Neuer Einkaufsmarkt im Kanzlerfeld – Streit schwelt weiter

von Robert Braumann


| Foto: Kathrin Thies



Braunschweig. Der Konflikt dauert schon eine ganze Weile an – das Familienunternehmen Görge Discount GmbH möchte im Kanzlerfeld einen neuen Einkaufsmarkt mit einer Gesamtfläche von rund 1.200 Quadratmetern errichten. Das stößt bei der Bürgerinitiative auf Widerstand und sie hat dafür einige Gründe. BraunschweigHeute.de hat mit den Beteiligten gesprochen und arbeitet den Sachverhalt einmal grundlegend auf. 

Gehen wir dabei zuerst auf die Kritikpunkte der Bürgerinitiative (BI) ein. Die Meinung: Durch den neuen Markt würde Leerstand in der bestehenden Verkaufsfläche entstehen und zudem die letzte Grünfläche im Zentrum des Kanzlerfeldes unwiederbringlich versiegelt. Außerdem sei das Grundstück aufgrund seiner Lage inmitten eines Reinen Wohngebietes mit hohem Anwohnerschutz und seiner schlechten Bebaubarkeit nicht geeignet für ein derart großes Bauvorhaben, ist sich Katrin Thies von der BI sicher. Man könne nicht verstehen, warum der bereits vorhandene Markt nicht saniert werden könne. Hier wäre es nach Meinung der BI mit wenig Mitteln möglich gewesen die Verkaufsfläche auf 1000 Quadratmeter zu erhöhen.


Sanierung statt Versiegelung und Leerstand


Man könne nicht verstehen, warum die Stadtplanung die Entwicklung des bestehenden Zentrums ausbremst und so mittelfristig weitere Probleme provoziert. Dazu würde sich der Neubau in keinster Weise in das Stadtbild einfügen und die Grünflache - derzeit für eine Jugendeinrichtung vorgesehen - ist wertvoll für das Quartier. Es sind 80 Stellungnahmen gegen den Bebauungsplanentwurf bei der Stadt eingereicht worden. Man warte noch auf die Bewertung der Einwände. Katrin Thies sagt: "Wir brauchen im Kanzlerfeld Nahversorgung, keine überregionale Versorgung", mit dem neuen Laden werde aber genau das angestrebt. Besonders von der Stadt fühle man sich alleingelassen. Man habe das Gefühl, dass die Bürgerbeteiligung nur pro Forma stattfindet, und die sachlich begründeten Argumente vom Tisch gefegt werden. Man könne verstehen, wenn bei einem Neubau verschiedene Postionen gegeneinander abgewogen würden. Man wünsche sich das Ganze aber auf Basis von Recht und Gesetz und nicht nach rein privatwirtschaftlichem Interessen.

Ein Umbau sei nicht möglich


Dem entgegnet Otto Görge (Inhaber Görge Discount GmbH), dass der alte Görge Markt, der an der Bundesallee nur wenige Meter vom geplanten Neubau entfernt liegt, nicht nach heutigen Standards ausgebaut werden könne. Es sei wenn nur mit dem Einsatz von mehreren Millionen möglich gewesen, die Verkaufsfläche zu einem kleinen Teil zu erhöhen. Diese Möglichkeit sei aber nach einem Umbau eines anderen Anbieters in der Ladenzeile, in der sich auch der Görge-Markt befindet, nun aber auch nicht mehr möglich. "Die Fläche hätte aber so oder so bei weitem nicht ausgereicht, um ein angemessenes Verkaufssortiment anbieten zu können.", so Görge Der alte Markt sei einfach nicht mehr zeitgemäß.



Ein Neubau mit einer Fläche von mindestens 1.200 Quadratmetern wäre nötig, um alle Belange der Bürger vor Ort abdecken zu können. Eine Analyse habe zum Beispiel gezeigt, dass der Bedarf an Drogerieartikeln im Kanzlerfeld nur zu 37 Prozent gedeckt werden würde. Auch ein Getränkemarkt soll für die Kunden im entstehen, dies sei auf der jetzigen Fläche nicht möglich. Aktuell wären noch Kleinigkeiten zu klären, aber es seien alle Belange berücksichtig worden. Otto Görge ist sich sicher: "Der Markt wird eine Bereicherung für die Nahversorger werden"

80 Stellungnahmen werden bearbeitet


Auf Anfrage von BraunschweigHeute.de antwortete Adrian Foitzik (Pressesprecher, Stadt Braunschweig) auf die angemahnten Probleme der Bürgerinitiative: "Aus Sicht der Verwaltung sind die Bürger vor Ort durchaus gehört worden. Seit über einem Jahr gibt es Telefonate und auch einen Schriftwechsel." Dazu wurde eine Erörterungsveranstaltung abgehalten, auf der sich auch die Bürger hätten äußern können. Stadtbaurat Leuer hätte sich dazu in der Bürgersprechstunde mit dem Thema auseinandergesetzt. "Das dabei die Belange einiger Bürger nicht so berücksichtigt werden, wie von ihnen gewünscht ist durchaus vorstellbar. Die Verwaltung muss aber auch immer eine Gewichtung der Interessen vornehmen.", so Foitzik. Man habe sogar das Verfahren ausgesetzt, um einen anderen Investor zu finden, der vielleicht das alte Gebäude genutzt hätte, dies sei aber nicht machbar gewesen. Die Verwaltung habe Interesse daran, dass ein Nahversorger vor Ort bleibe. Da das Unternehmen Görge den Wunsch nach einem neuen Standort geäußert hat, um die Kunden bestmöglich versorgen zu können, müsse man immer abwägen. Die 80 eingegangenen Stellungnahmen der Bürger würden bearbeitet werden und bei den Bauplanungen Berücksichtigung finden. Die Verkehrssituation vor Ort wäre durch ein Gutachten überprüft worden und die Verträglichkeit sei nachgewiesen. Auch Probleme mit der Wasserleitung seien nicht zu erwarten, es müsse nur in der Planung beachtet werden. BraunschweigHeute.de bleibt für Sie an dem Thema dran und informiert über neue Entwicklungen.


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