Braunschweig. Fünf Jahre, das ist die Amtszeit eines Bundespräsidenten – oder 5000 Liter heiße Suppe. Am Karfreitag des Jahres 2020 war der Versorgungsbus der Braunschweiger Malteser und des Aktionsbündnisses „Eintracht hilft“ von Eintracht Braunschweig zum ersten Mal unterwegs, um Obdachlose und Bedürftige der Stadt zu versorgen. Rund fünf Jahre später hat sich das Projekt längst etabliert. Das wurde gestern auf dem Parkplatz hinter dem Altstadtrathaus gefeiert, wie der Malteser Hilfsdienst in einer Pressemitteilung berichtet.
Klar, dass an einem solchen Tag nur die beliebte und begehrte Käse-Lauch-Suppe auf dem Speiseplan stehen konnte, neben einer vegetarischen Erbsensuppe und Kaffee oder Tee samt Kaltgetränken. Andrea (Name geändert) griff gerne zu, denn die heiße Suppe fülle nicht nur den Magen, sondern entlaste auch ihr schmales Portemonnaie. „Ich bin arbeitssuchend“ erklärt die 46-Jährige fast entschuldigend. Sie komme aus dem hauswirtschaftlichen Bereich, habe immer wieder in Hotels gearbeitet, sei derzeit aber ohne Job. Ein Bekannter habe ihr vom Versorgungsbus erzählt, jetzt kommt sie regelmäßig, anfangs mit einem schlechten Gewissen: „Ich dachte, das ist nur für Obdachlose.“ Ist es nicht, wie der Malteser-Stadtbeauftragte Frank Stautmeister bei einer kurzen Rede zum fünften Jahrestag betonte.
Zahl der Bedürftigen wächst
Für alle „Menschen mit Problemen, die Unterstützung benötigen“, machen sich die Malteser und die Fanabteilung von Eintracht Braunschweig zwei Mal pro Woche auf den Weg. Und die Zahl dieser Bedürftigen wachse. Zu schaffen sei das nur mit einer großen Anzahl an Unterstützern und Ehrenamtlichen, von denen viele gekommen waren. Neben dem katholischen Propst von Braunschweig, Martin Tenge, konnte Stautmeister auch das Ehepaar Max und Marie-Rose von Boeselager aus der Diözesanleitung der Malteser in der Diözese Hildesheim und Mario Goldmann, den Vorsitzenden der Fanabteilung von Eintracht Braunschweig, begrüßen. Deren Helferinnen und Helfer verteilten wie üblich die Hygienesets, während die Malteser sich um Suppe und Getränke kümmerten.
Die Bilanz der vergangenen mehr als fünf Jahre könne sich sehen lassen: Während in den ersten beiden Jahren bei 104 Ausgabeterminen pro Jahr rund 2140 Portionen Suppe und ebenso viele Portionen Tee oder Kaffee und die gleiche Zahl an Hygienesets ausgegeben worden seien, sei deren Zahl im vergangenen Jahr auf das Doppelte gestiegen und werde 2025 nach aktuellen Hochrechnungen noch einmal um gut die Hälfte auf 6360 Portionen Suppe sowie Kaffee/Tee und Hygienesets ansteigen. Entsprechend gestiegen sei die Zahl der Gäste: von rund 20 pro Ausgabetermin (2020) auf 60 in diesem Jahr. Das liege zum einen daran, dass der Versorgungsbus inzwischen in der Szene bekannt ist, glaubt Frank Stautmeister. Zum anderen gebe es immer mehr arme Menschen in Braunschweig. Dadurch hätten sich die Kosten für die Suppe innerhalb eines halben Jahrzehnts verdreifacht: von rund 6420 Euro (2020) auf 19.080 Euro (2025). Ohne Spenden sei das nicht zu finanzieren.
So ist das Projekt entstanden
Entstanden ist das Projekt Versorgungsbus als Gemeinschaftsprojekt von Maltesern und dem Aktionsbündnis „Eintracht hilft“, nachdem beim ersten großen Corona-Lockdown im März 2020 auch Einrichtungen für Wohnungslose schließen mussten. Am 10. April 2020 fuhr der Bus zum ersten Mal, damals noch an die Ecke Stephanstraße/Schützenstraße. Seit Sommer 2020 steuert der Bus in der warmen Jahreszeit den Parkplatz hinter dem Altstadtrathaus an und darf im Winter die Räume des Café Kreuzgang nutzen. Nachdem Eintracht Braunschweig zwischenzeitlich aus dem Projekt ausgestiegen war, sind seit Oktober 2020 regelmäßig wieder jeweils zwei Helfer der Fanabteilung mit dabei.
Weitere Informationen zum Versorgungsbus gibt es online.