Ministerpräsident Lies zu Besuch bei den Pionieren der Brandforschung

Zu Beginn seiner Sommerreise machte das neue Landesoberhaupt Station bei der Technischen Universität Braunschweig.

Ministerpräsident Lies konnte sich während seines Besuchs selbst ein Bild davon machen, wie ein solcher Großversuch abläuft.
Ministerpräsident Lies konnte sich während seines Besuchs selbst ein Bild davon machen, wie ein solcher Großversuch abläuft. | Foto: Kristina Rottig / TU Braunschweig

Braunschweig. Zum Auftakt seiner Sommerreise am 1. Juli machte Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies am heutigen Dienstag am Zentrum für Brandforschung (ZeBra) der Technischen Universität Braunschweig Station. Der Bevölkerungsschutz stand am ersten Tag seiner Tour im Fokus. Grund genug, den Forschungsbau zu besuchen. Mit dem ZeBra wurden in Braunschweig europaweit einzigartige Versuchsmöglichkeiten geschaffen, um Brände im Realmaßstab zu untersuchen – zum Beispiel von Wohnungseinrichtungen, Fahrzeugen und Fassaden. Das berichtet die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung.



Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies: „Wissenschaftliche Erkenntnisse sind essenziell für die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes. Nur durch fundierte Forschung verstehen wir, wie sich neue Materialien, Bauweisen oder Energieträger im Ernstfall eines Brandes verhalten und können entsprechend reagieren. Das Zentrum für Brandforschung der TU Braunschweig leistet hier Pionierarbeit und zeigt eindrucksvoll, wie Spitzenforschung zur Rettung von Menschenleben beitragen kann. Besonders wichtig ist dabei auch die Zusammenarbeit mit Feuerwehren, Katastrophenschutz und Behörden. Denn nur im Schulterschluss von Wissenschaft und Praxis lässt sich der Schutz der Bevölkerung nachhaltig stärken.“

Ein Brandlabor der Superlative


Im Zentrum für Brandforschung unter der Leitung von Professor Jochen Zehfuß können die Wissenschaftler das Brandverhalten neuartiger Bauweisen mit nachwachsenden Rohstoffen und von Produkten der Energiewende erforschen und so zur verbesserten Brandsicherheit beitragen.

Olaf Lies (2. v. re.) zu Besuch im Zentrum für Brandforschung der TU Braunschweig.
Olaf Lies (2. v. re.) zu Besuch im Zentrum für Brandforschung der TU Braunschweig. Foto: Kristina Rottig / TU Braunschweig


„Das Interesse des Ministerpräsidenten an unserer Forschung ehrt uns sehr und ist eine wertvolle Anerkennung der hervorragenden Arbeit unserer Wissenschaftler. Mit dem Zentrum für Brandforschung haben wir eine in Europa einmalige Infrastruktur geschaffen, in der wir Grundlagenforschung mit hochrelevanten Anwendungen für den Bevölkerungsschutz verbinden. In Zeiten des Klimawandels, neuer Baustoffe und urbaner Verdichtung sind verlässliche Erkenntnisse wichtiger denn je, um Risiken besser zu verstehen und Sicherheit neu zu denken. Unsere Wissenschaftler leisten hier einen entscheidenden Beitrag. Als Technische Universität sehen wir es als unsere Aufgabe, nicht nur exzellente Wissenschaft zu ermöglichen, sondern auch Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln – im engen Austausch mit Praxis und Gesellschaft,“ betont die Präsidentin der TU Braunschweig, Angela Ittel.

"ZeBra einzigartig in Europa"


Während seines Besuchs erhielt Ministerpräsident Lies Einblicke in die verschiedenen Bereiche des Forschungsbaus mit Versuchshalle, Rauchgasreinigung, Messwarte und Labor. Herzstück ist die 23 Meter hohe Experimentierhalle. Mit seinem Fassadenprüfstand von bis zu zwölf Metern Höhe und einem Großkalorimeter für Freibrandversuche, wie zum Beispiel von Elektrofahrzeugen, Bussen oder auch von Hochvoltspeichern, sei das ZeBra einzigartig in Europa. Hier können Brände mit einer Wärmefreisetzungsrate bis zu 20 Megawatt unter realistischen Bedingungen untersucht werden.

Ministerpräsident Lies konnte sich während seines Besuchs selbst ein Bild davon machen, wie ein solcher Großversuch abläuft. Dazu hatte das Team von Professor Zehfuß eine mehrgeschossige Holzfassade entzündet. In dem Versuch zeigten die Wissenschaftler die Wirkung sogenannter Brandsperren. Auf diese Weise lässt sich die Brandausbreitung im Fassadenbereich wirksam begrenzen. In einem kleinskaligen Versuch wurde zudem eine Methodik zur Bestimmung zentraler Größen für das Brandverhalten und die Entzündung von Baustoffen demonstriert, die Eingang in Computermodelle finden. Die Simulationen können anschließend im Großversuch überprüft werden.

Wissenschaft trifft Feuerwehr


Angesichts neuer Bauweisen mit Holz, Hanf oder digital gefertigten Bauteilen wachse der Bedarf an verlässlicher Brandschutzforschung. Das ZeBra widmet sich genau diesen Fragen – interdisziplinär und praxisnah. Fachleute aus dem Bauingenieurwesen, der Chemie, der Verfahrenstechnik und weiteren Disziplinen arbeiten gemeinsam daran, Brandverhalten und Gefährdungspotenziale neuer Materialien zu verstehen.

Darüber hinaus erproben die Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr geeignete Löschtaktiken und Löschverfahren. So untersuchten sie in einem Großversuch zusammen mit der Feuerwehr Hamburg das Brandszenario einer über drei Stockwerke reichenden Holzfassade mit nachwachsenden Dämmstoffen. Die bei den Experimenten gewonnenen Daten fließen direkt in computergestützte Modelle ein, mit denen sich Brände künftig schneller und präziser simulieren lassen.