Braunschweig. Im Jahr 2014 waren 14,4 Prozent der Tage, die Arbeitnehmer arbeitsunfähig waren, psychisch verursacht. Das ist ein Prozent mehr als im Jahr 2013. Das ergab eine aktuelle Auswertung der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) für das Jahr 2014. 242 Ärzte, Psychiater, psychologische Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Psychologen, Vertreter von Krankenkassen und anderer Berufsgruppen haben vor diesem Hintergrund an der 1. Gesundheitskonferenz "Psychisch krank – Was tun?" am Mittwoch, teilgenommen, um gemeinsam neue Ideen für eine bessere Gesundheitsversorgung im Bereich der Behandlung psychischer Erkrankungen zu entwickeln. Am Donnerstag stellten die Experten Doris Freudenstein, Christoph Kröger und Rainer Schubert, die Erkenntnisse vor.
"Das ist eine überwältigende Resonanz, die auch das Engagement der beteiligten Akteure und Teilnehmer zum Ausdruck brachte", sagt Sozialdezernentin Dr. Andrea Hanke, die den Tagungsvorsitz innehatte. Die Initiative zu der Tagung war von der Steuerungsgruppe der Braunschweiger Gesundheitsregion ausgegangen. Gesundheitsamt und Gesundheitsplanung der Stadtverwaltung hatten gemeinsam mit exponierten Experten der verschiedenen Versorgungsbereiche die Tagung als Strukturtagung zum gemeinsamen Nachdenken und zur Ideenfindung und Verzahnung geplant. Dabei ging es nicht um die fachliche Auseinandersetzung mit einzelnen psychiatrischen Erkrankungen, sondern mehr um die Auseinandersetzung mit Strukturen, also um die Fragen: Wie können vorhandenen, vielfältigen beratenden- und therapeutischen und unterstützenden Angebote im ambulanten wie im stationären Bereich zum Wohle des Patienten effizient und optimal und hilfreich zusammenarbeiten? Sind die Braunschweiger Strukturen geeignet, eine zeitnahe Versorgung psychisch Kranker zu gewährleisten? Und - wie lässt sich die Versorgung optimieren? Rainer Schubert, Gesundheitsplanung Stadt Braunschweig, sagte am Mikrofon von regionalBraunschweig.de, dass die Angebote in Braunschweig da wären, es aber häufig schwierig sei, sich durch den Dschungel von Angeboten zu kämpfen. Es gäbe zu wenig Verzahnungen und Abstimmungen, daran wolle man weiter arbeiten. Es gäbe sicherlich noch Luft nach oben, auch was die Wartezeiten auf Termine angeht. Christoph Kröger, Geschäftsführender Leiter der psychotherapeutischen Ambulanz der TU Braunschweig bemerkte, dass es häufig zu lange dauern würde, bis Patienten einen Termin bekommen könnten. Zeitweise bis zu zwei Monate. Er favorisiert das Salzgitter Modell, was auch in Zukunft in Braunschweig Anwendung finden könnte. Dabei richten große Unternehmen eine Beratungsstelle für Menschen ein, die sich psychisch sehr belastet fühlen. Er erklärte das Modell gegenüber regionalBraunschweig.de:
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Doris Freudenstein, Gesundheitsamt Braunschweig, bemerkte, dass die Anzahl der psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren immer weiter angestiegen sei. Das würde sich durch alle Bevölkerungsschichten ziehen und nicht nur Arbeitnehmer betreffen. Sie sagte aber auch, dass es nicht unbedingt so sei, dass aktuell mehr Menschen erkranken würden. Eine mögliche These: Es trauen sich einfach mehr Personen ihre Probleme öffentlich zu machen. Vor diesem Hintergrund favorisiert Rainer Schubert eine zentrale Krisenstelle für Braunschweig, an die sich Personen auch Nachts oder an Feiertagen wenden könnten. Die Experten hatten am Mittwoch in verschiedenen Workshops über Probleme und Lösungen diskutiert. Die Zusammenarbeit soll in den nächsten Monaten bei weiteren Zusammenkünften intensiviert werden.
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