Braunschweig. Konkrete Pläne für den Bau der geplanten Stadtbahn legte der Fachbereichsleiter für Tiefbau und Verkehr bei dem Quatiersforum am Mittwochabend zwar nicht vor, er brachte jedoch die Straßenbahnplanung "Westliche Innenstadt" mit. Einer der partiellen Bahn-Routen stieß dabei auf den Widerstand einiger Händler.
Braunschweig soll eine Stadtbahn erhalten. Der Rat der Stadt hat im Dezember vergangenen Jahres 175.000 Euro für die Erforschung der Wirtschaftlichkeit des Stadtbahnausbaukonzeptes bewilligt. Derweil befindet sich die zuständige Behörde noch im Rechenprozess. Um einen möglichen Verlauf der Stadtbahn durch den westlichen Teil der Innenstadt zu erläutern, brachte der Fachbereichsleiter Klaus Benscheidt bei dem 9. Quatiersforum einen möglichen Trassen-Plan mit – den Verlauf über die Görderlingerstraße – Altstadtmarkt – Brabandtstraße – Bankplatz – Friedrich-Wilhelm-Platz. Anwesende Händler aus dem Gebiet sprachen sich mehrheitlich gegen den beschriebenen Verlauf aus.
Angst um die Zukunft der Geschäfte
Man habe Angst um wegfallende Möglichkeiten zur Entladung der LKW – die Geschäfte müssten schließlich beliefert werden, so einige Stimmen der Forumsteilnehmer. Da die Ladezonen auf der Görderlingerstraße bereits bei der vergangenen Straßensanierung weggefallen seien, bliebe derzeit nur das Entladen im laufenden Verkehr. Sollte noch ein zusätzliches Gleisnetz hinzukommen, würde sich regelmäßig ein Stau aus Autofahrern, Fahrradfahrern und LKW bilden, so die Bedenken der ansässigen Händler. Die Straße sei zu schmal für eine Bahn. Ein weiterer Einwurf aus dem Forum war der Flucht- und Rettungsweg – Löschfahrzeuge der Feuerwehr kämen im Bedarfsfall nicht an die zu löschenden Gebäude. Eine der Händlerinnen sagte, dass ihr Laden die Bauzeit "nicht überleben" würde. Ein anderer Zuhörer merkte an, dass die optionale Strecke auch einen Zulauf an Kundschaft bedeuten könne.
Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Friedrich-Wilhelm-Viertel, Jürgen Wolff, sorgte sich um die Zukunft des Viertels: "Was wird aus Altstadtmarkt, Bankplatz und der Friedrich-Wilhelm-Straße?" Das Viertel sei mehr als ein Gleisdreieck. "Straßenbahnräume sind Fluchträume", so Wolff. Er nannte als Bespiel die Friedrich-Wilhelm-Straße, die bahnbedingt in der Vergangenheit weniger Passanten und Laufkundschaft zu verzeichnen habe. Des Weiteren brachten betroffene Händler Bedenken wegen des anfallenden Lärms sowie der Beschaffenheit der oftmals in der Gründerzeit erbauten Häuser an.
Was braucht die Stadt – was braucht der Mensch?
Eine der Publikums-Stimmen betonte, dass man nicht versuchen solle aus einer mittelgroßen Stadt wie Braunschweig eine Großstadt wie Berlin zu machen. Ohnehin kämen die kaufkräftigen Kunden eher mit dem Auto aus der Region nach Braunschweig. Pro Stadtbahn, aber contra der vorgestellten Strecke zeigte sich Architekt Leonhard Pröttel. Gemeinsam mit der Initiative MoVeBS hat er ein Konzept für die "Stadt der Zukunft" und die darin integrierte Stadtbahn entworfen (BraunschweigHeute.de berichtete). Eine Ausstellung zeigt in mehreren Szenarien, wie die Bahn verlaufen könnte auch ohne unmittelbar an den Altbauten der Innenstadt vorbeizuführen. Das mögliche Szenario: eine Stadtbahn, die über die Güldenstraße verläuft. Bäume an den Straßenrändern, mehr Platz für Fahrradfahrer und Fußgänger ohne den Auto-Verkehr zu vertreiben. "Mit dieser Bahnstrecke über die Güldenstraße könnten wir aus einer Straße ohne Qualität eine Straße mit Qualität machen – und mit einer Stadtbahn", so Pröttel.
Fachbereichsleiter Klaus Benscheidt betonte, dass er die Anmerkungen der anwesenden Bürger und Unternehmer sammele und aufnehme. Ohnehin sei dieser Trassen-Plan ein Entwurf und kein konkretes Vorhaben. Mögliche andere Routen, wie die über die Güldenstraße, seien noch offen. Die Prüfungen gehen weiter. Gegen Ende Jahres erwartet man neue Erkenntnisse. Sollte ein Ratsbeschluss über eine der möglichen Strecken erfolgen, würde der Baubeginn frühestens 2018 beginnen.
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