Obdachlosenhilfe in Corona-Zeiten: Malteser und "Eintracht hilft" auf Achse

Man hoffe, das Projekt auch nach der Corona-Krise weiterführen zu können.

Malteserin Jessica Krause hat mit ihrem Kollegen Christian Schmidt die Suppenausgabe fest im Griff
Malteserin Jessica Krause hat mit ihrem Kollegen Christian Schmidt die Suppenausgabe fest im Griff | Foto: Lukas/Malteser

Braunschweig. Zwei starke Partner helfen den Schwachen: Seit Karfreitag fahren der Versorgungsbus der Malteser Braunschweig und ein Bus der VW-Sportförderung im Rahmen des Projektes „In Eintracht für Obdachlose“ zu den Bedürftigen der Stadt und verteilen Suppe und Hygieneartikel, unterstützt vom Aktionsbündnis „Eintracht hilft“ des Fußballclubs Eintracht Braunschweig. Über einen Tag auf Reisen mit den Bussen berichten die Malteser in einer Pressemitteilung.


Alltagsmasken filtern Viren – doch gegen liebenswürdige Bestimmtheit haben sie keine Chance: „Bitte, greifen Sie zu“, lädt Jessica Krause einen Obdachlosen freundlich ein, während sie dem nächsten dahinter klarmacht: „Sie sind zu dicht auf, halten Sie bitte Abstand!“ Auch wenn sich das halbe Gesicht der freundlichen Malteser-Helferin hinter einem Mundschutz versteckt, so spricht ihre Stirn doch ganze Bände: Warmherzig, aber dennoch resolut steuert die 32-jährige Pharmaziestudentin an diesem Abend gemeinsam mit ihrem Malteserkollegen Christian Schmidt die Suppenausgabe an Obdachlose und Bedürftige und bekommt dafür so manches „Dankeschön“ zurück.

Suppe, Tee und Hygiene


Es ist Mittwochabend am sogenannten „Gabenzaun“ zwischen Karstadt Braunschweig und der Hochgarage des Kaufhauses. Zum neunten Mal sind die Malteser mit ihrem „Versorgungsbus“ hierhergekommen, um Obdachlose mit einer heißen Suppe, sowie Kaffee und Tee zu versorgen, während zwei Freiwillige des Aktionsbündnisses „Eintracht hilft“ Hygieneartikel verteilen. Nebeneinander, doch in gebührendem Abstand, haben sie ihre Tische aufgebaut, vor der sich schon Schlangen bilden. 30 Portionen Erbsen-Sellerie-Suppe zu jeweils einem halben Liter wird Krause am Ende des Abends an rund zwei Dutzend Bedürftige ausgegeben haben und auch Malteserin Marion van der Pütten mit ihrer Tochter Nele ist am Kaffeetisch gut beschäftigt. Sehr gefragt sind daneben Hygiene- und Pflegeprodukte, vor allem Toilettenpapier! Was man eben braucht, um auf der Straße überleben zu können.

So wie Eddy (Name geändert), der sich selbst als Alkoholiker bezeichnet und deswegen im Januar von seiner Freundin auf die Straße gesetzt wurde. Seitdem schlägt er sich irgendwie durch und freut sich jetzt auf eine heiße Suppe. „Gut, dass es dieses Angebot gibt“, sagt der Obdachlose - gerade jetzt, da das Betteln in der menschenarmen Innenstadt kaum noch etwas abwerfe.

Fußball hilft


Tatkräftige und finanzielle Unterstützung erhielt die Aktion von der Braunschweiger Ultragruppierung „Cattiva Brunsviga“, die 4.500 Euro spendete, und „Eintracht hilft“, die zu jeder Versorgungsbusfahrt zwei Freiwillige schickt, die die Hygieneartikel austeilen. 2.500 Euro gab auch der Braunschweiger Rotary-Club „Hanse“ dazu und VW unterstützt das Projekt mit einem Fahrzeug.

Die Fleischerei Neubauer hat eine „Spenden-Mettwurst“ kreiert, die pro verkauftem Exemplar 2,50 Euro für den guten Zweck abwirft. Darüber hinaus sei die Stadtverwaltung sehr hilfsbereit gewesen und habe manche bürokratische Hürde aus dem Wege geräumt, erzählt Hollander dankbar. So konnte der Dienststellenleiter das neue Malteser-Projekt am Karfreitag mit einem guten finanziellen Grundstock starten. Seitdem steuern die Malteser-Ehrenamtlichen samt Eintracht-Helfern an jedem Mittwoch- und Freitagabend die Braunschweiger Innenstadt an. Hygieneartikel bezieht das Projekt zu Sonderkonditionen von Edeka im „Brawo-Park“; die Suppe liefert, fertig portioniert, Andreas Weichelts „Suppenbar“. Während die Helferinnen und Helfer beim ersten Einsatz fünf Liter Suppe ausgaben, so sind es jetzt schon 15 Liter. Mit rund 200 Euro Kosten rechnet Hollander pro Einsatz.

Die Zeit nach der Krise


Frank Stautmeister, Stadtbeauftragter der Malteser Braunschweig und damit Leiter der ehrenamtlichen Malteserdienste dort, hofft, dass sich das Projekt „Versorgungsbus“ auch nach der Coronakrise langfristig etablieren lässt. „Wir lindern damit nicht nur echte Not, sondern können auch neue Ehrenamtliche für eine Mitarbeit bei uns gewinnen“, gibt sich der Stadtbeauftragte zuversichtlich.

Seine Hoffnung dürfte begründet sein, solange er Helferinnen wie Jessica Krause findet. „Sie können gerne noch eine zweite Portion Suppe haben“, bietet die junge Pharmazie-Doktorandin gerade einem Obdachlosen an – und lächelt mit den Augen!


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