Nord-Stream-Lecks: TU und DLR führten Messungen aus der Luft durch

Eine Schleppsonde untersuchte Methankonzentrationen in der Ostsee.

Die Mitarbeiter des Instituts für Flugführung und des THW Braunschweig bei der Verladung des HELiPODS in Braunschweig.
Die Mitarbeiter des Instituts für Flugführung und des THW Braunschweig bei der Verladung des HELiPODS in Braunschweig. | Foto: Sven Bollmann

Braunschweig. Am Mittwoch hat eine Hubschrauber-Schleppsonde der Technischen Universität Braunschweig in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über der Ostsee Methanmessungen vorgenommen. Das teilte die Universität am heutigen Freitag mit.


Zu Beginn vergangener Woche waren bekanntlich mehrere Lecks an den beiden Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 festgestellt worden, aus denen große Mengen Erdgas austritt. Der TU Braunschweig und dem DLR sei es nun erstmals gelungen, aus der Luft direkt vor Ort die Methankonzentrationen und Verteilung in der Nähe der Lecks der Pipelines zu vermessen. Sehr kurzfristig habe die UN-Agentur für Umweltschutz und das DLR beschlossen, Messungen zur aktuellen Konzentration und Verteilung von Methan über der Ostsee durchzuführen.

Einsatzauftrag kam kurzfristig


Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der TU Braunschweig griffen auf die die für atmosphärische Messungen vielseitig ausgerüstete Hubschrauber-Schleppsonde HELiPOD zurück. In enger Kooperation mit dem DLR habe das Institut für Flugführung (IFF) der TU Braunschweig dafür zwei Hubschrauberflüge ausgehend von der polnischen Küste bei Kohlberg gestartet. Falk Pätzold vom Institut für Flugführung hat bei den beiden Flügen die Messungen mit dem HELiPOD vorgenommen, der mit einem zusätzlichen Methaninstrument des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre bestückt wurde.

"Wir wussten vor dem Flug nicht, was uns dort über der Ostsee erwartet", sagte Pätzold. "Es war sehr spannend, im Hubschrauber die Daten zur Methan-Konzentration im Blick zu behalten, und dann in der Nähe der Lecks tatsächlich erhöhte Werte zu messen. Die vorgefundene Verteilung des Methans in der Atmosphäre wich teilweise von einfachen Modellvorstellungen ab und erforderte eine flexible Flugweganpassung während der Messflüge."

Methan könnte auch teilweise im Ozean bleiben


Nach ersten Schätzungen von Wissenschaftlern könnten innerhalb weniger Tage zwischen 100 und 500 Kilotonnen Methan ins Meer geströmt sein. Unklar ist derzeit noch, welcher Anteil des Methans davon im Ozean verbleibt, und wieviel Methan in die Atmosphäre entwichen ist. Die fünf Meter lange Schleppsonde HELiPOD wurde unterhalb eines Hubschraubers an einem 25 Meter langen Seil montiert. Der HELiPOD ist circa 300 Kilogramm schwer und vollgepackt mit modernen Sensoren zur Erfassung von verschiedenen Daten. Genutzt werden die Instrumente vor allem für meteorologische Messungen sowie Partikel und verschiedene Spurengase, wie auch Methanmessungen.

Die Schleppsonde kam bereits erfolgreich bei der MOSAIC-Expedition 2020 in der Arktis zum Einsatz. "Die Leistung der TU Braunschweig, innerhalb weniger Stunden und auf höchstem Niveau Messungen mit ihrem System HELiPOD anzubieten, ist außergewöhnlich. Es ist wichtig, dass Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Niedersachsen wie in diesem Fall Kompetenzen vorhalten, die sie kurzfristig für uns alle abrufen und einsetzen können", sagte Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur.

Sonde flog 50 Meter über dem Meer


"Wir konnten an den bekannten Stellen der Lecks mit den Methaninstrumenten im HELiPOD auf niedrigen Höhen bis hinunter auf etwa 50 Meter über dem Meer Daten sammeln", erklärte die Leiterin der Messkampagne Anke Roiger vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre. "Die detaillierten Messungen der Methankonzentration im Umfeld der Lecks werden uns helfen, die Ausbreitung der Methanemissionen aus den verschiedenen Lecks zu charakterisieren und somit die Schätzungen der Emissionsraten zu prüfen." Diese direkten flugbasierten Messungen in der Luft schlössen die Beobachtungslücke zwischen den Boden- und Satellitenbeobachtungen der letzten Tage, hieß es.


mehr News aus Braunschweig


Themen zu diesem Artikel


Gas Technische Universität Braunschweig