Braunschweig. Sommerliche Temperaturen bedeuten für geschwächte Venen eine große Herausforderung. Insbesondere die Beine fühlen sich meist unangenehm schwer an und schmerzen. Warum zu viel Wärme schlecht für die Venen ist und wie Betroffene trotz Sonne und Hitze möglichst gesund durch den Sommer kommen, weiß Dr. med. Hisham Kawara, Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik in der Stiftung Herzogin Elisabeth Hospital.
Beine leisten täglich Schwerstarbeit: 80 Prozent unseres Blutvolumens zirkuliert in den Beinvenen, die bis zu 1.500 Mal pro Tag „verbrauchtes“ Blut zurück zum Herzen transportieren. Diesen Bluttransport leisten Beinmuskulatur und Venenklappen gegen die Schwerkraft. Die Beinvenen verfügen im Inneren über zahlreiche herzwärts gerichtete Venenklappen, die wie Rückschlagventile wirken und dafür sorgen, dass das Blut im Bein auch nur herzwärts abfließen kann. „Bei hohen Temperaturen und schwachen Venen schließen die Venenklappen nicht mehr richtig und das Blut versackt in den Beinen. Dadurch sind die Venen ständig prall gefüllt“, erklärt Dr. Kawara. „Solch eine Funktionsstörung des Venensystems führt zu schweren Beinen. Zudem wird Flüssigkeit aus den Venen in das umliegende Gewebe durch die Venenwand herausgepresst und es kann zu einer durch Flüssigkeitsansammlung bedingten Schwellung, dem sogenannten Ödem, kommen.“
Als weitere Symptome einer Venenschwäche nennt der Gefäßchirurg Unruhegefühl in den Beinen, Druckempfindlichkeit in der Wade, sichtbare Venenerweiterungen (Krampfadern) oder Besenreiser sowie dunkelblaue Verfärbung des unteren Unterschenkels (Pigmentierung). Dr. Kawara: „Unbehandelt können diese Symptome langfristig zu komplizierten gesundheitlichen Schäden führen. Das reicht von einem offenen Bein (Ulcus cruris) und Venenentzündungen des oberflächlichen Venensystems bis hin zur tiefen Beinvenenthrombose.“ Daher gilt: Je früher Betroffene ärztlichen Rat einholen, desto geringer fallen mögliche Folgen aus.
Das tut Beinvenen an heißen Tagen gut
Jeder kann selbst etwas gegen Krampfadern und die von ihnen verursachten Beschwerden tun. So sollten Menschen mit entsprechender Veranlagung oder bereits sichtbaren Krampfadern ihre Beine bei sommerlichen Temperaturen nicht in die pralle Sonne halten. „Suchen Sie am besten den Schatten auf und gönnen Sie Ihren Beinen regelmäßig eine Abkühlung“, rät der erfahrene Gefäßchirurg. „Durch Abbrausen mit kaltem Wasser ziehen sich die Venen zusammen und das Blut fließt wieder besser. Um die Flüssigkeit aus den Beinen zu befördern, die Waden von unten nach oben – also in Richtung des normalen Blutflusses – abduschen.“
Betroffene, die im Sommer unter geschwollenen Beinen leiden, sollten regelmäßig Sport treiben. Vor allem für Menschen in sitzenden Berufen gilt Bewegung als wichtiger Ausgleich, denn sie aktiviert die Venenpumpe und kurbelt den Blutfluss an. Als besonders geeignete Aktivität empfiehlt Dr. Kawara Schwimmen: „Der Wasserdruck wirkt wie ein natürlicher Kompressionsstrumpf und unterstützt das Blut dabei, leichter abzuströmen – eine wahre Wohltat für die Beine.“ Einen positiven Effekt haben aber auch Radfahren, Spazieren oder Walking. Dabei gilt: Besser dreimal 20 Minuten als einmal eine Stunde.
Wer allerdings mit geschwollenen und schmerzenden Beinen zu kämpfen hat, sollte einen Arzt aufsuchen. Dieser entscheidet dann, ob Kompressionsstrümpfe oder eine andere Therapie sinnvoll sind. „Kompressionsstrümpfe verengen durch Druck von außen den Venendurchmesser und sorgen so für einen verbesserten Blut-Rücktransport zum Herzen. Schwellungen klingen ab und die Beine fühlen sich leichter an“, erklärt Dr. Kawara.
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