Mobiler Hoffnungsträger: Medizinische Versorgung für Namibias Dörfer

Die medizinische Versorgung in ländlichen Gegenden Namibias ist oft schwierig. Das Braunschweiger Fraunhofer-Institut hat nun eine Technologie entwickelt, um sie zu verbessern.

Die PreCare-Plattform wurde erfolgreich an die N/a’an ku sê Foundation übergeben: Marlice van Vuuren, N/a’an ku sê-Mitbegründerin und Geschäftsführerin (links), Frank Neumann, Teamleiter am Fraunhofer IST und Mitgründer von S Mile Solutions (zweiter v. links), Dr. Martin Hamann, Geschäftsführer von S Mile Solutions (rechts) und Rudie van Vuuren, N/a’an ku sê-Geschäftsführer (zweiter v. rechts) gemeinsam mit den Kindern der N/a‘an ku sê Primary School.
Die PreCare-Plattform wurde erfolgreich an die N/a’an ku sê Foundation übergeben: Marlice van Vuuren, N/a’an ku sê-Mitbegründerin und Geschäftsführerin (links), Frank Neumann, Teamleiter am Fraunhofer IST und Mitgründer von S Mile Solutions (zweiter v. links), Dr. Martin Hamann, Geschäftsführer von S Mile Solutions (rechts) und Rudie van Vuuren, N/a’an ku sê-Geschäftsführer (zweiter v. rechts) gemeinsam mit den Kindern der N/a‘an ku sê Primary School. | Foto: N/a’an ku sê Foundation

Braunschweig. Für viele Menschen in den abgelegenen Regionen Namibias ist der Weg zur nächsten Klinik oder zum nächsten Arzt ein kaum zu bewältigendes Hindernis. Besonders die indigene Bevölkerung, zum Beispiel die Gemeinschaft der San, leidet unter einer mangelnden medizinischen Betreuung. Mit einer technologischen Innovation möchte das Fraunhofer-Institut Abhilfe schaffen, wie es in einer Pressemitteilung berichtet.



Hohe Tuberkulose- und HIV-Raten, mangelnde Hygieneinfrastruktur und große Entfernungen erschweren eine präventive und therapeutische Versorgung. Nun bringt eine technologische Innovation Hoffnung: Die autarke PreCare-Plattform, montiert auf einem handelsüblichen Pick-up, soll eine medizinische Grundversorgung auch in entlegensten, schwer erreichbaren Gebieten verfügbar machen. Gestern übergaben Vertreter des Fraunhofer-Spin-off S Mile Solutions und des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST in einem feierlichen Rahmen einen Prototyp der mobilen Versorgungseinheit PreCare an die N/a’an ku sê Foundation.

So funktioniert die Plattform


Die PreCare-Plattform sei das Ergebnis intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft und der Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern in Südafrika und Namibia. Sie ist durch Solarstrom und Batteriespeicher sowie Wasseraufbereitungs- und Kühlsysteme vollständig autark, verfügt über Systeme zur Desinfektionsmittelherstellung und ermöglicht die Integration verschiedener Geräte für die medizinische Diagnostik und Kommunikationsmodule für die Telemedizin.

Dadurch entsteht eine mobile Arztpraxis, die grundlegende medizinische Untersuchungen, Impfungen sowie präventive und therapeutische Maßnahmen auch vulnerablen Gruppen jenseits der größeren Städte und Ortschaften zugänglich machen kann – unabhängig von Stromnetz, Wasserversorgung oder ausgebauten Straßen.

Erkenntnisse für weitere Forschung


Mit der Übergabe des Prototyps beginnt eine enge Zusammenarbeit der Fraunhofer-Gesellschaft und der S Mile Solutions mit der N/a’an ku sê Foundation. Während S Mile Solutions vor Ort das Fahrzeug und die Plattform bereitstellt, schulen die Fraunhofer-Institute die Mitarbeiter der Lifeline Clinic in der Anwendung der Plattform und der Technologien. Das geschulte Personal testet die Einheit anschließend im Feld unter realen Bedingungen und liefert kontinuierlich Daten und Feedback. »Die Erkenntnisse aus dem Feldtest und der Zusammenarbeit sind zentral für die Weiterentwicklung und Optimierung zukünftiger Plattformen und stärken den Transfer von Fraunhofer-Technologien in die Praxis«, erklärt Frank Neumann, Teamleiter am Fraunhofer IST und Mitgründer von S Mile Solutions.

Gesellschaftliche Wirkung


Unter dem Leitgedanken »Made in Africa for Africa« verfolgen die Fraunhofer-Institute für Schicht- und Oberflächentechnik IST und für Solare Energiesysteme ISE sowie die S Mile Solutions das Ziel, Produktion, Wartung und Betrieb mittel- bis langfristig in afrikanischen Ländern zu verankern, um dort die Wertschöpfung zu stärken und langfristig Fertigungsstrukturen aufzubauen. Lokale Expertinnen und Experten sollen mit der Technologie arbeiten, sie weiterentwickeln und eigenständig betreiben können. Die Zusammenarbeit mit der N/a’an ku sê Foundation zeige, wie wissenschaftliche Expertise, Ingenieurleistung und lokales Wissen zusammenwirken können, um eine konkrete gesellschaftliche Wirkung zu erzielen.

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