Braunschweig. Die deutsche Komponistin Carola Bauckholt (65) erhält in diesem Jahr den Louis Spohr Musikpreis der Stadt Braunschweig. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 2. Sinfoniekonzertes des Staatsorchesters Braunschweig am Sonntag, 19. Oktober, um 11 Uhr im Großen Haus des Staatstheaters Braunschweig statt, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Braunschweig.
Die in Krefeld geborene Carola Bauckholt studierte von 1978 bis 1984 an der Musikhochschule Köln bei Mauricio Kagel. 1985 gründete sie mit Caspar Johannes Walter den Thürmchen Verlag, 1991 das Thürmchen Ensemble. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, darunter das Bernd Alois Zimmermann Stipendium der Stadt Köln und den Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom; den Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, den Deutschen Musikautorenpreis der GEMA in der Kategorie Experimentelle Musik und den "Best Sound Design Award" des London International Animation Festival.
Carola Bauckholt
Als Gastdozentin wirkte sie an verschiedenen Hochschulen in Deutschland, Europa, den USA und Südamerika. 2013 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin gewählt, wo sie derzeit als Direktorin die Sektion Musik leitet. 2015 wurde sie zur Professorin für Komposition mit Schwerpunkt zeitgenössisches Musiktheater an die Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Österreich berufen. 2020 wurde sie Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.
Ein zentrales Moment der Werke von Carola Bauckholt sei das Nachdenken über das Phänomen der Wahrnehmung und des Verstehens. Ihre Kompositionen vermischen oft Elemente aus visueller Kunst, Musiktheater und konzertanter Musik. Dafür bediene sie sich gern geräuschhafter Klänge, die oft mit ungewohnten Mitteln erzeugt werden und nicht in ein vorgegebenes Kompositionsraster eingearbeitet, sondern in ihrer freien Entfaltung beobachtet und fortgeführt werden.
Das sagt die Jury über Carola Bauckholt
Die offizielle Begründung für das Votum der Jury zur Preisträgerin 2025 lautet: "Das vorliegende Gesamtwerk der deutschen Komponistin Carola Bauckholt zeichnet sich durch eine umfassende stilistische Kohärenz und einen außergewöhnlichen Werdegang aus. Seit ihren ersten kompositorischen Arbeiten in den 1980er Jahren forscht und experimentiert Carola Bauckholt mit Klängen und Geräuschen, verbunden mit der Fähigkeit, die Produktion und den Gestus jedes Klangs zu einem dramaturgischen Projekt zu verbinden, das immer originell, logisch und überraschend ist.
Ihre Kompositionen seien gekennzeichnet durch ein Experimentieren mit dem Klangtheater, das nie von der Reaktion des Publikums und der Auftraggeber beeinflusst wurde, sondern immer ein grundlegendes Bedürfnis der Komponistin darstellte und sie zu großen musikalischen Errungenschaften geführt hat, die Ausdruck ihrer sorgfältigen Recherche und Reflexion über die Beziehung des musikalischen Werks mit dem Zuhörer, dem Publikum und der Gesellschaft sind.
Mehrfach ausgezeichnet
Ihr Schaffen in den verschiedenen Genres und Produktionsbereichen sei von kompositorischer Kohärenz, Ironie, Amüsement und Sozialkritik geprägt, zeige aber auch, dass Musik eine absolute Sprache ist, die nicht verbalisiert werden kann, und dass nur wenige Komponistinnen und Komponisten mit einer solchen Meisterschaft und Präzision sprechen können. So erhielt sie bereits mehrfach Auszeichnungen, die verdient waren, aber nie angestrebt wurden. Auch die neue Generation der Komponistinnen und Komponisten schätzt das Werk von Carola Bauckholt, weil sie alle Prämissen und Raffinessen der historischen Avantgarden in ihrer Musik leben lässt; synthetisiert und ausgearbeitet zu einer neuen, wegweisenden Sprache. Hierfür und für ihr breit gefächertes Oeuvre verdient sie ohne Zweifel die Würdigung einer Auszeichnung mit dem Louis Spohr Musikpreis."
Der Preisjury gehörten an: Alexis Agrafiotis (Studienleiter und Kapellmeister am Staatstheater Braunschweig und Komponist), Lucia Ronchetti (Komponistin und Preisträgerin des Louis Spohr Musikpreises 2022), Julia Spinola (freiberufliche Musikjournalistin), Astrid Schmeling (Flötistin und Gründungsmitglied des Ensembles L'ART POUR L'ART) und Hans Rotman (Dirigent und Intendant des IMPULS Festivals für Neue Musik)
Der mit 10.000 Euro dotierte Louis Spohr Musikpreis zeichnet international bekannte und für die Musik der Gegenwart richtungweisende Komponistinnen und Komponisten aus. Namensgeber Louis Spohr, 1784 in Braunschweig geboren, gilt als wegweisender Komponist der Periode zwischen Klassik und Romantik und war einer der bedeutendsten Violinvirtuosen seiner Zeit. Im Jahr 1953 hat die Stadt Braunschweig erstmalig den bis 1994 noch mit "Ludwig Spohr Preis" benannten Musikpreis vergeben. Zu den bislang 25 ausgezeichneten Preisträgern zählen u. a. Hans Werner Henze (1976), Olivier Messiaen (1991), Sofia Gubaidulina (1994), Salvatore Sciarrino (2007) und Adriana Hölszky (2019). Mit der Vergabe des Preises wird die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit der kulturpolitischen Verantwortlichkeit gegenüber den kommenden Generationen unterstrichen. Gleichzeitig erfährt die Musik als Kunstform und Kontinuum eine Würdigung.