Braunschweig. Das Städtische Museum zeigt im Altstadtrathaus, Altstadtmarkt 7, von Mittwoch, 15. November 2017, bis 8. April 2018 eine Sonderausstellung über die Zeit des politischen Umbruchs im Ersten Weltkrieg, insbesondere im Jahr 1916. Der Eintritt ist frei.
Als Teil der Ausstellungsreihe „Zwischen Herzogtum und Freistaat. Braunschweigs Weg in die Demokratie“ über die Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie steht die nun beginnende Ausstellung unter dem Titel „Sonst geht’s uns gut. Braunschweiger Biografien 1916“. Mit Fotografien, Briefen, Gemälden, Büchern, Ton- und Videoinstallationen, technischen Geräten und Spielzeug aus der damaligen Zeit erinnert die Ausstellung an den Alltag der Kriegsjahre in Braunschweig.
Als Begleitprogramm bietet das Städtische Museum donnerstags und sonntags jeweils um 15 Uhr Führungen durch die Ausstellung an. Führungen für Gruppen und Schulen sind nach Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Filme zur Geschichte des Ersten Weltkriegs werden am 19. und 26. November um 13 Uhr gezeigt, weitere Termine werden bekanntgegeben.
Für Schulklassen der Stufen sieben und acht gibt es auf Anfrage ausstellungsbegleitende Arbeitsmaterialien. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer (05 31) 4 70 45 04 oder per E-Mail an martin.baumgart@braunschweig.de.
Zum Hintergrund:
Als das Deutsche Reich am 1. August 1914 in den Krieg eintrat, galt die Devise „Mit Gott für Kaiser und Vaterland“. Im Berliner Reichstag stimmten die Abgeordneten aller Parteien geschlossen für die Bewilligung der Kriegskredite, auch die Sozialdemokraten. Die nationale Begeisterung überlagerte die aktuellen sozialen Spannungen und politischen Debatten. Der Glaube an einen schnellen militärischen Sieg sollte sich aber als krasse Fehleinschätzung erweisen. 1916 zeigt sich so ein vollkommen verändertes Stimmungsbild. Dieser Bruch spiegelt sich in mancher Biografie. Der jahrelange Kriegsalltag zermürbte Soldaten und Zivilisten gleichermaßen, machte schließlich revolutionärem Denken Platz und führte 1918 zum Ende der Monarchie in Deutschland. Der Erste Weltkrieg kostete weltweit mehr als neun Millionen Soldaten das Leben.
Auch bei den Braunschweigern verschwanden alle Illusionen schnell. Bereits kurz nach Kriegsausbruch gab es die ersten Meldungen über große Verluste. Die Traueranzeigen in der Tagespresse gehörten zum Alltag und Braunschweig verwandelte sich in eine Lazarettstadt. Zur Linderung der Not fanden sich viele private Initiativen zusammen. Große Probleme machte die Kriegswirtschaft. Es fehlte überall an Arbeitskräften, in der Industrie ebenso wie in der Landwirtschaft. Viele Arbeitsplätze übernahmen Frauen, die oft mit einer ständigen Doppelbelastung fertig werden mussten. In den letzten Kriegsjahren konnte jeder im Alter von 17 bis 60 Jahren zur Arbeit verpflichtet werden. Verschärfend hinzu kam die Lebensmittelrationierung. Insbesondere bei Kindern führte die Mangelernährung zu Krankheiten und Missbildungen. Die Protestbereitschaft der Bevölkerung wuchs. Die Kriegsindustrie schluckte riesige Geldmengen, der die Regierung mit Steuererhöhungen, Spendenaufrufen und Kriegsanleihen begegnete. Erstmals setzte die Oberste Heeresleitung das Medium Propagandafilm ein. Einer der ersten Frontberichterstatter war der Braunschweiger Kameramann Ewald Daub. An den militärischen Sieg glaubten immer weniger Menschen und fragten nach dem Frieden. Die Ausstellung möchte an den Alltag dieser Kriegsjahre in Braunschweig erinnern.
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