Braunschweig. Ein Regenbogen leuchtete in der Nacht von Donnerstag auf Freitag über Braunschweig. Grund dafür war das 25-jährige Jubiläum der MenDance/WomenDance-Partyreihe, die mittlerweile fünf Mal im Jahr in die Meier Music Hall einlädt. Organisiert vom Verein für sexuelle Emanzipation (VSE), kommen homosexuelle, heterosexuelle, transsexuelle – eben einfach viele unterschiedlich gleiche Menschen zu den legendären Parties.
Wie wichtig diese Veranstaltung für Homosexuelle ist, erklärte in dieser Nacht Vorstandsmitglied Birgit Sobiech. „Als der Verein vor 25 Jahren gegründet wurde, gab es nur wenig Clubs in der Szene“, erzählte Sobiech. Mit durchschnittlich 600 Gästen pro MenDance ist die Meier Music Hall immer gut gefüllt. „Menschen aus der gesamten Region und darüber hinaus kommen zu uns“, sagte sie. Gerade wegen der enormen Resonanz sei es so schade, dass der Veranstaltungsort am Ende des Jahres geschlossen werde.
Die Gesellschaft braucht diese Parties
Braucht die Gesellschaft noch Feiern, bei der speziell die sexuelle Ausrichtung angesprochen wird? Die Besucherzahlen seien zwar in den vergangen zehn Jahren etwas rückläufig, so Sobiech, dennoch wäre die Party auch weiterhin enorm wichtig für Mensch und Region. „Es ist ein Ort, wo man keine homophoben Übergriffe befürchten muss; man trifft sich mit Gleichgesinnten“, sagte sie. Wie oft hätte sie schon blöde Sprüche gehört, wie oft habe man ihr schon von verbaler und physischer Gewalt berichtet: „man wird heute noch immer angepöbelt.“
Kaum vorstellbar, in einer solch toleranten und informierten Gesellschaft werden Menschen wegen ihrer Liebe diskriminiert. Mit den Dance-Parties will der Verein auch ein politisches Zeichen setzen, um Diskrimierung zu bekämpfen. „Aktuell wünschen wir uns einen Ansprechpartner in der Stadtverwaltung. In Hannover gibt es längst Beauftragte für Homosexuelle“, erzählte Birgit Sobiech. Sozial-Referenten, die sich für Schwule und Lesben einsetzen, Ansprechpartner in Fragen zum Thema HIV oder Diskriminierung sind. Man hoffe auf Bürgermeister Ulrich Markurth, der war schließlich auch bei dem Sommerloch-Festival dabei.
Wer versteht, der achtet
Der VSE setzt sich besonders für Aufklärung ein. Das Projekt „Schlau“ widmet sich der Schulaufklärung zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Vielfalt. Je weniger abstrakt schon Kindern dieses Thema erscheint, desto eher tolerieren sie sich selbst und ihre Mitmenschen. „Wenn diese Geschichten auf einmal ein Gesicht bekommen, dann verstehen sie“, sagte Sobiech.
Die Angst vor dem, was der Menschen nicht kennt. Gründe zu demonstrieren, gibt es noch zur Genüge. Politiker, die Homosexuelle nicht in Schulen haben wollen. Die Heirat, die rechtlich eigentlich keine ist. Ja, und dann wäre da noch die Frage nach dem Nachwuchs. In der Gesellschaft findet man noch unzählige Vorurteile, die alle den gleichen Namen tragen: Homophobie.
Kleine Geschichte der Emanzipation
Die erste MenDance fand übrigens in der HBK-Mensa statt und wurde bis 1998 vom Kollektiv „First Out“ getragen und in Folge vom VSE übernommen. Auf einer Reise nach England hat sich damals Andreas Paruszewski für die Idee der Party inspirieren lassen. Seither leuchteten schon einige Regenbogen über der Stadt. Die ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder des Vereins führen zum Beispiel das „Onkel Emma", ein queeres Zentrum im Zentrum. Kunst und Kultur, soziale Beratung, Sommerloch-Festival oder andere Angebote – Emanzipation ist überall, wo der VSE ist.
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