaleen von Cellestial. “Man freut sich sowieso über so eine Platzierung, aber mit einem selbst gezogenen Pferd macht das doppelt Freude,” unterstrich der Profi aus Neu-Benthen.
Christian Kukuk mit Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth (re.) und Turnierchef Axel Milkau. ">
Christian Kukuk mit Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth (re.) und Turnierchef Axel Milkau. Foto: Siegfried Nickel
Christian Kukuk mit Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth (re.) und Turnierchef Axel Milkau. Foto: Siegfried Nickel
Premiere für Michael Jung
Der weltweit erfolgreichster Vielseitigkeitsreiter, Michael Jung, gab in der Volkswagen Halle sein Debüt. Der Mann aus Horb gewann Olympia-, WM- und EM-Gold. Der Grand Slam-Sieger der Vielseitigkeit fühlt sich bei den Löwen Classics wohl. “Meine Eindrücke? Gute Stallungen, breite Gänge in den Stallzelten, ein weiter Weg von dort zur Halle”, so der Multimeister schmunzelnd. “Aber uns macht das nix, wir reiten ja eh auch viel raus ins Gelände.” Für den Olympiasieger ist es das letzte Hallenturnier, denn die Vielseitigkeitssaison beginnt bald. Seine Springpferde bekommen zwei Monate Pause.
Gleich im Eröffnungsspringen konnte Jung mit Platz zwei auf Sportsmann S auftrumpfen. Nur der polnische Sieger Adam Grzegorzewski war mit Okarino schneller und freute sich mächtig über den Triumph.
Veolia Championat für Jungtalent
Der Gewinner des Veolia Championats ist einer der jüngsten Teilnehmer. Lennert Hauschildt ist erst 24 Jahre alt, kommt aus Sittensen und hat seine Berufsausbildung zum Pferdewirt noch gar nicht ganz abgeschlossen. „Ich konnte noch gar nicht telefonieren, aber das Handy ging schon dauernd“, stellte der überraschte Gewinner gleich nach der Siegerehrung und der Pressekonferenz fest. Dass er am Ende des Tages das Championat für sich entscheiden kann, hat der 24-jährige sich vorher nicht träumen lassen. Seine Startgenehmigung erhielt er von Löwen Classics-Veranstalter Axel Milkau.
Weltranglistenspringen wie das Veolia Championat hat der junge Niedersachse noch nie zuvor gewonnen. „Mir ist im Stechen nicht alles so gelungen. Das hat Lennert besser gemacht und verdient gewonnen“, so der zweitplatzierte Marco Kutscher aus Riesenbeck. Platz drei eroberte Philipp Weishaupt aus Riesenbeck. „Eigentlich kann ich mit dem Caivano so sehr schnelle Runden gar nicht unbedingt reiten,“ plauderte der junge Sieger munter aus. „Aber heute lief das wirklich optimal.“
DM-Gold für Westfalen-Trio
Zwei Damen, ein Herr und Landestrainer Klaus Reinacher durften gegen 19 Uhr ausgiebig jubeln. Jana Wargers (Emsdetten), Pia-Katharina Bostock-Beeking (Ahaus) und Toni Haßmann (Münster) sicherten dem Westfälischen Verband Gold in der von der Öffentliche Versicherung Braunschweig präsentierten Deutschen Meisterschaft der Landesverbände. Gecoacht wurde das Trio von Landestrainer Klaus Reinacher aus Rosendahl und alle vier gemeinsam freuten sich diebisch über den gelungenen Coup in der Volkswagen Halle mit gerade mal 0,75 Strafpunkten aus zwei Umläufen.
“Für die Mannschaft zu reiten, ist immer eine Herausforderung”, unterstrich Toni Haßmann, der als letzter des Trios in den Parcours ging. “Die haben mich schon ein bisschen unter Druck gebracht, weil beide ohne Fehler geblieben sind, da wollte ich ja nix verpatzen”. Eine faustdicke Überraschung gelang dem jungen Wildcard-Team des Pferdesportverbandes Hannover – die Youngster Julia Plate, Finja Bormann und Tim-Uwe Hoffmann „jumpten“ hinter den Westfalen auf den Silberrang und damit noch vorbei an Hannover II mit den Routiniers Thomas Brandt, Julie Mynou Diederichsmeier und Hilmar Meyer.
Silber und Bronze für “seine” Mannschaften – da strahlte Turnier- und Verbandschef Axel Milkau vor Stolz. Zumal die Wildcard für das ganz junge Team seine Idee war und nun von feinstem Erfolg gekrönt wurde.
Christian Kukuk schnappt sich den Großen Preis der Volkswagen AG
Christian Kukuk fährt jetzt VW Tiguan! Der 27-jährige Profi aus dem Stall Beerbaum in Riesenbeck blieb im Weltranglistenspringen mit dem elf Jahre alten Clinton-Nachkommen Cordess in 40,27 Sekunden fehlerfrei und sicherte sich damit den wertvollen Sieg im Großen Preis der Volkswagen AG. Kukuk hat aktuell einen regelrechten Lauf. “Das ist ja nicht so planbar mit Pferden”, räumte der Springreiter lächelnd ein und genoss den Erfolg in Braunschweig.
Insgesamt 43 Reiter/ Pferd-Paare gingen im Großen Preis der Volkswagen AG an den Start, drei erreichten das Stechen und etliche mussten sich lediglich über einen Flüchtigkeitsfehler ärgern, der den Einzug ins Stechen verhinderte. Als einer der ersten Starter gelang Kukuk eine fehlerfreie Runde und dann begann das Warten. “Das ist schon ungewöhnlich, mir war aber schon klar, dass es ein Stechen geben würde”, so Kukuk, “es spricht auch für den Parcoursbauer. Ich glaube der hat einen unglaublich guten Job gemacht das ganze Wochenende.” Die Nullrunden zwei und drei lieferten Jasper Kools aus Diepholz mit Chatto und Dirk Klaproth als “Lokalmatador” mit Vasko ab. Klaproth drehte voller Freude gleich eine Extrarunde nach dem geglückten Umlauf und wurde mit rauschendem Applaus belohnt. Der 42-jährige belegte am Ende Rang zwei. “Ich habe Vasko seit er fünfjährig ist und habe immer an ihn geglaubt.” Für Klaproth ist jetzt erst mal “Weihnachten, Ostern und Geburtstag und einfach alles zusammen”. Jasper Kools, der vor zwei Jahren bereits alle drei Hauptprüfungen der Lastruper Spring Days mit Chatto gewinnen konnte, schaut jetzt schon Richtung Deutsches Berufsreiterchampionat und will dann seinen Titel in Lastrup verteidigen.
Nicht mal 24 Stunden zuvor konnte Mario Stevens, der neue Deutsche Hallenchampion, in der Volkswagen Halle auftrumpfen. Er gewann den Preis der Deutschen Kreditbank AG mit Banana Pancake und damit das zweite Weltranglistenspringen des internationalen Reitturniers vor Marco Kutscher (Bad Essen), der insgesamt erfolgreichster Reiter der Großen Tour bei den Löwen Classics wurde und dafür den Sonderpreis der Veolia erhielt.
HGW-Bundesnachwuchschampionat für Marie Ligges
Marie Ligges ist die Erste in 30 Jahren der HGW Wettbewerbe, die gleich zwei wichtige Entscheidungen im gleichen Jahr für sich verbuchen konnte. Sie hat nach dem “Goldenen Sattel” auch das HGW-Bundesnachwuchschampionat in Braunschweig gewonnen. Die 17-jährige setzte sich mit ihrem eigenen Pferd Dibadu L und Emilia Lösers S.I.E.C. Copy Cat im Finale der besten vier Teilnehmer an die Spitze und wurde zudem mit Szenenapplaus belohnt. So still war es in den Finalrunden, “dass man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören können”, stellte Löwen Classics Sportdirektor Franke Sloothaak fest. Mit intensivem Interesse verfolgten die Zuschauer die Auftritte der besten deutschen Nachwuchsreiter. “Das war eine ganz tolle Atmosphäre”, unterstrich auch die Siegerin aus Herbern, “man fühlte sich als Teilnehmer wirklich wohl, weil alle mitgefiebert haben, aber auch mitgelitten, wenn man mal enttäuscht war.” Ein Umstand, der auch den Platzierten als unvergesslich in Erinnerung bleiben wird. Platz zwei im HGW-Bundesnachwuchschampionat, gefördert von der Horst-Gebers-Stiftung In Memoriam Debby Winkler belegte Johanna Schulze Thier vom RFV Napel Herbern mit Corloona, Dritte wurde Emilia Löser (RFV Niederneisen) mit S.I.E.C. Copy Cat und den vierten Rang eroberte Calvin Böckmann (RG Klein Roscharden) mit Carvella Z. Bundestrainer Peter Teeuwen besah sich seine Nachwuchskräfte mit großer Zufriedenheit.
Axel Milkau erleichtert über Zuschauerresonanz
Die Löwen Classics 2017, die erstmals an drei Tagen stattfanden, lockten rund 25.000 Zuschauer in die Volkswagen Halle. Die Verkürzung, so erfuhr Turnierchef Axel Milkau, gefiel rundherum, auch den Sponsoren und Partnern der Löwen Classics. Daher plant Axel Milkau auch 2018 mit drei Turniertagen. “Grundsätzlich denken wir darüber nach, irgendwann auch wieder unseren vierten Stern zurück zu holen. Das muss aber nicht notwendigerweise mit einem Tag mehr zusammenhängen”, so Milkau, “wir haben viele ehrenamtliche Helfer, die sich einen Tag weniger frei genommen haben. Das muss man auch bedenken.” Für Milkau und Sportdirektor Franke Sloothaak ist die gute Botschaft die, dass das Turnier auch in naher Zukunft gesichert ist. Veolia verlängerte den Vertrag am Samstag um zwei Jahre, die Öffentliche Versicherung tat das bereits in den Vorjahren und auch Volkswagen wird weiter dabei sein.
Eine Foto-Galerie sowie die wichtigsten Zahlen und Fakten finden Sie hierbei den Kollegen vom Sport.
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